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Presse + Fotos

Blinder Fleck (in Arbeit)
Kinofilm für eine Aufklärungskampagne über Organisierte rituelle Gewalt

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Wenn das Jugendamt eingreift

Pressetext:
„Kinder gehören zu ihren Eltern“ ist Charline Jakobi vom Jugendamt Essen überzeugt. Mit viel Aufwand versucht sie zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen, durch präventive Maßnahmen Eltern so zu unterstützen, dass eine Kindeswohlgefährdung gar nicht erst entsteht. Doch das gelingt nicht immer. Gegen Gewalt, sexualisierte Gewalt und Verwahrlosung kommt man nicht an, wenn die Eltern nicht einsichtig sind. Bei akuter Gefährdung werden Kinder sofort aus ihren Familien herausgenommen.
Eine Inobhutnahme bedeutet einen tiefen Einschnitt für die Familie und einen Schock für das betroffene Kind. Es wird in eine Kurzzeitpflegefamilie oder in eine Notunterkunft gebracht, und erst später kann die richtige Unterbringung gefunden werden – ein enormer Aufwand für die Sozialarbeiter der Jugendämter. Unterkünfte sind rar, und die Fallzahlen steigen. 2022 nahmen die Jugendämter in Deutschland mehr als 66.400 Kinder und Jugendliche vorübergehend aus ihren Familien. Das waren rund 18.900 Fälle oder 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch bis sich die Mitarbeitenden der Jugendämter tatsächlich durchringen, ein Kind in Obhut zu nehmen, versuchen sie mit Überzeugungsarbeit und ambulanten Familienhilfen, die gefährdeten Familien zu unterstützen. Jede Hilfsmaßnahme wird im Team besprochen. Keine Entscheidung wird allein getroffen. Dennoch schürt diese letzte Maßnahme bei Charline Jakobi immer auch Zweifel: Ist es der richtige Schritt, das Kind aus der Familie zu nehmen? Könnte man den Eltern nicht doch noch anders beistehen? Dabei stößt sie immer wieder an Grenzen. Die Privatsphäre der Familien muss geschützt bleiben. Der Datenschutz verhindert den Informationsaustausch. Bürokratie und eklatanter Fachkräftemangel erschweren die Arbeit noch zusätzlich. Wer im Jugendamt arbeitet, steht ständig unter Druck. Ihnen wird angelastet, grundlos übereilt Kinder aus ihren Familien heraus zu reißen. Doch wenn ein Kind aufgrund von Gewalttaten der Eltern stirbt, wie es in Essen 2019 geschehen ist, wird den Jugendämtern vorgeworfen, zu spät gehandelt zu haben. Die Abteilungsleiterin der Sozialen Dienste Essen, Susanne Schreinert, sagt: „Wir werden sowas nie 100%ig verhindern können, weil wir nicht 24 Stunden am Tag in den Familien sind“, und lächelt verlegen. „Wir machen es nie richtig.“

Wo Kinderseelen heilen – Kinderschutzhaus Sterneby

Pressetext:
Einer der Jungen rastet aus und schreit mal wieder viel zu laut. Wie fremdgesteuert packt Alicia, 15, ihren Koffer und haut ab. Nicht, weil es ihr im Hof Sterneby – ein Kinderschutzhaus für traumatisierte Kinder mit zehn Plätzen in Schleswig-Holstein – nicht gefallen würde, sondern weil das schon immer ihre Strategie gewesen ist, wenn zu Hause mal wieder lauthals herumgeschrien wurde und sie sich von den Beschimpfungen erniedrigt gefühlt hatte. „Das Abhauen ist meine Traumafolgestörung“, sagt Alicia. Andere Kinder schlagen plötzlich wild um sich, und die Betreuer haben alle Mühe, sie wieder zu beruhigen.
Mit inneren Programmen wie Aggressions- und Impulsausbrüchen, heftigste Depressionen oder gar Selbstverletzungen haben die Erzieherinnen auf Hof Sterneby laufend zu tun. Bei einer traumapädagogischen Zusatzausbildung haben sie gelernt, die inneren Strukturen der oft körperlich und seelisch schwer verletzten Kinder zu verstehen und die Trigger rechtzeitig wahrzunehmen, um ein entsprechendes Ausrasten möglichst zu verhindern. Oftmals werden sie selbst von ihren Schützlingen angegriffen, verbal oder sogar körperlich, und müssen das aushalten. „Dann ist es natürlich an einem selbst zu sagen, ja, das ist jetzt dieser Moment, diese Situation, die er hasst“, erklärt Anna Ingwersen. „Damit meint er nicht mich als Person.“
Alle diese Kinder mussten ihren Eltern entzogen werden und haben schon mehrere Unterbringungen hinter sich – von der Inobhutnahmestelle über die Kinder- und Jugendpsychiatrie bis hin zu Pflegeeltern und Kinderheimen – und je öfter man sie von einer Station zur nächsten abschiebt, desto schlimmer werden ihre Bindungsstörungen. Deshalb hat das Kinderschutzhaus Hof Sterneby den Anspruch, diese Kinder mitsamt ihren Symptomen langfristig zu begleiten und ihre Bedürfnisse nach Bindung und Nähe möglichst zu erfüllen, um sie so auf ein selbständiges, erfülltes Leben vorzubereiten. Diese traumasensible Pädagogik braucht einen hohen Personalschlüssel mit viel Zusatzausbildung und Supervision, kostet also viel Geld, bringt aber auch viel. Denn wenn traumatisierte Kinder diese intensive Zuwendung nicht bekommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie im Laufe ihres Lebens selbst zum Täter werden.

Hummeln im Hirn – ADHS bei Erwachsenen

Pressetext:
Bislang galt das Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätssyndrom ADHS als Kinderkrankheit, die sich im Laufe der Zeit ausschleicht. Irrtum! Bei 2/3 der Patientinnen und Patienten hält es an. Die beim Zappelphilipp bekannten Symptome von Unkonzentriertheit und schneller Ablenkbarkeit kehren sich bei den Erwachsenen weniger nach außen, eher nach innen, sind aber oft nicht weniger quälend: Unruhe, Ungeduld, eine oft aggressive Impulsivität. Schuld daran ist ein Mangel an Dopamin im vorderen Teil des Gehirns. Doch diese Mangelerscheinung birgt auch Vorteile. Denn wenn ADHSler ein Thema finden, das sie brennend interessiert, kippt die Unkonzentriertheit ins Gegenteil, sie können sich ganz und gar in eine Sache hineinversinken und alles andere ausblenden – Hyperfokus genannt. Dann agieren sie äußerst intelligent und kreativ.
„Ich habe ADHS, und das ist gut so“ sagt Milena Glimbovski aus Eberswalde. Mit 32 Jahren hat die gebürtige Russin bereits drei Unternehmen gegründet oder mitgegründet. Zum Beispiel die „Unverpackt“-Läden. Dafür wurde sie mehrfach ausgezeichnet, auch als Unternehmerin des Jahres. Und weil sie sich so sehr in Themen vertiefen kann, ist gerade ihr Buch „Über Leben in der Klimakrise“ erschienen. Sie schafft es also immer wieder, den Hyperfokus anzuschalten.
„Langeweile ist für ADHSler wie Folter“, meint Milena Glimbovski. So hat sie die Schulzeit empfunden. Erst mit 22 Jahren hat sie die Diagnose ADHS erhalten – Schock und Erleichterung zugleich. Endlich wusste sie, warum sie so anders war als andere. Warum man sie in der Schule Flummi genannt hatte. Warum sie zum Lehrerschreck wurde. Im Nachhinein wünscht sie sich, dass man das früher erkannt und behandelt hätte. Es hätte ihr die Schulzeit erheblich erleichtert. Trotz hoher Intelligenz hat sie nur ein mäßiges Abitur hingekriegt. Das Studium hat sie abgebrochen, sie konnte sich nicht auf zwei Dinge zugleich konzentrieren, auf ihr frisch gegründetes Unternehmen und die Lerninhalte.
Inzwischen konzentriert sie sich auf ihre journalistische Tätigkeit und auf ihren 4jährigen Sohn, den sie im Wechsel mit seinem Vater jede zweite Woche bei sich hat. Auch hier muss sie sehr aufpassen, dass sie sich nicht zu sehr ablenken lässt, sondern ihn stets im Auge behält. ADHS kann vererbt werden. Milena Glimbovski hofft, dass es ihrem Sohn erspart bleibt. Doch sollte er in der Schule Probleme bekommen, würde sie ihn sofort mit Medikation unterstützen, so dass der Dopaminhaushalt ausgeglichen wird.
Sie selbst nimmt kein Ritalin mehr. Sie will ihre Kreativität davon nicht beeinflussen lassen und hat gelernt, für Ausgleich und Entspannung zu sorgen – beim Malen und in ihrem Schrebergarten.

Alles unter Kontrolle? – Leben mit einer Zwangserkrankung

Pressetext:
Dominique aus dem Sauerland wird oft von Zwangsgedanken beherrscht. Am schlimmsten ist es für sie im Auto. Immer wieder bekommt die 24jährige Angst, sie könnte jemanden überfahren haben. Dann hält sie an und untersucht die Straße, das Auto, den Wegesrand, und traut sich kaum weiterzufahren. Zu Hause müssen die Elektrogräte mehrfach kontrolliert werden. Ist der Herd auch wirklich aus? Sie weiß, dass das absurd ist, doch wenn der Zwang sie beherrscht, handelt sie gegen ihren Willen. „Ich würde schon sagen, dass der Zwang die Kontrolle über mich hat und ich eigentlich so ziemlich machtlos dagegen bin“, sagt sie verzweifelt.
Margit aus Wien ekelt sich vor Schmutz. Deshalb darf außer ihrem Ehemann niemand in die Wohnung. Sie fährt auch ungern in die Stadt. Menschenmengen sind ihr zuwider. Auf ihren Wegen weicht sie undefinierbaren Flecken aus – es könnten Körperausscheidungen sein. Und der Gang zu einer öffentlichen Toilette muss unbedingt vermieden werden. Dann trinkt die 71jährige lieber den ganzen Tag nichts. Nur in der größten Not, bei Durchfall, überwindet sie sich. Dann wischt sie alle Türgriffe und Klodeckel mit Feuchttüchern ab, bevor sie die Toilette benutzt.
Jacqueline aus Bremen ist 25 Jahre alt und hat Skin Picking – eine psychische Erkrankung aus dem Umfeld der Zwangsstörungen. Das heißt, sie drückt immer wieder an ihrer Haut herum, bis sie sich entzündet. „Ich habe diesen starken Drang und muss das tun“, sagt sie, „dann falle ich wie in eine Trance“. Die Folge: Zahlreiche auffallende Hautstellen im Gesicht und am Dekolleté.
Zwangserkrankungen diktieren die Gedanken, das Handeln, die Zeitabläufe. Wenn man den Zwängen nachgibt, entsteht kurzfristig das Gefühl von Entlastung, Entspannung, innerer Ruhe. Doch bald darauf zwingt einen der nächste Gedanke zu unsinnigen Handlungen – ein Teufelskreis. „Menschen mit Zwangsgedanken fühlen sich häufig diesem Zwang ausgeliefert“, erklärt der Psychotherapeut Leonhardt Rau aus Duisburg, „sie versuchen, dagegen anzugehen, doch dieses Gefühl ist so stark, dass sie nicht anders können als immer wieder die Dinge zu kontrollieren“.
Margit erinnert sich, dass sie schon als Kind jedem Schmutz ausgewichen ist – Sandkiste, Rutsche, Kletterstange, das war nichts für sie. Später kamen die Kontrollzwänge dazu. Sie leitete einen Kindergarten, dort überprüfte sie stets alle Geräte, Wasserhähne, Lichtschalter. Später als Rentnerin wuchsen sich die Zwänge zu wahren Quälgeistern aus. Zuhause in der Wohnung musste sie oft 20 mal überprüfen, ob der Lichtschalter wirklich aus ist, dabei stand sie längst im Dunkeln. Und der Putzzwang verlangte, dass sie mehrmals täglich alles Besteck waschen, die Schubladen ausräumen und wieder neu einräumen und ebenso oft selbst duschen musste.
Für ihren Ehemann war das kaum mehr auszuhalten. Er musste zusehen, wie Margit immer penibler wurde und durfte sich selbst kaum noch in der Wohnung rühren. Sie waren kurz vor der Scheidung. Endlich fing Margit eine Therapie an. Nach sechs Jahren sind die Zwänge zwar nicht weg, aber sie sind besser händelbar. Heute müssen nach einem Einkauf noch immer alle Einzelteile abgewischt werden.
Bei Jacqueline hat sich das Skin Picking allmählich ins Leben eingeschlichen. Angefangen hat es während der Pubertät mit starker Akne. In der Schule wurde sie gemobbt, erst wegen ihrer Pickel, dann weil sie ihre Hautstellen hinter reichlich Schminke versteckte. Jacqueline dachte immer, dass es eine schlechte Angewohnheit wäre, doch seitdem sie weiß, dass es eine psychische Erkrankung ist, kann sie besser damit umgehen. In ihrem Blog dokumentiert sie die unterschiedlichen Zustände ihrer Haut. Am schlimmsten war es, als durch die Pandemie das Präsenzstudium an der Uni ausfiel und sie zu Hause allein dem Prüfungsstress standhalten musste.
Dominique ist ein Adoptivkind. In ihrer Familie fühlt sie sich gut aufgehoben, doch die frühe Verlusterfahrung führt dazu, dass sie mit Ungewissheit schlecht umgehen kann. Wahrscheinlich hat sie deshalb ihre Zwangserkrankung entwickelt. Doch sie will sich nicht länger von ihren Zwangsgedanken beherrschen lassen. Sie war gut zwei Monate in einer Klinik zur Behandlung. Seitdem geht es ihr besser. Jetzt braucht sie nur noch ambulante Therapie. Leonhardt Rau trainiert mit ihr beim Autofahren, ihren Zwangsgedanken nicht nachzugeben. „Es geht darum, die Zwangshandlungen zu unterlassen und damit eben auch zu erleben, dass diese unangenehmen Gefühle, die auftreten, von allein auch wieder irgendwann weggehen. Man gewöhnt sich daran.“ Für Dominique heißt das, dass sie weiterfahren soll, selbst wenn sie denkt, sie könnte jemanden überfahren haben. Dass sie die Handbremse nicht mehrfach kontrollieren soll. Und sie ist sehr erleichtert, dass all das heute wieder möglich ist.

Endlich null Promille – Frauen auf Entzug

Pressetext:
Erst alltäglicher Stress und Überforderung, dann noch Corona – bei manchen führten Angst und Homeoffice zu erhöhtem Alkoholkonsum. Zum Beispiel bei Rebekka. Die 43jährige Juristin hat am Ende 1 ½ Liter Bier und 2 bis 3 Liter Weißwein getrunken – jeden Abend.
Auch Lisa, 33, hat alltäglich getrunken, am liebsten Sekt. 2 Flaschen am Tag waren normal. Sie hat immer wieder versucht, den Alkoholkonsum zu reduzieren und nur noch „kontrolliert“ zu trinken, ist aber jedes Mal kläglich gescheitert. Nur während der Schwangerschaft hat es geklappt. Aber bald nach der Geburt hat sie ihre Tochter abgestillt, um endlich wieder trinken zu können.
Wie kommt man los vom Stoff? Und wie ist das Leben mit null Promille?
Die Journalistin Nathalie Stüben aus Rosenheim, 37, war Alkoholikerin und ist seit sechs Jahren trocken. Aus ihren Erfahrungen hat sie Podcasts entwickelt, die anderen Betroffenen den Ausstieg erleichtern. Lisa aus Norddeutschland hat diese Podcasts gehört und von einem Tag auf den anderen aufgehört zu trinken. Seit über einem Jahr rührt sie keinen Tropfen Alkohol mehr an und ist überaus glücklich und befreit. Auch ihr Mann ist erleichtert. Für ihn war der maßlose Alkoholkonsum seiner Frau kaum noch auszuhalten.
Manche der ehemals Alkoholabhängigen unterstützen Nathalie Stüben jetzt und machen mit bei Videoaufnahmen nach dem Motto: Raus aus der Anonymität. Auch Lisa ist dabei. Und Jenny, 44, aus dem Rheinland, die früher in der Punkszene regelmäßig mit viel zu viel Bier abgerutscht ist und noch sehr genau weiß, wie schlimm so ein Filmriss ist. Jetzt genießen Lisa und Jenny das Nachtleben auch mit alkoholfreien Cocktails.
Rebekka wurde regelrecht alkoholkrank: Schwitzen, Zittern, ständige Unruhegefühle, Entzugserscheinungen und heftige Schmerzen in den Beinen. Sie hat versucht, mit einem kalten Entzug vom Alkohol weg zu kommen und bekam dabei Herzrasen, Panikattacken, Halluzinationen und Todesangst. Sie musste den Versuch abbrechen und weiter Alkohol trinken. Da blieb ihr nichts anderes übrig, als doch in einer Klinik den Entzug durchzuführen. Das war nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte, die Entzugserscheinungen wurden medikamentös abgemildert. Jetzt ist sie zur weiteren Behandlung in der Klinik Tönisstein in Bad Neuenahr.
Allmählich erholt sich Rebekkas Leber, die hohen Werte nehmen ab. Ob sich auch die Nervenschädigung der Beine wieder rückbildet, ist noch ungewiss, sagt die Chefärztin Dr. Sandra von den Driesch. Körperliche Langzeitschäden durch Alkoholsucht sind bei Frauen weit höher als bei Männern. Dabei gleichen sich die Mengen des Alkoholkonsums von Frauen denen der Männer immer mehr an, auch wenn insgesamt in Deutschland etwas weniger getrunken wird als früher. Die Rückfallgefahr bleibt hoch. Nach einer Therapie greifen etwa die Hälfte aller Betroffenen zu Hause doch wieder zur Flasche.

Selbstbestimmt sterben – Sterbehilfe auf dem Prüfstand

Pressetext:
Die Schauspielerin Ursula Andermatt ist in Basel geboren und lebt seit fast vierzig Jahren in Berlin. Nun hat sie das zweite Mal Brustkrebs – die aggressivste Form. Die Metastasen sind weit gestreut. Sie bangt um jeden Tag Leben, der ihr noch möglich ist. Doch bevor es noch schlimmer wird, möchte sie ihr Leiden abkürzen. Ihr größter Wunsch ist es, selbstbestimmt zu sterben.
Zoraya ter Beek aus Oldenzaal in den Niederlanden ist erst 27 Jahre alt und hat den festen Willen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Von Kindheit an hat sie psychische Erkrankungen. Zahlreiche Therapien haben ihr nicht geholfen. Obwohl sie alles hat, wie sie sagt, – ein Haus, einen Freund, zwei Katzen – fühlt sie sich wie im Dunklen gefangen, entfremdet von sich selbst und allen anderen. Sie hat keine Energie mehr für das Leben, und es fehlt ihr jede Motivation, weiter darum zu kämpfen.
In den Niederlanden ist seit 20 Jahren Tötung auf Verlangen legalisiert. In Deutschland ist seit dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 ärztliche Suizidbeihilfe erlaubt, und zwar ohne dass eine schwere Krankheit oder hohes Alter vorausgesetzt sind. Allerdings muss mehrmals überprüft werden, ob der Entschluss zu sterben freiverantwortlich getroffen wurde und nachhaltig ist.
Doch es ist nicht einfach, einen Mediziner zu finden, der Sterbewilligen hilft, darauf gibt es keinen Anspruch. Es liegt im Ermessen jedes Arztes, ob er Suizidbeihilfe leisten mag oder nicht. Die an Krebs erkrankte Schauspielerin Ursula Andermatt ist von Bekannten auf den Internisten Dr. Michael de Ridder aufmerksam gemacht worden. Er setzt sich seit vielen Jahren für einen selbstbestimmten Tod ein.
Zoraya ter Beek wartet nur noch auf das Ergebnis ihrer Überprüfung. Den Ablauf ihres Todestages sowie die Einäscherung hat sie konkret vor Augen. Sollte ihr die Sterbehilfe nicht genehmigt werden, wird sie es selbst tun, sagt sie. Damit benennt sie eines der stärksten Argumente für eine geordnete Sterbehilfe, die einen brachialen Suizid womöglich auf Kosten anderer verhindert.
Mit ihrem Freund Stein ist Zoraya seit zehn Jahren zusammen. Für ihn ist es schwer, ihren Sterbewunsch nachzuvollziehen, doch er respektiert ihn, will nicht dagegen angehen, sonst würde er sie noch früher verlieren.
Professor Jim van Os von der Uniklinik in Utrecht ist Psychiater. Ihm begegnen immer wieder junge Menschen, die – wie Zoraya – mit dem Leben nicht klarkommen und sterben wollen – der Tod als Lösung ihrer Probleme. Er ist nicht grundsätzlich gegen Sterbehilfe, doch man müsste in einer intensiven Arzt-Patienten-Beziehung an dem psychischen Leiden arbeiten und gemeinsam Perspektiven entwickeln. Mit seiner konstruktiven Haltung konnte er einige Menschen aus dieser Spirale von Leiden und Todesgedanken herausholen.

Gewalt im Kreißsaal – Wenn die Geburt zum Albtraum wird

Nominiert für den Juliane Bartel Medienpreis 2022

Pressetext:
Wenn die junge Mutter Monika Kurpiers aus Hamburg an die Geburt ihrer Tochter zurückdenkt, steigt in ihr die Wut hoch. Sie fühlte sich von der Klinikärztin völlig übergangen: angefangen mit der PDA (Periduralanästhesie), die sie ausdrücklich nicht wollte, bis zur Saugglockengeburt, die vermutlich hätte vermieden werden können, wenn man ihr mehr Zeit gelassen hätte. Dazu ein äußerst ruppiger Ton.
Es ist ein Thema, das lange tabuisiert wurde: Fast jede zweite Frau erlebt während der Geburt ihres Kindes Momente physischer oder verbaler Gewalt. Immer mehr betroffene Mütter gehen mit Vorwürfen an die Öffentlichkeit. Sie nehmen es nicht länger hin, in einem Zustand großer Hilflosigkeit – immobil, an den Beinen fixiert und unter Schmerzen – übergriffig oder gewaltsam behandelt zu werden.
Den Opfern von Gewalterfahrungen im Kreißsaal ist ein Tag gewidmet, der „Roses Revolution Day“ am 25. November. Symbolisch legen Frauen Briefe und Rosen vor Kliniken ab. Damit soll eine Debatte angestoßen werden, um auf die belastenden Erlebnisse aufmerksam zu machen.
Der Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe Philippe Deruelle gibt zu, dass es auch im Universitätsklinikum Straßburg immer wieder Vorkommnisse gibt, die die Gebärenden als Gewalt empfinden. Entscheidend sei, Fehler zuzugeben, sagt er. Deshalb bietet die Leitende Hebamme Nadine Knezovic Gespräche zur Aufarbeitung der traumatisierenden Geburtserfahrung an. Leider würden viele Hebammen gar nicht mehr wissen, wie eine natürliche Geburt ohne jegliche medizinischen Eingriffe funktioniert, beklagt sie. Bei einer Geburt ohne PDA müssen sie die Schreie der Gebärenden aushalten.
Im anthroposophisch orientierten Kreißsaal des Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke wird alles dazu getan, Gewalt bei der Geburtshilfe möglichst zu vermeiden. Dazu gehört auch, vorab Traumaerfahrungen der werdenden Mütter abzufragen und zu erfahren, worauf die Hebammen bei jeder einzelnen Frau besonders achten sollen. Hier sind auch die Ärztinnen sehr darauf bedacht, wenn Eingriffe doch notwendig werden, sie möglichst achtsam durchzuführen. Denn die Chefärztin Anette Voigt hat selbst schlechte Erfahrungen bei der Geburt ihres ersten Kindes gemacht und dann das zweite lieber bei einer Hausgeburt zur Welt gebracht, aus Angst, sagt sie. Nun hat sie sich zur Aufgabe gemacht, sanfte Geburten auch im sehr viel sichereren Krankenhaus zu ermöglichen. Allerdings ist dies zu Zeiten großen Hebammenmangels oft schwer umzusetzen. Die Gebärende braucht dauerhaft ihre Ansprechpartnerin, und wenn die zeitgleich mehrere Geburten begleiten muss, kann es doch rasch zu einer sogenannten Interventionskaskade kommen: vom ständigen Messen der Wehen über die Geburtseinleitung bis hin zum Kaiserschnitt, der zumindest in Deutschland für die Kliniken rentabler ist als die langwierige natürliche Geburt.

Kinderpsychiatrie am Limit – Ärzte schlagen Alarm

Pressetext:
Amelie war immer ein aktives, sehr engagiertes Mädchen: Schultheater, Pfadfinder, Musikgruppe, dazu viele Freunde. Dann kam Corona, und all das, was Amelie wichtig war, ist mit dem Lockdown von einem Tag zum nächsten weggebrochen. Sie war wie viele Kinder dazu verdonnert, Zuhause zu bleiben. Jetzt ist die 17jährige schwer depressiv und suizidgefährdet. Zur Krisenintervention war sie 1 ½ Wochen auf der Akutstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Offenburg. Nun bräuchte sie dringend einen regulären Therapieplatz, doch die Chefärztin Dr. med. Reta Pelz muss sie auf irgendwann später vertrösten, sie hat kein Bett mehr frei – eine Katastrophe für das betroffene Kind und für die Ärztin, die laufend schwer erkrankte Kinder abweisen muss.
Laut einer bundesweiten Studie des Universitätsklinikums Hamburg fühlen sich 71 % der Kinder und Jugendlichen durch die Pandemie belastet, weil ihnen die Freunde fehlen, sie das Homeschooling anstrengend finden und es häufig Streit in den Familien gibt. Sie fallen aus ihrer Alltagsstruktur heraus und kommen plötzlich mit dem Leben nicht mehr zurecht. Ein Teil entwickelt schwerwiegende psychische Symptome: Angststörungen und Depressionen, Sozialphobien, und die Mädchen werden vermehrt magersüchtig. Sie alle brauchen dringend Hilfe in der Psychiatrie, doch die ist seit der Pandemie fast überall gänzlich überfüllt. In Offenburg wurden zeitweilig sogar Notbetten auf den Fluren aufgestellt. 41 Kinder und Jugendliche stehen auf der Warteliste, und die Wartezeit liegt inzwischen bei sechs Monaten – alles Kinder, die psychisch schwer erkrankt sind und eigentlich, wie nach einem Beinbruch, sofort Hilfe bräuchten. Deshalb hat das Leitungsteam um Reta Pelz Anfang des Jahres einen Brandbrief veröffentlicht. Ärzte und Psychotherapeuten schlagen Alarm und wollen darauf aufmerksam machen, dass die Corona-Politik die Folgen für Kinder und Jugendliche völlig übersieht. Sie brauchen mehr Mittel, mehr Plätze, und warnen dringend vor erneuten Schulschließungen im Herbst, damit nicht noch mehr Kinder seelisch erkranken.

Schwarzer Schatten – Serienmord im Krankenhaus

Pressetext:
Lebenslange Haft unter Feststellung der besonderen Schuld. Zu diesem Urteil kam im Juni 2019 das Landgericht Oldenburg und sprach damit den Krankenpfleger Niels Högel für 85 Morde schuldig – als größten Serienmörder der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. Das bewegende Sky Original „Schwarzer Schatten – Serienmord im Krankenhaus“ geht dem unvorstellbaren Verbrechen detailiert auf den Grund.
„Hinter jedem Mord steckt ein menschliches Schicksal“, sagt Producerin Anne Reißner (Kinescope) über die True Crime Dokumentation. Wenn man mit Angehörigen von Opfern spreche, werde deutlich, welches Leid diese Taten verursacht haben. In „Schwarzer Schatten – Serienmord im Krankenhaus“ kommen Hinterbliebene, ehemalige Kollegen und Freunde Högels, Experten, Ermittler, Anwälte sowie Prozessbeobachter zu Wort.

Schrei nach Liebe – Wie Kinder zu Systemsprengern werden

Pressetext:
Kinder, die um sich schlagen, Gegenstände zertrümmern, Erzieherinnen und Betreuer beleidigen, anspucken oder sogar körperlich angreifen und mit ihren Gewaltattacken andere Kinder in große Gefahr bringen, sind in Pflegefamilien und vielen Kinderheimen und Wohngruppen auf Dauer nicht zu tragen. Deshalb werden sie abgeschoben – in die nächste Wohngruppe, das nächste Heim, oder sie werden in die Kinder- und Jugendpsychiatrie gebracht, bis – oft nach langem Suchen erst – eine neue Unterkunft für sie gefunden wird, auf dass der Reigen von vorne losgeht. Die Betreuer sind völlig überfordert, die Jugendämter hilflos. Solche Kinder sprengen das Jugendhilfesystem.
Experten schätzen, dass in Deutschland 8.000 bis 13.000 Kinder so auffällig sind, dass sie häufig die Einrichtungen wechseln müssen.
Luca ist 9 Jahre alt. Schon als Säugling wurde er vom Jugendamt aus dem Elternhaus genommen – der Vater hatte ihn mehrfach heftig geschlagen. Dann wurde er in einer Notunterkunft für Kleinstkinder untergebracht, bis das Jugendamt meinte, eine Rückführung zu den Eltern wäre möglich. Und wieder war Luca schwerster Gewalt ausgesetzt – Spuren schlimmer Schläge an Rücken und Gesäß. Und wieder musste ein neuer Ort für ihn gefunden werden. Diesmal eine Pflegefamilie. Die allerdings war bald überfordert, denn Luca zeigte immer öfter schwerste Ausraster. Er richtete seine Aggressionen auch gegen deren leibliche Kinder. Also musste Luca wieder weg. Er kam in ein Kinderheim. Dort musste er sich gegen die anderen behaupten, trat und schlug um sich, wie es Zuhause für ihn üblich war. Mehrfach kam er in die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Enthemmte Kinder mit schweren Bindungsstörungen wie Luca haben leider eine sehr schlechte Prognose“ bedauert Frau Dr. Angela Nöldge, die Luca in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Haldensleben behandelt. „In der Therapie können wir immer nur an den Symptomen arbeiten, die Impulsivität runter schieben, Impulskontrolle einüben, Empathie den anderen gegenüber trainieren und dazu aggressionshemmende Medikamente verschreiben.“
Auf Empfehlung der Ärztin wurde Luca in eine etwas kleinere Wohngruppe verlegt. Auch hier re-inszeniert Luca seine Negativerfahrungen und verhält sich äußerst aggressiv. „An sich ist er ein lieber, netter, schlauer Junge, der halt nicht anders kann als auszurasten“, sagt Christoph Tarrach, der seit kurzem Luca als Einzelbetreuer zugestellt wurde.
Für die Betreuer ist es oft schwer, die andauernden Attacken – schlimme Beleidigungen und böswillige Angriffe – auszuhalten. Oft müssen sie Luca mit Gewalt auf dem Boden festhalten, um die anderen Kinder und sich selbst zu schützen – so lange, bis er endlich nachgibt. Nicht alle können nachvollziehen, dass es sich nach dieser Vorgeschichte und den vielen Wechseln um ein schwer traumatisiertes Kind handelt, das in jedem neuen Lebensumfeld austesten muss, wie weit es gehen kann. Ob die Betreuer ihn wieder rauswerfen. Oder ob es vielleicht doch jemanden gibt, der ihn aushält?
„Das ist eine Prüfung auf Belastbarkeit, geradezu ein Angebot, eine Beziehung einzugehen, was aufgrund der hohen Aggressivität oft nicht verstanden wird“, erklärt der Kinderpsychologe und Forscher Dr. Stefan Rücker. Man könnte auch sagen: Es ist ein Hilfeschrei. Ein Schrei nach Liebe.
„Ich habe mich ganz doll ungeliebt gefühlt, weil ich dachte, niemand möchte mich haben und niemand könnte mich aushalten“, erzählt Karla, die jetzt 20 Jahre alt ist und ihr Leben selbständig meistert. Auch sie wurde sehr früh ihren Eltern entzogen und hat drei Pflegefamilien und acht Wohngruppen durchlaufen. In der letzten hatte sie Glück. Das Konzept dort lässt nur sehr kleine Gruppengrößen bis maximal vier Kinder zu und besteht auf ausreichend Personal bis hin zu Einzelbetreuung, wenn es nötig ist.
„Unser oberstes Prinzip ist immer zu sagen, wir müssen den Kindern die notwendige Sicherheit geben“, erklärt Menno Baumann, Professor für Intensivpädagogik. „Also Kinder, die ausrasten, fühlen sich nicht sicher. Und wir müssen ihnen die Erfahrung vermitteln, du wirst von uns nicht überwältigt. Wir bleiben auch in Deinen Krisen bei dir und werfen dich nicht raus.“
Die Dokumentation von Liz Wieskerstrauch zeigt auf, dass letztlich nicht die Kinder das System sprengen, sondern weil das überforderte Hilfesystem für diese Kindern nicht frühzeitig einen adäquaten Platz findet, das ihren Bedürfnissen entspricht, werden diese Kinder zu Systemsprengern. Ein frühzeitiges Kontrollsystem und bundesweit kooperierende Jugendämter könnten solche unliebsamen Entwicklungen verhindern.

Ein Herz für Laura – Das lange Warten auf ein Spenderorgan

Pressetext:
Laura ist 33 Jahre alt und braucht ein neues Herz. Der sportlichen Sozialpädagogin aus Stuttgart blieb auf einmal die Luft weg – eine schwere Herzinsuffizienz wurde diagnostiziert. Nun kann sie kaum noch spazieren gehen, geschweige denn bergsteigen oder reiten. Das Schlimmste: Sie darf kein Kind bekommen. Ihr Herz würde diese Strapaze nicht überstehen. Auch eine Ansteckung mit Corona wäre lebensgefährlich für sie. So wartet sie auf ein Spenderherz. Doch in Deutschland ist die Spenderbereitschaft äußerst niedrig.
Vor der Bundestagsabstimmung Anfang 2020 zum Thema Organspende hat sich ihr Mann in einem aufrüttelndem Post auf Facebook und WhatsApp an die Öffentlichkeit gewendet. Etwa 1,8 Millionen Menschen haben auf diese Weise von Laura und ihrer Suche nach einem Herzen erfahren. Dennoch kam die Widerspruchsregelung im Bundestag nicht durch. Stattdessen soll die Entscheidungsbereitschaft der Bevölkerung durch Online-Registrierungen gestärkt werden. Bis alle Spenderwilligen registriert sind, dauert es Jahre. Laura wird das nicht mehr helfen. Der Arzt hatte ihr eine Prognose von eineinhalb Jahren gegeben – ein Schock für die junge Frau, die gerade mit der Familienplanung starten wollte, und für ihre Familie. Doch eine Organspende kommt erst infrage, wenn es Laura noch viel schlechter geht. Dann erst wird gezielt nach einem passenden Herzen für sie gesucht, auch europaweit. Allerdings kann es dann auch schnell zu spät sein. Laut Dr. Felix Schönrath vom Deutschen Herzzentrum Berlin schafft es etwa ein Drittel der Patienten auf der Warteliste nicht bis zur Transplantation
In Spanien dagegen sind es weniger als 5 %, die auf der Warteliste sterben. Hier ist die Spenderbereitschaft weit höher. Auf 1 Million Einwohner kamen 2019 in Spanien 48,9 Spender, in Deutschland lediglich 11,6. Deswegen hat der Experte für Nierentransplantationen Dr. Fritz Diekmann die Charité Berlin verlassen und arbeitet nun schon seit zehn Jahren an der Uniklinik Barcelona. Dort gehört die Organspende zur Versorgung des Patienten im Übergang vom Leben zum Tod selbstverständlich dazu.

Ärzte am Limit – Kostendruck statt Patientenwohl

Pressetext:
Die medizinische Versorgung in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Kliniken und Leistungszentren stellen das jeden Tag unter Beweis, gerade jetzt in der Corona-Krise. Doch es gibt auch enorme Schwächen im Gesundheitssystem, die Mediziner und Pflegepersonal immer häufiger ans Limit treiben. Schon lange vor der Corona- Pandemie berichten Ärzte und Ärztinnen, dass Profit oft mehr zählt als der Patient.
Die ZDFzoom Autoren Liz Wieskerstrauch und Robert Wortmann berichten von Belastungen und Notstand in den Kliniken. Dazu gehören wenig Zeit für die Patienten, chronischer Personalmangel und ein stark angestiegener Kostendruck.
Wie sich dieser Druck auswirkt, das hat die Ärztin Friederike Schlingloff erlebt. Sie hat viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet, und dann gekündigt. Heute arbeitet sie als Notärztin auf dem Rettungswagen und erzählt: „Dieses wirtschaftliche Denken in den Krankenhäusern, dass Geld erwirtschaftet werden soll mit Krankheiten, mit kranken Menschen das funktioniert eben nicht. Wenn ich als Notärztin arbeite, dann ist das eine großartige Freiheit für mich als Ärztin. Als Notärztin kann ich alles, was ich auf dem Auto habe an Ausrüstung, an Medikamenten verwenden wie ich das für richtig halte, ich kann mir auch so viel Zeit nehmen, wie ich für richtig halte für den Patienten. Als Notarzt habe ich das Gefühl das erste Mal als Arzt das zu tun was für den Patienten das Beste ist und auf nichts anderes achten zu müssen.“
Kostendruck und Personalmangel erlebt das medizinische Personal derzeit in der Corona Pandemie ganz besonders. Prof. Peter Rosenberger ist Ärztlicher Direktor an der Uniklinik in Tübingen, er fordert ein Umdenken: „Was ich mir wünschen würde, eine wirklich nachhaltige Veränderung der Arbeitswelt. Weniger monetär geprägt, weniger geprägt durch Prozesssteuerungen, finanzielle Hintergründe, sondern etwas mehr durch den Inhalt oder Krankheitsinhalt bestimmt. Vielleicht bleibt als Fazit von der Pandemie übrig, dass man in der Gesellschaft mal die Diskussion führt: Wie wichtig ist uns das Gesundheitssystem? Vielleicht ist es eben nicht nur ein Kostenfaktor, sondern vielleicht ist es ja eine ganz starke Säule der Gesellschaft, dass jeder keine Angst haben muss, gleich an einer Krankheit zu versterben.“Ein Jahr lang hat ZDFzoom Ärzte und Ärztinnen an Kliniken begleitet, die Dokumentation zeigt Kostendruck und Arbeitsbelastung vor und während der Corona-Pandemie.

Lucys Diamonds, Roman

Lucy, eine vielfach begabte und faszinierend schöne Frau, will aus Selbstschutz nicht wirklich wissen, welche Gewalttaten in der Kindheit ihre dissoziative Persönlichkeitsstörung verschuldet haben, und glaubt, ihre verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die „Diamonds“, gut zu beherrschen. Trotz schwerster Traumatisierung ist sie äußerst lebenstüchtig und zudem rührend im Umgang mit ihrer bald 5jährigen Tochter Amy.
Als Lucy ihrer Jugendliebe Tom wiederbegegnet, entflammt die Liebe zwischen beiden neu, trotz aller Hindernisse, die ihm Lucys innere Persönlichkeiten entgegenstellen: Leo der Halbstarke, Lucys Beschützer, will ihn loswerden, Lucile die Lüsterne mit ihrer ausgeprägten, in der Kindheit andressierten Sexualität, will ihn verführen. Doch es kommt noch schlimmer: Um diese aufkommende Liebe zu verhindern, wird ein innerer Feind aktiviert, der Lucy gnadenlos in einen selbstzerstörerischen Kampf führt, Amy in größte Gefahr bringt und Lucys mühsam errungene heile Welt zu zerstören droht.
Verlagsankündigung und Bestellung >>

Vom Wort zur Tat – Die Macht der Sprache

Pressetext:
Die Sprache, unser wichtigstes Mittel der Verständigung, wird zunehmend von Aggressivität geprägt – im Internet, in der Rhetorik rechter Politiker, in Bürgerprotesten auf der Straße, sogar im Bundestag. Seit dem Mord an dem Politiker Walter Lübcke im Juni 2019 ist die Frage nach dem Zusammenhang von Sprache und Gewalt stärker in den Fokus gerückt; eine Frage, die auch die Wissenschaft schon länger beschäftigt. Nach massiven Morddrohungen wurde Walter Lübcke vor seinem Haus erschossen. Erst die Worte, dann die Tat? Fördert die Verrohung der Sprache die Bereitschaft zu realer Gewalt?
Sprache als Waffe – der Film erkundet die Mechanismen und Auswirkungen von aggressiver Sprache auf unser Wahrnehmen und Handeln. Wissenschaftliche Tests im Sprachlabor der FU Berlin unter Leitung des renommierten Neurowissenschaftlers Friedemann Pulvermüller zeigen, wie Sprache im Gehirn verarbeitet wird und dabei unbewusste Handlungsmuster hervorruft. In Karlsruhe analysiert der Sprachphilosoph David Lanius das Parteiprogramm der AfD und schildert die charakteristischen Merkmale der rechten Rhetorik, in Leipzig untersucht die junge Sprachwissenschaftlerin Nancy Grochol die Sprachbilder in den Reden rechter Politiker Wort für Wort, ergänzt durch animierte Illustrationen dieser sprachlichen Bilder.
Die sprachliche Verrohung zeigt sich massiv im Internet. Hatespeech ist zu einem ernsten, die Demokratie gefährdenden Problem geworden. Staatsanwalt Christoph Hebbecker von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen die Verfasser von Hass und Hetze, gegen Aufrufe zur Gewalt – immer auf dem schmalen Grat zwischen Meinungsfreiheit und Strafbarkeit. Hebbecker beklagt, dass er nur einen Bruchteil der strafrechtlich relevanten Inhalte im Netz ermitteln kann, weil die Betreiber großer Internetplattformen nur unzureichend Daten weitergeben. Der Staatsanwalt sieht einen erheblichen Verbesserungsbedarf für Hatespeech-Strafverfolger wie ihn. Immerhin – auch die Regierung hat das Problem erkannt und ein neues Gesetz gegen Hatespeech auf den Weg gebracht, das die Behörden nach und nach mit mehr Kompetenzen ausstatten soll.
Auch der Blogger und Autor Schlecky Silberstein erhält auf seine ironisch-satirischen Videoclips regelmäßig Morddrohungen. Silberstein fragt sich, woher dieser Hass kommt und schildert die Mechanismen, die im Internet zum Sinken von Anstand und Respekt führen – bei Usern ganz unterschiedlicher Couleur. So werden auch AfD-Politiker oft zum Opfer verbaler Gewalt. Anonymität und Kostenfreiheit im Netz machen es den Verfassern von Hassbotschaften zu leicht, sagt Silberstein. Die Gesetze müssen dringend angepasst werden, lautet auch sein Fazit.
In Dresden begleitet der Film zwei Rentner, die an der Initiative „Deutschland spricht“ teilnehmen. Das von der ZEIT ins Leben gerufene Projekt fördert die Bereitschaft, mit Andersdenkenden ins Gespräch zu kommen und ihre Meinung zu akzeptieren. Jeder Einzelne kann so auch persönlich für ein friedlicheres Miteinander sorgen – wenn er die Sprache nicht als Kampf versteht, in dem es um Sieg oder Niederlage geht, sondern um Kompromisse und Respekt.

Wenn Kinder Täter werden – Was tun mit straffälligen Minderjährigen?

Pressetext:
Ob, wie im Spielfilm, ein Obdachloser im Affekt erstochen wird, oder ob Jugendliche mit massiven Gewalttaten auffällig werden – schnell werden härtere Strafen gefordert. Doch was bringen Strafen wirklich? Und warum werden Jugendliche straffällig?
Tom hat gut zwei Jahre Jugendhaft hinter sich und steht kurz vor der Entlassung. Die ersten Tage waren die schlimmsten – in einer fast leeren Zelle eingesperrt sein allein mit sich und seiner Geschichte: Stress Zuhause, mit neun ins erste Kinderheim, ständige Wechsel, dann der falsche Freundeskreis und jede Menge Alkohol. Da wurden die Fäuste zur Waffe – immer wieder. Ähnlich Mario. Auch er war schon als Kleinkind hin- und hergerissen zwischen den getrenntlebenden Eltern. Niemand hatte Zeit für ihn. Mit 12 die ersten Schnapspartys. Schule abgebrochen. Ausbildung abgebrochen. Drogenkarriere. Knast. Den Rest sitzt er in einer stringent geführten Jugendwohngemeinschaft ab, in der man ihm mit viel Arbeit und einer ganzen Portion Zuwendung Struktur beibringt – idyllisch an einem See gelegen. Doch die Freiheit hineinzuspringen muss er sich erst in einem Stufensystem allmählich erarbeiten. Wer nicht funktioniert, geht sofort zurück ins Gefängnis.
Daniel hat schon mit acht Jahren kleine Mädchen vergewaltigt – aus Machtgelüsten. Seit drei Jahren lebt er jetzt in einer Wohngruppe für sexuell auffällige Jugendliche – eine strenge Erziehungsanstalt. Vor allem hier ist es sehr wichtig, Empathie, also Mitgefühl mit dem Opfer zu erlernen – der beste Schutz vor Rückfälligkeit! Daniels Mutter unterstützt alle Erziehungsmaßregeln und setzt sich immer wieder mit ihrem Sohn über seine Taten auseinander. Andere Eltern wollen von ihren Kindern nichts mehr wissen, was die Straffälligkeit oft erst recht verstärkt.
Das Jugendstrafrecht will nicht Strafe und Sühne, es will Erziehung und Resozialisierung. Dafür gibt es zahlreiche Sanktionsmöglichkeiten, die die Richter ausschöpfen. Nur wenn gar nichts mehr geht, ist eine Gefängnisstrafe angesagt. Und selbst dort, im Jugendgefängnis, gehen erzieherische Maßnahmen vor. Doch der beste Schutz vor Straftaten, darauf bestehen alle Experten – Kriminologen, Gutachter, Polizisten – ist die Prävention. Also hinschauen, wenn in den Familien etwas schief läuft, aufmerksam sein, wenn Kinder schon im Schulalter besonders aggressiv auffallen, rechtzeitig pädagogische Maßnahmen ergreifen, und bei ersten Delikten sofort reagieren. Die Polizei in Hamburg hat extra dafür eine Abteilung für Jugendschutz eingerichtet – Polizeibeamte, die wie Sozialarbeiter mit den Jugendlichen sprechen, sie sowohl kontrollieren, als auch ermahnen und sie beraten, wenn es um die Folgen ihrer Taten geht. Und zur Not muss mal ein Aufenthaltsverbot für einen bestimmten Bezirk oder Tatort ausgesprochen werden – eine sehr wirkungsvolle Maßnahme.
Die Dokumentation von Liz Wieskerstrauch klärt über Gewaltkriminalität von Kindern und Jugendlichen sowie deren Strafmündigkeit auf und zeigt in mehreren Fallgeschichten eindringlich, wie Kinder zu Tätern werden und wie die Gesellschaft damit umgeht. Auch die Opferseite wird erzählt – mit einem Obdachlosen, für den Gewalterfahrungen ähnlich denen im Spielfilm alltäglich sind, und mit einer 16jährigen Schülerin, die von einer Jugendbande grundlos zusammengeschlagen wurde.

Kampf ums Kind – Trennung und ihre Folgen

nominiert für den Deutschen Sozialpreis 2021

Pressetext:
Wenn die Liebe aus ist und sich Eltern trennen, muss auch geregelt werden, wie die gemeinsamen Kinder in Zukunft leben und betreut werden sollen.
Die meisten Mütter und Väter schaffen das gut und erziehen die Kinder weiterhin gemeinsam. Aber bei einigen Paaren beginnt nach der Trennung ein erbitterter Rosenkrieg. Auch um die Kinder. Je größer die Verletzungen beim verlassenen Elternteil, umso größer ist manchmal auch der Wunsch, dem Ex-Partner das Kind zu entziehen. Ich war so verletzt, gibt eine Mutter zu, so voller Hass, dass ich mich auf diese Weise gerächt habe. Was das für unsere Kinder bedeutet, habe ich überhaupt nicht bedacht. Jetzt tut es mir leid.
Meistens sind es Väter, die den Kontakt zum Kind auf diese Weise verlieren, etwa 10% auch Mütter. Der Entfremdungsprozess beginnt häufig damit, dass vereinbarte Treffen abgesagt werden, dass Wochenendbesuche ausfallen, dass Anrufe nicht entgegengenommen und Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke zurückgeschickt werden. Und das, obwohl doch ein gemeinsames Sorgerecht vereinbart wurde. Mich um mein Kind zu kümmern, ist nicht nur mein Recht, sondern auch meine Pflicht, beklagt einer der Väter. Aber das ist nicht erwünscht. Ich soll nur zahlen, mich ansonsten aber raushalten. Dabei braucht mein Sohn auch seinen Vater.
Die betroffenen Eltern gehen zum Jugendamt und zum Familiengericht, bemühen sich um Regelungen und bekommen Recht. Doch das nutzt wenig, wenn der andere Elternteil weiter dagegen ist und sich das Kind irgendwann selbst einem Besuch verweigert, weil es entsprechend manipuliert wurde. Dann geht der Kampf in die nächste Runde, in die nächste Instanz bis zum OLG, während sich die Verfremdung nur noch mehr verfestigt. Die Leidtragenden sind nicht nur die entrechteten Eltern, sondern vor allem die Kinder selbst. Sie werden unbewusst zu Komplizen des die Entfremdung forcierenden Elternteils und übernehmen die Gefühle desjenigen, mit dem sie den größten Teil der Zeit verbringen. Aus Angst, diesen auch noch zu verlieren. Ich hatte solche Schuldgefühle, sagt ein vom Vater massiv unter Druck gesetzter Junge, der seiner Mutter sagen musste, dass er sie nicht mehr besuchen will. Er leidet bis heute unter Depressionen und Angststörungen, kann nicht nein sagen und vertraut seiner eigenen Wahrnehmung nicht.
Solch dramatische Entwicklungen kommen ausgesprochen häufig vor. Laut den Forschungen des Psychologen Dr. Stefan Rücker von der Universität Bremen gibt es pro Jahr 120.000 Scheidungskinder und 80.000 Trennungskinder unverheirateter Elternpaare – in Summe also etwa 200.000 Kinder, die von der Trennung ihrer Eltern betroffen sind. 10 – 15 % von ihnen verlieren zu einem von ihnen den Kontakt ganz – ein Verbrechen an der Seele der Kinder.
In der Dokumentation von Liz Wieskerstrauch erzählen betroffene Väter und Mütter von ihrem großen Schmerz und was es bedeutet, das eigene Kind nicht mehr zu sehen. Und inzwischen erwachsene Kinder erklären die Not, in der sie sich in ihrem Loyalitätskonflikt befunden haben, und welche Auswirkungen das auf ihr Leben hat.
Um die Entfremdung eines Elternteils zu verhindern, helfe nur, rechtzeitig, also direkt nach der Trennung, zu intervenieren, sagt Stefan Rücker. Getrennte Eltern sollten sich Hilfe holen und eine Mediation in Anspruch nehmen, damit sie lernen, trotz Trennung ihre Elternschaft gemeinsam wahrzunehmen, egal ob die Kinder und Eltern im Residenzmodell oder Wechselmodell leben.
Derzeit wird vom Bundesjustizministerium eine Reform des Sorge- und Umgangsrechts entwickelt, bei dem die Rechte der Väter künftig gestärkt und die Bedürfnisse der Kinder nach beiden Eltern mehr in Geltung gebracht werden sollen. Doch auf eine verpflichtende Beratung konnten sich die Experten nicht einigen.

Alles außer gewöhnlich: Sehr große und sehr kleine Menschen

Pressetext:
Eine ungewöhnliche Körpergröße ist manchmal mit körperlichen Problemen und psychischem Stress verbunden. Eine Wachstumsstörung kann auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen und sollte untersucht werden.
Auch wenn Körpergröße überwiegend genetisch bedingt ist, zu 20 Prozent hängt sie von Umwelteinflüssen wie Lebensstandard und Ernährung ab – das haben Zwillingsstudien ergeben. Wenn eine Stoffwechselerkrankung die Ursache ist, können Hormone das Wachstum anregen oder bremsen.
Kleine Jungen fühlen sich oft nicht ernst genommen. Mädchen macht es eher zu schaffen, wenn sie viel größer als sind als alle – wie die 12jährige Gretha aus Havelberg. Auch ihre Eltern sind beide sehr groß, Grethas Wachstum ist also genetisch bedingt. Der Endokrinologe Klaus Mohnike von der Universitätsklinik Magdeburg hat dem Mädchen Östrogen als Wachstumsbremse verschrieben. Jetzt wird sie „nur“ etwa 1,82 m groß werden, statt sonst über 1,90 m. Doch solche Behandlungen können gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen haben. Urs Eiholzer vom Pädiatrisch-Endokrinologischen Zentrum Züricher ist daher der Meinung: „Es gibt keinen medizinischen Grund, um Wachstum zu stoppen.“  Eine sehr große Körpergröße sei letztlich lediglich eine Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz.
Eine deutliche Wachstumsverzögerung hingegen kann auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. So hat Urs Eiholzer bei dem kleinwüchsigen Neri, der über Bauchschmerzen und Antriebslosigkeit klagte, im Alter von acht Jahren eine Schilddrüsenerkrankung sowie Zöliakie als Ursache für seine Wachstumsstörung diagnostiziert. Seit Neri ärztlich behandelt wird, holt sein Wachstum auf und sein allgemeines Wohlbefinden hat sich deutlich verbessert.
Kleinwüchsige erleben viele Unannehmlichkeiten, die ihnen den Alltag erschweren: Kleidung ist zu groß, Tische, Stühle und Regale zu hoch. Viele Dinge im Alltag sind unerreichbar. Wer besonders klein ist, braucht oft teure Spezialanfertigungen, zum Beispiel bei Autos. Kleinwuchs kann zahlreiche Ursachen haben. Manchmal können Hormone helfen, oft aber auch nicht. Dann entscheiden sich manche Betroffene für eine aufwendige Operation zur Beinverlängerung.  Zum Beispiel bei Rainer Baumgart im Zentrum für korrigierende Extremitätenchirurgie in München. Der Achondroplasie-Patient Ralf Hebold aus Magdeburg hat diese genetische Krankheit seiner Tochter Judy weitervererbt. Er selbst hat als Jugendlicher eine Streckungsoperationen erfahren und ist sich nicht sicher, ob Judy auch einen solchen Eingriff über sich ergehen lassen soll.Der Film„Alles außer gewöhnlich: Sehr große und sehr kleine Menschen“ ist in Zusammenarbeit mit der 37 Grad-Redaktion entstanden und zeigt die medizinischen Hintergründe zur 37 Grad-Reportage „Nie auf Augenhöhe – Von kleinen und großen Menschen“.

Nie auf Augenhöhe – Von kleinen und großen Menschen

Pressetext:
Zu groß oder sehr viel zu klein zu sein, ist für viele Mädchen und Jungen mit körperlichen Problemen und psychischem Stress verbunden. Klein- und Großwüchsige müssen damit leben, angestarrt zu werden. Kleine Jungen werden oft nicht ernst genommen und sind beim Sport benachteiligt. Mädchen macht es eher zu schaffen, wenn sie viel größer als die anderen sind und auf die Lehrerin herabschauen müssen, wie die 12jährige Gretha aus Havelberg. Auch ihre Eltern sind beide sehr groß, Grethas Wachstum ist also genetisch bedingt. Der Endokrinologe Klaus Mohnike von der Universitätsklinik Magdeburg hat dem Mädchen Östrogen als Wachstumsbremse verschrieben. Jetzt wird sie „nur“ etwa 1,82 m werden statt sonst über 1,90 m. Ihr Bruder Alexander wurde mit Testosteronspritzen behandelt. Er ist 1,98 m statt 2,10 m groß geworden.
Doch solche Behandlungen haben auch Risiken und Nebenwirkungen, und die Eltern müssen sich fragen, ob die paar Zentimeter, die man spart, dieses Risiko wert sind. Denn letztlich ist es eine Frage von Normen, beziehungsweise der Akzeptanz von Abweichungen.
Kleinwüchsige erleben viele Unannehmlichkeiten, die ihnen den Alltag erschweren: Ärmel und Hosenbeine sind zu lang, Tische und Regale zu hoch, Fahrkartenschalter, Türklinken und Klingeln unerreichbar, und wer besonders klein ist, braucht oft teure Spezialanfertigungen, zum Beispiel bei Autos. Kleinwuchs kann zahlreiche Ursachen haben. Manchmal können Hormone helfen, oft aber auch nicht. Dann stehen schmerzhafte Operationen zur Beinverlängerung bei Rainer Baumgart im Zentrum für korrigierende Extremitätenchirurgie in München an. Der Achondroplasie-Patient Ralf Hebold aus Magdeburg hat diese genetische Krankheit seiner Tochter Judy weitervererbt. Er selbst hat als Jugendlicher solche Streckungsoperationen erfahren und hofft nun, dass Judy wenigstens 1,45 m wird und ihr diese Operationen erspart bleiben.
Auch in der Schweiz wird seit Jahren an Wachstumsstörungen geforscht. Urs Eiholzer vom Pädriatrisch-Endokrinologischen Zentrum in Zürich geht davon aus, dass das Wachstum nicht nur von Hormonen, sondern auch durch Muskelbewegung beeinflussbar ist. Bei vielen Jobs, z. B. bei der Polizei, werden Mindestgrößen – je nach Landesvorgabe – zwischen 1,60 m und 1,65 m verlangt. Insgesamt hat die Menschheit seit dem Mittelalter etwa einen Kopf zugelegt.

Tatort Kinderzimmer

Pressetext:
Laut Polizeistatistik starben 1918 in Deutschland 136 Kinder an den Folgen von Gewaltanwendung. In über 4000 Fällen wurde wegen Verdacht auf schwere Kindesmiss­handlung polizeilich ermittelt – die Dunkelziffer liegt weit höher, schon deshalb, weil dies viel zu selten angezeigt wird. All diese Kinder tragen Spuren von Gewalt mit sich: Prellungen und Knochenbrüche aus dem Affekt, sowie Bisswunden oder Verbrennungen, die ihnen – wie im Spielfilm – zur Strafe vorsätzlich zugefügt werden und zu schlimmen Narben an Körper und Seele führen.
Professor Dr. Kathrin Yen ist Rechtsmedizinerin an der Universitätsklinik Heidelberg. Sie erkennt, ob ein Bluterguss tatsächlich, wie gern behauptet wird, von einem Sportunfall stammt, oder der blaue Fleck hinterm Ohr doch die Spur einer Misshandlung ist. Kathrin Yen und ihre Assistenzärztin arbeiten eng mit der Polizei zusammen. Gemeinsam rekonstruieren sie den Tathergang, um festzustellen, ob die Begebenheiten vor Ort mit den Behauptungen der Eltern übereinstimmen – oft wichtige Indizien für die Anklage vor Gericht. Doch eine flächendeckende Versorgung gibt es nicht. Dabei wäre es wichtig, dass schon bei geringsten Anzeichen von Gewaltanwendung Rechtsmediziner hinzugezogen werden, um Beweise zu erheben und weitere Kindesmisshandlung zu unterbinden. Nur so lässt sich die Spirale der Gewalt beenden. „Da muss man rechtzeitig einschreiten“, fordert Kathrin Yen, „weil die Gewalt weitergeht, wenn es nicht erkannt wird“.
Auch bei Valentino aus Brandenburg hat eine Rechtsmedizinerin den Nachweis geführt, dass seine inneren Verletzungen die Folgen eines Schütteltraumas sind. Er wäre beinah daran gestorben – wie im Spielfilm. Der Vater hat geleugnet, das drei Monate alte Baby geschüttelt zu haben. Seit diesem Vorfall lebt die Mutter mit ihren Zwillingen allein – und hat täglich den Vergleich zwischen dem schwerbehinderten Valentino und der gesunden Lilly vor Augen.
Mannheim – hier arbeitet das Kinderschutzteam des Jugendamtes eng mit den Kinderärzten im Universitätsklinikum zusammen, und mit der Rechtsmedizin aus Heidelberg. Wenn Sozialarbeiter Manuel Lehner eine Meldung mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung erhält, fährt er nach einer kurzen Teambesprechung zusammen mit einer Kollegin los, um das Kind zur Notaufnahme zu bringen – immer im Vier-Augen-Prinzip. Vorab werden die Kinderärzte alarmiert und auch gleich eine der Kolleginnen aus der Rechtsmedizin Heidelberg herbeigerufen. Gemeinsam mit einer Psychologin wird das Kind auf Gewaltspuren untersucht, diese werden detailliert dokumentiert, und die Sozialarbeiter müssen – je nach Schwere der Gewaltanwendung – zumindest vorübergehend für eine Fremdunterbringung sorgen. Die Entscheidung über eine Inobhutnahme fällt allen Beteiligten schwer. „Es ist wirklich ein Dilemma: Wenn ich ein Kind zu früh rausnehme, dann bin ich derjenige, der den Eltern gleich die Kinder weggenommen hat“, formuliert Rainer Becker von der Deutschen Kinderhilfe e. V. die Problematik der Jugendämter, „und wenn ich entscheide noch abzuwarten und das Kind plötzlich zu Tode kommt, dann werde ich meines Lebens nicht mehr froh“. Aus diesem Grund wird über das Wohl und Wehe der Kinder grundsätzlich im Team entschieden. Ob die Entscheidung richtig war, weiß man allerdings erst hinterher. 
Für den Polizisten Jens Mollenhauer aus Hamburg – der in seiner Freizeit Kindern Zivilcourage beibringt und sie ermutigt, sich bei häuslicher Gewalt an ihre Lehrer zu wenden – ist selbstverständlich, dass jeder Verdacht auf Kindesmiss­handlung bei der Polizei angezeigt werden muss. Unter den Kinderschützern ist man in dieser Frage allerdings uneins. Die Sozialarbeiter haben eher Skrupel und sprechen für Anzeigen nur in krassen Fällen – sie müssen ja auch mit den beschuldigten Eltern zusammenarbeiten. Während viele Ärzte, die zum Schweigen verdonnert sind und höchstens den Jugendämtern gegenüber Meldungen machen dürfen, am liebsten selbst bei der Polizei anzeigen würden. „Es gibt Fälle, in denen gar nicht angezeigt wird, obwohl schwere Verletzungen vorhanden sind. Ich würde mir wünschen, dass es eine Anzeigepflicht für Ärzte gibt“, vertritt Kathrin Yen vehement ihre Meinung. In Österreich zum Beispiel ist das so. „Es könnte auch ein sinnvoller Weg sein, dass man das an die Rechtsmedizin delegiert. Wir haben keine Scheu, Anzeige zu stellen, und könnten die Jugendämter und klinischen Ärzte damit entlasten.“ Doch da Rechtsmediziner auch Ärzte sind und der Schweigepflicht unterliegen, wäre hierfür eine Gesetzesänderung notwendig.

Gesund durch Fasten

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Ob das trendige Intervallfasten Zuhause in Eigenregie oder Fastenkuren unter Anleitung – Forscher weltweit versuchen nachzuvollziehen, was genau beim langen wie kurzzeitigen Fasten in den Zellen passiert.Ist das Fasten eine Modeerscheinung oder wirksame Therapie? In der Naturheilkunde schwört man schon lange auf die Selbstheilungskräfte, die durch das Fasten mobilisiert werden.  Und dabei geht es nicht nur um Gewichtsabnahme. Zahlreiche Krankheitssymptome werden gemildert und trotz ausbleibender Nahrungszufuhr die Energie erhöht.
Fastenforscher befinden sich nachgerade in einer Euphorie. Kann eine so einfache Anwendung tatsächlich so viele Organe gleichzeitig – Herz, Leber, Darm, Gehirn, Fettgewebe – positiv beeinflussen? Können  zum Beispiel Diabetes Typ 2-Patienten durch das Fasten auf Insulinspritzen verzichten? Ist es vor allem der Überfluss an Ernährung, insbesondere an Zucker und Kohlehydraten, der die Menschen so krank macht? Und ist also der Verzicht das Heilmittel? Viele Ärzte erleben deutlich spürbare Verbesserungen bei ihren Patienten, wenn diese fasten. Der Blutdruck sinkt, der Insulinspiegel sinkt, sämtliche Stoffwechselprogramme verbessern sich und die Entzündungswerte gehen runter. Und den Patienten geht es gut dabei. Sogar als Anti-Aging ist Fasten ein probates Mittel, denn es fördert die Autophagie, die Beseitigung von Zellabfall. Nun wollen die Forscher genau wissen, was eigentlich in den Zellen geschieht, und ob man Fasten auch medikamentös oder mit besonderen Nahrungsmitteln imitieren kann. Auch wenn die meisten molekularbiologischen Studien erst in Tiermodellen oder an Zellkulturen gemacht werden konnten, so bestätigen sie doch die jahrhundertealten Erfahrungswerte der Fastenärzte. An der Universität Graz zum Beispiel wurde entdeckt, dass der Tumor-Suppressor p53 durch Fasten in der Leber aktiviert wird, ein Protein, das die Krebsentstehung unterdrückt. Kann Fasten möglicherweise sogar Krebs eindämmen? Noch ist das nicht erwiesen. Erste Studien mit Menschen an der Charité Berlin zeigen immerhin, dass Krebspatienten die Chemotherapie besser vertragen, wenn sie drei Tage vorher fasten. Und dass die Spastiken bei Multipler Sklerose deutlich abnehmen. Noch sind viele Fragen wissenschaftlich nicht geklärt: Wie sollte man fasten? Wie lange? Wäre für jeden Menschen individuell ein anderes Fasten-Protokoll sinnvoll? Und was kann man mit dem täglichen Intervallfasten erreichen? Sollte man eher das Frühstück oder das Abendessen weglassen? Die Fastenforscher sind alle überzeugt vom Intervallfasten und lassen selbst mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Mahlzeiten aus, und zwar täglich.

Leben ohne Versicherung – Kein Geld für die Krankenkasse

Pressetext:
Lorenz Eberhardt war Unternehmer, und als es mit der Firma bergab ging, konnte er die hohen Beiträge für seine private Krankenkasse nicht mehr bezahlen. Peter Kuckuck ist schon seit 20 Jahren aus der Gesetzlichen geflogen. Hunderttausende haben in Deutschland keine Krankenversicherung. Zunehmend trifft es Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, Klein-Unternehmer oder Freiberufler, die mit ihren Beiträgen im Rückstand sind.
Als Lorenz Eberhardt einen Herzstillstand hatte, wurde er notoperiert. Jetzt hat er knapp 27.000,- Euro Schulden im Krankenhaus und muss die Beiträge der letzten vier Jahre zurückzahlen, etwa 40.000,- Euro plus 5 % Zinsen. Sein Unternehmen ist pleite. Sogar seine Privatimmobilie wurde zwangsversteigert. Jetzt muss er, mit 67 Jahren, aus seinem Haus ausziehen. Das ist keine Ausnahme. Peter Kuckuck muss von der gesetzlichen Krankenkasse wieder aufgenommen werden. Doch obwohl er krank ist, zögert er das heraus. Denn er weiß nicht, wovon er die Beiträge zurückzahlen soll.
Wer kümmert sich um diese Patientengruppe, die von der regulären medizinischen Versorgung abgeschnitten ist? Der Solinger Internist Christoph Zenses hilft seit zehn Jahren Menschen ohne Versicherungsschutz, an ihn wenden sich viele Freiberufler und Akademiker. Peter Ostendorf, ehemaliger Klinikchef, hat in Hamburg eine solche „Praxis ohne Grenzen“ aufgebaut. Hier arbeiten 60 Ärzte, Pfleger und Sozialarbeiter, alle ehrenamtlich. Geräte und Medikamente werden über Spenden finanziert.
Die Reportage zeigt, was es bedeutet, in einem reichen Land ohne den Schutz einer Krankenversicherung zu leben.

Helfen oder wegschauen – Mut zur Zivilcourage

Pressetext:
Passanten greifen nicht ein, wenn sie Gewalt an Mitmenschen erleben. Sanitäter werden bei lebensrettenden Einsätzen begafft und behindert, manchmal sogar attackiert. Polizisten versuchen zu deeskalieren und scheitern an allgemeiner Respektlosigkeit. Was also ist los mit den Menschen? Der Polizeihauptkommissar und in seiner Freizeit Zivilcourage-Trainer Jens Mollenhauer nimmt sich das zu Herzen und testet und trainiert Passanten mit provokanten Übungen mitten auf der Straße. Dabei klärt er sie darüber auf, wie man helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Die Rettungssanitäterin Denise Deni aus Hannover hat es schon oft erlebt: Die Autofahrer sind zu bequem, um eine Rettungsgasse frei zu machen. Dabei hat sie es extrem eilig, um rechtzeitig zum Unfallort zu kommen. Und die Gaffer dort behindern ihre Arbeit. Verbotenerweise machen sie sogar Fotos oder Handyvideos von den verletzten Menschen. Und von ihr. Wehren kann sie sich nicht, denn sie muss schnell und hochkonzentriert arbeiten. Mit jeder Minute steht das Leben der Patienten auf dem Spiel. In Berlin hat ein Passant einen Rettungssanitäter gestört, während der ein Baby reanimiert hat, weil ihm der Rettungswagen im Weg stand. Der Vater Thomas Funke hat ihn verklagt.
Der Zivilcourage-Trainer Jens Mollenhauer ist Vater von acht Kindern. Die zwei Großen sind schon aus dem Haus. Sechs Kinder machen mit bei den Übungen an der Alster. Mit Begeisterung spielen sie die Opfer. Der Vater erklärt ihnen erst, was er vor hat, dann erfolgt die Aktion – ein Gewaltakt, eine Entführung – und sobald Passanten reagieren, löst er die Situation auf und erklärt den Menschen, was sie noch hätten machen können. Oberstes Gebot: Helfen, ohne sich selbst zu gefährden! Das bringt er schon den Kindern im Schulunterricht bei. Darauf achtet er auch als Polizist. Er ist für den polizeilichen Jugendschutz in Hamburg verantwortlich und versucht, jungen Menschen Respekt und deeskalierendes Verhalten beizubringen. Kann das funktionieren? Mit Jens Mollenhauer lernen wir auch Antonia kennen. Sie ist 17 Jahre alt und hatte den Mut, im Schulbus zwei sich heftig prügelnde Jungs auseinander zu bringen und damit Schlimmeres zu verhindern – während der Busfahrer lieber weg geschaut hat.

Wenn Eltern ausrasten – Gewalt gegen Kinder

Pressetext:
Laut Polizeistatistik sterben in Deutschland jede Woche drei Kinder an den Folgen ihrer Misshandlung. Rund 70 Kinder werden so massiv malträtiert, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Die Dunkelziffer ist weit höher. Allein in Hamburg werden jährlich über 800 Kinder untersucht – wegen des Verdachts auf Kindeswohlgefährdung. Solche Kinder tragen Spuren von Gewalt mit sich: Prellungen, Bisswunden, Knochenbrüche, Verbrennungen, die ihnen meistens Familienmitglieder zugefügt haben und zu schlimmen Narben an Körper und Seele führen.
Dr. Dragana Seifert ist Rechtsmedizinerin am Universitätsklinikum Hamburg. Sie erkennt, ob ein Bluterguss tatsächlich, wie gern behauptet wird, von einem Sportunfall stammt, oder der blaue Fleck hinterm Ohr doch die Spur einer Misshandlung ist. Auch bei Valentino aus Brandenburg hat eine Gerichtsmedizinerin den Nachweis geführt, dass seine inneren Verletzungen die Folgen eines Schütteltraumas sind. Er wäre beinah daran gestorben. Sein Vater hatte geleugnet, das 3 Monate alte Baby geschüttelt zu haben. Seit diesem Vorfall lebt die Mutter mit ihren Zwillingen allein – und hat täglich den Vergleich zwischen dem schwerbehinderten Valentino und der gesunden Lilly vor Augen.
Im Jugendamt Berlin-Neukölln kümmert sich ein Kinderschutzteam ausschließlich um Fälle von Kindeswohlgefährdung, und in der dortigen Vivantes Klinik gibt es eine eigene Station, die Kinderschutzambulanz. Babylotsinnen in zahlreichen Städten versuchen, schon während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt Eltern mit hohen Belastungen herauszufiltern, um ihnen in Zusammenarbeit mit anderen Trägern Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen – in der Hoffnung, dass damit Gewalt und Kindesmisshandlung vermieden werden können. Wenn die Maßnahmen nicht greifen, müssen sie die Jugendämter informieren. Doch Dragana Seifert, die Tag für Tag Kinder vor sich hat, die Opfer elterlicher Gewalt sind, plädiert dazu, gefährdete Kinder viel schneller aus den Familien zu holen, als es bislang üblich ist. Sie sagt: „Die Familienhilfe muss für die Kinder da sein, nicht für die Eltern!“
Auch eine Spezialeinheit des Landeskriminalamtes Berlin hat sich ganz dem Kindeswohl verschrieben – eine notwendige Konsequenz nach zahlreichen Fällen von Kindesmisshandlung. Der eigentliche Skandal liegt in der Tatsache, dass es solche aufwendigen Schutzaktionen überhaupt geben muss und Kinder immer noch nicht, wie es ihrem Recht entspricht, im Schoß ihrer Familien geschützt sind.


Zu jung zum sterben – junge Erwachsene kämpfen gegen Krebs

Pressetext:
Bei Marlene wurde der Hirntumor mit 17 diagnostiziert. Erik war 27. Jährlich erkranken 15.000 junge Erwachsene in Deutschland an Krebs. Sie sind voller Pläne: Abitur, Studium, Familienplanung. Und dann diese Diagnose! Eine lebensbedrohliche Krankheit ist ein gravierender Einschnitt in die gesamte Lebens- und Zukunftsplanung.
Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs versucht zu helfen, mit Informationen, örtlichen Treffen, und mit einem Blog bei Facebook – was bei jungen Menschen besonders gut ankommt. Sie halten mit ihrer Diagnose nicht hinterm Berg, sondern suchen Rat und Beistand in der Öffentlichkeit.
Manche schreiben einen eigenen Blog – wie Erik, der jedes medizinische Detail nachzuvollziehen versucht, um es anderen Betroffenen weiterzugeben. Erik gilt nach OP, Bestrahlung und Chemotherapie als „austherapiert“. Der einstige Lebemann hat gelernt, gesünder zu leben und jeden Tag bewusst zu gestalten.
Marlene steckte gerade mitten im Abi, als die Krankheit mit Seestörungen ausbrach, und dann kam die Diagnose – ein Schock auch für die Eltern. Sie war gerade ein Jahr mit ihrem Freund Daniel zusammen, da musste sie sich schnell vor der Chemotherapie Eizellen entnehmen lassen und einfrieren – um die Familienplanung nicht zu gefährden. Marlene geht offensiv mit ihrer Krankheit um. Daniel macht Fotos von ihr – mit Glatze, Perücke, Turban, bei Bestrahlung und Chemotherapie, und im ganz normalen Leben. Marlene postet sie auf Instagram und erzählt einer großen Zahl von Followern Tag für Tag, wie das Leben trotz Krebs weitergeht.

Gewalt gegen Kinder – Wenn Eltern zu Tätern werden

Nominiert für den Medienpreis Kindernothilfe und für den Menschenrechts-Filmpreis 2018

Pressetext:
Allein in Hamburg werden jährlich über 800 Kinder untersucht – wegen des Verdachts auf Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung. Viele Babys – wie Valentino – erleiden ein Schütteltrauma. Ihnen werden „katastrophale Prognosen“ attestiert, und sie bleiben meist mehrfach behindert ein Leben lang. Andere Kinder tragen die Anzeichen von alltäglicher, oft auch sexueller Gewalt mit sich: Prellungen, Bisswunden, Knochenbrüche, Narben an Körper und Seele. Was kann man tun, dass es so weit nicht kommt? Präventionsprojekte machen mit Kampagnen auf die Problematik aufmerksam und versuchen, rechtzeitig einzuschreiten.
Professorin Dragana Seifert ist Rechtsmedizinerin am Universitätsklinikum Hamburg. Sie erkennt, ob ein Bluterguss tatsächlich, wie gern behauptet wird, von einem Sportunfall stammt, oder der blaue Fleck hinterm Ohr doch die Spur einer Misshandlung ist. Auch bei Valentino aus Brandenburg hat eine Gerichtsmedizinerin den Nachweis geführt, dass seine inneren Verletzungen die Folgen eines Schütteltraumas sind. Er wäre beinah daran gestorben. Sein Vater hatte geleugnet, das 3 Monate alte Baby geschüttelt zu haben. Die Mutter, die den schwerbehinderten Valentino täglich im Vergleich zu seiner Zwillingsschwester Lilly erlebt, wertet die Tat ihres Ex-Partners als versuchte Tötung.
Das Präventionsprojekt Babylotsen geht davon aus, dass alle Eltern gute Eltern sein wollen, es ihnen aber nicht immer gelingt. Die Babylotsinnen versuchen, schon während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt Eltern mit hohen Belastungen herauszufiltern, um ihnen in Zusammenarbeit mit anderen Trägern Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen – in der Hoffnung, dass damit Gewalt und Kindesmisshandlung vermieden werden können. Wenn die Maßnahmen nicht greifen, müssen sie die Jugendämter informieren, um eine Kindeswohlgefährdung zu vermeiden. Doch Dragana Seifert, die Tag für Tag Kinder vor sich hat, die Opfer elterlicher Gewalt sind, plädiert dazu, gefährdete Kinder viel schneller aus den Familien zu holen, als es bislang üblich ist. Sie sagt: „Die Familienhilfe muss für die Kinder da sein, nicht für die Eltern!“

Thomas Middelhoff – Absturz eines Topmanagers (Co-Autorin)

Pressetext:
Im November soll der ehemalige Topmanager aus dem Gefängnis entlassen werden. Nach einem Prozess und drei Jahren Haft, die sein Leben von Grund auf änderten. Ein tieferer Sturz wie der des Thomas Middelhoff ist kaum denkbar, denn er war die Leitfigur des Turbo-Kapitalismus, ein erfolgsgewohnter Supermanager, respektvoll „Big T“ genannt. Heute sagt er: „Ich habe Erfolg gesucht wie ein Süchtiger. Ich wollte Erfolg und ich brauchte das für mich, für mein Wohlbefinden, für mein Ego.“
Im Januar 2015 wurde Thomas Middelhoff vor dem Landgericht in Essen wegen Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt. Im Film sagt Middelhoff dazu: „Der Tag der Urteilsverkündung ist nach wie vor ein Trauma. Es war ein derartiger Bruch in meinem Leben, der schwer zu verarbeiten war. An diesem Tag waren wir, die Familie, der festen Überzeugung, es ist ein Freispruch.“
Aus dem Vorbild für viele Manger wird ein Häftling. Thomas Middelhoff verliert alles: Das Vermögen weg, die Ehe zerbrochen, die Gesundheit ruiniert. Wie konnte es dazu kommen? Wer hätte sich Thomas Middelhoff – ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, als „Retter“ zum KarstadtQuelle-Konzern geholt – in Handschellen vorstellen können?
In Interviews mit Thomas Middelhoff selbst, mit ehemaligen Kollegen aus seiner Zeit als Top-Manager, mit seiner Mutter und seiner ehemaligen Sekretärin zeichnet der Film das Bild eines Menschen, der von den Gipfeln der Macht in den tiefsten Abgrund stürzte. Zum ersten Mal wird seine neue Lebenspartnerin ein Interview geben und über ihr gemeinsames Leben sprechen. „Menschen hautnah“ möchte von Thomas Middelhoff wissen: Wie sieht er sich heute, wenige Wochen vor der Entlassung aus der JVA Bielefeld? Ist er geläutert, empfindet er Schuld oder Reue? Oder sieht er sich als Opfer – von der Justiz und den Medien zum Sündenbock gemacht? Hat die Verurteilung einen wie ihn – ein Alphatier – verändert?
Das Filmteam begleitet Thomas Middelhoff bei seiner Arbiet in der Behinderteneinrichtung von Bethel, die er als Freigänger der JVA Bielefeld-Senne verrichtet. Middelhoff erzählt von seinem Leben im Knast und seiner neuen Arbeit, die nichts mehr mit der Welt der Bosse von einst zu tun hat – mit seinen großen Auftritten als erfolgreicher Konzernlenker bei Bertelsmann in Gütersloh. Mit seiner Rolle als erhoffter Sanierer des KarstadtQuelle-Konzerns, den er in Arcandor umbenannte. Ein Misserfolg, begleitet von öffentlicher Empörung über Bonuszahlungen und eine millionenschwere Abfindung kurz vor der Insolvenz von Arcandor, die tausende Mitarbeiter arbeitslos machte. Am Ende der Prozess in Essen und seine Verurteilung. Ein Film, der grundlegende Fragen von Verantwortung und Moral aufwirft.

Tod auf Rezept – Wie wollen wir sterben? / Der selbstbestimmte Tod

Pressetext:
Elmar May ist mit 52 viel zu jung zum Sterben. Doch der frisch gebackene Vater hat Lungenkrebs und muss entscheiden, ob er auf einer Palliativ­station sterben will, wo sich trotz Schmerzmittel das Leiden lange hinziehen kann, oder ob er in die Schweiz fahren wird, um sich beim Sterben helfen zu lassen. Denn ärztlich begleiteter Suizid ist hierzulande nur in extremen Ausnahmen möglich.
Drei von vier Deutschen wünschen, möglichst selbstbestimmt zu sterben, gegebenenfalls also Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch die meisten Ärzte in Deutschland verweigern sich diesem Wunsch. Manche, weil sie es aus ethischen Gründen ablehnen. Die meisten, weil sie gar nicht wissen, wie weit sie eigentlich gehen dürfen.
In der Schweiz ist Freitodbegleitung möglich, weshalb sich oft eigentlich transportunfähige Menschen auf ihren letzten Weg machen müssen, statt zu Hause sterben zu dürfen.Dieser unwürdige Sterbetourismus kann nur durch Legalisierung in allen Ländern verhindert werden, sagt Dr. Erika Preisig, Ärztin mit eigener Praxis in der Nähe von Basel. Sie hilft totkranken Menschen beim Sterben, weil sie verhindern will, dass die sich sonst vor den Zug werfen oder vom Hochhaus stürzen. In diesem Sinne ist Freitodbegleitung auch Suizidprophylaxe.
Dr. Silke Pietsch ist Leiterin der Palliativstation in Hof. Sie ist strikt gegen jede Form von Sterbehilfe. Doch reichen die Möglichkeiten der Palliativ­medizin aus, um ein qualvolles Sterben zu verhindern?
Die Filmdokumentation von Liz Wieskerstrauch lässt die Entscheidung des Krebs­patienten Elmar May hautnah miterleben und zeigt auch – in äußerst dezenter Weise – die Freitodbegleitung eines sterbewilligen Mannes, der aus Frankreich in die Schweiz reisen muss und bei seinem letzten Weg von seinen beiden Söhnen begleitet wird. So erlebt er einen liebevollen Abschied und sanften Tod.

Vererbte Narben – generationsübergreifende Traumafolgen

Pressetext:
Ein Vierjähriger wird von Sirenenalarm aus dem Schlaf gerissen. Die Eltern sind nicht da. Panisch verlässt er das Haus und flüchtet unter eine Brücke – und das mitten im Frieden. Seine Mutter kann sich das nicht anders erklären als dass er ihre erlebte Angst vor Bomben im Krieg sozusagen „mit der Muttermilch aufgesogen“ hat. Dabei wollten die Eltern ihre Kinder bewusst angstfrei erziehen. Eine Frau bekommt urplötzlich Angstphobien, ohne zu wissen warum. Erst in der Therapie wird sichtbar, dass sie unter den Kriegsschrecken ihrer Eltern – er Bomberpilot, der zahllose Menschen auf dem Gewissen hat, sie Opfer einer Vergewaltigung – schwer leidet. Mit dem Blick auf generationsübergreifende Traumata versteht sie ihre Symptome weit besser und kann sie ausheilen, um so wiederum ihre eigenen Kinder vor weiteren Übertragungen zu schützen. Ein Algerier in Paris hat gleich mehrere Traumafolgestörungen seiner Vorfahren übernommen, sogar noch aus dem 1. Weltkrieg. Eine junge Frau deckt den von Generation zu Generation wiederholten Kindesmissbrauch innerhalb ihrer Familie auf.
Familiengeheimnisse, frühe Prägungen von Angst und Gewalt, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress oder Druck und festzementierte Glaubenssätze – all das wirkt sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Genrationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, so als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt: Unerklärliche Ängste, quälende innere Leere, bleierne Schuldgefühle, Bindungs- und Beziehungsstörungen, Alpträume und psychosomatische Erkrankungen. Und sie inszenieren die Schrecknisse der Eltern und Großeltern unbewusst immer wieder neu.
Die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen sind Kriege – damals wie heute. Sie produzieren Schmerz, Verlust und großes Leid eben auch bei den Kriegskindern und sogar –enkeln, obwohl ihnen doch „die Gnade der späten Geburt“ zuteil wurde.
Was lange für Unfug aus der Psychokiste gehalten wurde, wird inzwischen von zahlreichen Forschungen weltweit bestätigt. Schon Sigmund Freud sprach von „Gefühlserbschaften“, und seit der Holocaustforschung ist deutlich, dass sich Traumata von Generation zu Generation übertragen können. Nirgendwo ist das so ersichtlich wie bei den Nachgeborenen derjenigen, denen man das Leben an sich aberkannt hat – den Juden. Die Überlebenden fühlen sich wie Verräter der Ermordeten, sie leiden unter einer sogenannten „Überlebensschuld“. Die Psychotraumatologie bestätigt Übertragungen über nonverbale Kanäle auch in Bezug auf andere Traumata.
Klar ist, dass sich Kinder mit dem Leid und den Erwartungen der traumatisierten Eltern identifizieren, auch und gerade dann, wenn über dieses Leid nicht gesprochen wird. Die Anpassung führt dazu, dass Kinder ihre Bedürfnisse nach Freiheit und Autonomie zurückstellen. Sie unterdrücken die eigene Entfaltung sowie ihre Wünsche und Bedürfnisse und lernen nicht, sich abzugrenzen. So landen sie in einer negativen Symbiose, einem Teufelskreis, der wiederum an die nächste Generation weiter gereicht wird. Es ist ein sekundäres Trauma, das sich wie eine geistige Bürde auf das Kind überträgt. Dazu wird in der Verhaltens-psychologie, aber auch in der Neurobiologie und Epigenetik geforscht. Zum Beispiel mit Mäusen, die man weit vor der Paarung Stress aussetzt, um zu testen, wie deren Kinder und Enkel mit Stress umgehen. Und tatsächlich zeigen sich signifikante Unterschiede bei den Nachgeborenen von gestressten und nicht gestressten Müttern und bei denen von gestressten und nicht gestressten Vatertieren – bis in die DNA. Die Epigenetik zeigt in den Molekülen der Spermien, des Bluts und im Gehirn Veränderungen durch Stresserfahrungen auch bei den Nachkommen.
Doch es gibt auch Mäuse wie Menschen, die resilient sind gegen die Traumata ihrer Vorfahren. Die haben seelische Widerstandskraft. Und therapeutische Verfahren machen Heilung möglich – um so den Teufelskreis der transgenerationalen Traumaübertragung endgültig zu durchbrechen.
Die ARTE-Wissenschaftsdokumentation von Liz Wieskerstrauch zeigt in einfühlsamer Weise aktuelle Forschungsergebnisse wie beeindruckende Fallbeispiele und eröffnet einen Zugang zu dem komplexen Thema, der familiäre Phänomene unter neuem Licht erscheinen lässt.

Mein Schuppen – meine kleine Welt

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Der Schuppen hinterm Haus – er ist längst weit mehr als Aufbewahrungsort für Gartenliegen, Spaten und Schaufel. In vielen Ländern Europas ist die Hütte hinten im Garten das Refugium für Bastler und Tüftler, für Lebenskünstler und Sammler. Ein Ort des Rückzugs, der Kreativität, eine eigene kleine Welt.
In Großbritannien, wo das Bauen von Schuppen eine lange Tradition hat, trifft TV-Moderatorin Katharina Ricard auf Joel Bird und seinen preisgekrönten Schuppen. Auf dem Dach hat er einen Gemüsegarten angelegt, eine Oase mitten in London. Für den Bau des Schuppens hat Bird fast ausschließlich altes Material verwendet und auf engstem Raum ein kleines Maleratelier und ein Musikstudio eingerichtet. Originalität und Nachhaltigkeit wurden mit dem ersten Preis beim nationalen Wettbewerb „Schuppen des Jahres“ belohnt. Seitdem baut der Künstler und Zimmermann Schuppen für Kunden in ganz London.
In Redhill im Süden Englands besucht sie einen typischen „She Shed“ – das Refugium einer berufstätigen Mutter von zwei Söhnen, die sich in ihrem bunten Schuppen hinterm Haus ein bis unter die Decke gefülltes Bastelatelier eingerichtet hat. In ihrer „Mädchenecke“, wie sie sagt, nimmt sich die Hobbygrafikerin beim Stempeln und Dekorieren von Tier- und Blumenkarten eine Auszeit von der „Männerwirtschaft“ im Wohnhaus.
Auf der Ostseeinsel Fehmarn trifft das Team auf Kevin Klüver und seinen Werkstatt-Schuppen. Hier verwirklicht der Insulaner seinen Traum: Skateboards aus Treibholz, das er am Strand sammelt, „mundgelutscht“ von der Ostsee. In seinem Schuppen sägt, hobelt und schleift Klüver das Holz zu Longboards, Freundin Lea hilft ihm anschließend beim Bemalen. Meerjungfrauen, Wale, Leuchttürme und Fabelwesen zieren die Bretter – jedes einzelne ein kleines Kunstwerk

Welt ohne Männer

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Das starke Geschlecht ist ein Auslaufmodell: Bedingt durch Umwelteinflüsse nimmt die Zeugungsfähigkeit ab. Forscher nennen das männliche Y-Chromosom gar einen „genetischen Schrotthaufen“. Muss sich die Welt auf ein Leben ohne Männer einrichten? Und wäre solch ein Leben nicht viel friedfertiger, viel angenehmer? Ist eine „Welt ohne Männer“ die ultimative Form der Emanzipation? Wäre sie reproduktionstechnisch überhaupt möglich? Das augenzwinkernde Postulat der Dokumentation „Welt ohne Männer“ von Liz Wieskerstrauch wagt ein provokantes Gedankenspiel auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und zeigt, wo in der Welt der Pflanzen, Tiere und Menschen bereits jetzt Einfluss auf das Geschlecht genommen wird.
In der Landwirtschaft ist die Selektion nach Geschlecht brutale Realität. Jährlich werden 45 Millionen männliche Küken allein in Deutschland getötet, geschreddert oder vergast, weil sie keine Eier legen. Sie sind das Abfallprodukt der Massentierhaltung – nutzlos und wertlos. Doch muss das so sein? Schon bald könnte eine revolutionäre Methode den Kükenmord im Keim ersticken. Dazu würde das Geschlecht des Embryos bereits im Ei ermittelt und das männliche aussortiert werden. Auch lässt sich mit Hilfe der Spermien-Selektion etwa bei Rindern das Geschlecht festlegen, indem man bei der künstlichen Befruchtung die X-Chromosomen von Y-Chromosomen trennt. „Sexing“ heißt das immer noch aufwendige Verfahren. In der Humanmedizin ist es ebenfalls möglich, doch bislang nur in wenigen Ländern der Welt erlaubt. Die vorsortierten Spermien werden in die Gebärmutter injiziert oder das Ei wird in einem Reagenzglas befruchtet.
Es gibt viele Tierarten, die sich eingeschlechtlich fortpflanzen – sie betreiben meist Parthenogenese – Jungfernzeugung. Auch in der Pflanzenwelt gibt es viele Arten der ungeschlechtlichen Fortpflanzung – genannt Apomixis. Ist sie heute schon technisch möglich, die Fortpflanzung ohne Männer? Forscherteams suchen Möglichkeiten, menschliche Keimzellen künstlich herzustellen. Haploidisierung heißt diese Methode. In letzter Konsequenz wäre damit sogar eine Zeugung ohne Sperma möglich, und der Mann wäre für die Fortpflanzung überflüssig. Aber noch ist es nicht so weit. 

Wenn Pflegekinder erwachsen werden

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Nathalie, 27, Martin, 25, und Sherrly, 17 – drei junge Menschen, die in ihrer frühen Kindheit die Hölle erlebt haben. Sie haben Glück im Unglück. Das Jugendamt bringt sie raus aus ihren Familien, schützt sie vor den eigenen Eltern, damit nicht noch Schlimmeres passiert. Sie landen in einer Pflegefamilie. Die soll Ersatz sein, Struktur bieten und die Kinder in ihrer Entwicklung fördern. Claudia, die Leiterin dieser Lebensgemeinschaft, gibt alles: Fürsorge, Liebe, und jede Menge pädagogisches Wissen. Das Projekt ist eine Herausforderung auch für ihren Mann und die eigenen Kinder, die fortan ihre Eltern mit den Pflegekindern teilen müssen. Und obwohl sie alle aufgenommen werden, als wären sie in diese Familie hineingeboren, bleibt eine tiefe innere Wunde.
Zuerst kommen Natalie und Martin, Halbgeschwister. Ihre Eltern sind Alkoholiker. Die Kinder werden schwer vernachlässigt. Es gibt Tage, da bekommen sie gar keine Nahrung. Sie versuchen, die Tapete von den Wänden zu kratzen oder die Blumenerde zu essen. Dieses Familiendrama hat die beiden fest zusammengeschweißt, so fest, dass Martin seine Schwester Natalie heute in große Schwierigkeiten bringt.
Ein paar Jahre später kommt Sherrly dazu, Tochter einer Prostituierten und ihres Dealers. Am Anfang geht immer alles gut. Sie fühlen sich geborgen, dürfen Kindheit nachholen, erfahren, was Familienleben eigentlich heißt: Gemeinsamkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortung miteinander. Doch dann kommt die Pubertät – und alte Wunden brechen auf. Die guten Jahre scheinen wie weggewischt. Quälende Fragen tauchen auf: Wer bin ich? Warum bin ich hier? Und der Stachel der Vergangenheit beginnt zu wirken. Die Rebellion nimmt überhand. Die Kinder provozieren, lügen, klauen, halten sich an keine Regeln mehr. Das Schlimmste: Sie entziehen sich, sind nicht mehr ansprechbar, wollen auf einmal nur noch weg und verlassen die heile Welt, die sie nicht mehr aushalten.
Dann beginnt der lange Weg durch die Einrichtungen: Kinder- und Jugendnotdienste, Kinderheime, Obdachlosenunterkünfte, bei Martin sogar Knast. Natalie bekommt ein Kind. Sherrly wird schwanger, treibt ab. Sie bedauert, dass sie damals alles aufgegeben hat und will nun endlich ihren Schulabschluss nachholen.
Natalie war gerade auf dem richtigen Weg. Nun muss sie aus ihrer Wohnung raus. Ihr Bruder hatte Drogen mit ins Haus gebracht. Nach einer Hausdurchsuchung wurde Natalies Sohn Max, gerade 5, vom Jugendamt in ein Heim gebracht. Der Kreislauf beginnt von neuem.
Wie die drei um ihr Leben, Schule, Job und Arbeit kämpfen und um Max, den Natalie unbedingt wieder zurückgewinnen will, und wie Claudia als deren ehemalige Pflegemutter erneut versucht, ihnen zu helfen, erzählt dieser Film von Liz Wieskerstrauch in einfühlsamer Weise.

Der pädophile Patient

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„Wer vin ich – eine tickende Zeitbombe?“ Das hat sich Max Weber (Pseudonym) gefragt, als ihm bewusst wurde, welche Folgen es hätte, wenn er seine sexuelle Neigung – die Pädophilie – ausleben würde, und sich Hilfe im Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ gesucht. Max ist nie zum Täter geworden. In seinem Buch hat er seine Erfahrungen geschildert. Robert (auch ein Pseudonym) ist zum Täter geworden, nicht direkt an Kindern, aber indirekt durch den Konsum von Kinderpornographie. „Pädophile sind Verbrecher, sind Monster, sind Kinderschänder – aber ich doch nicht“, sagt er verzweifelt und nimmt zusätzlich zur Verhaltenstherapie Tabletten, um seine sexuellen Impulse zu unterdrücken.
Bisher ging man davon aus, dass rund ein Prozent der Männer pädophile Neigungen haben. In einer neuen Studie der Universität Regensburg gaben sogar 4,4 % von 9000 befragten Männern an, sexuelle Phantasien mit Kindern unter zwölf Jahren zu haben. Etwa die Hälfte davon wird auch zum Täter. Doch nur ca die Hälfte aller Kindesmissbraucher sind tatsächlich pädophil. Viele Täter sind schwer antisozial gestörte Menschen, die Machtgefühle ausleben, Sadisten, die ohne jedes Mitgefühl Kindern sexuelle Gewalt antun. Die Kinder werden dabei schwer traumatisiert, oft ein Leben lang.Woher Pädophilie kommt, ob sie eine Zufallserscheinung ist oder doch eine Ursache hat, ist nach wie vor strittig. In einem Forschungsverbund in Deutschland untersuchten Wissenschaftler die Hirnaktivität von fast 300 Männern, Pädophilen und Nicht-Pädophilen, Tätern und Männern, die nicht zum Täter geworden sind. Auffallend ist, dass pädophile Männer oft unter Angststörungen und Depressionen leiden. Schon ihre Mütter waren doppelt so häufig in psychiatrischer Behandlung. In den Hirnstrukturen fanden die Forscher lediglich einen geringen Unterschied zwischen pädophilen und nicht pädophilen Männern, aber einen deutlichen zwischen denen, die zum Täter wurden und denen, die keine Täter sind. Inwieweit diese Männer selbst sexuell traumatisiert worden sind oder in ihrer Kindheit anderweitig Gewalt oder Vernachlässigung erlitten haben, dieser wichtigen Frage hinkt die Wissenschaft noch immer hinterher. Es gibt solche Zusammenhänge, aber noch lassen sich keine kausalen Schlüsse daraus ziehen. Auch über Frauen als Täterinnen gibt es bisher nur Aussagen der Opfer, aber keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse. Hier bleibt großer Forschungsbedarf. Auch über die Frage, ob die Verhaltenstherapie zur Behandlung dieser Präferenzstörung tatsächlich ausreicht oder ob tiefergreifende Therapiemethoden eher helfen würden, die sexuellen Impulse nicht nur zu unterdrücken, sondern sie aufzulösen.Nach heutigem Wissensstand ist Pädophilie nicht heilbar, aber mit therapeutischer und ärztlicher Hilfe immerhin kontrollierbar. Eine Ächtung und juristische Verfolgung der Täter ist unabdingbar, aber auch eine gesellschaftliche Akzeptanz und sogar Anerkennung derjenigen, die es schaffen, trotz ihrer Neigung nicht zum Täter zu werden. Dann würden noch mehr Pädophile eine Therapie in Anspruch nehmen – die bestmögliche Prävention!Robert ist noch immer in Therapie. Inzwischen kann er auf Kinderpornographie fast ganz verzichten, harmlose FKK-Bilder reichen aus. Und Max ist so weit, mit den Kindern von Freunden einen sicheren Umgang zu pflegen, ohne dass ihn ständig zwanghaft sexuelle Phantasien überfallen.

Unheilbar pädophil?

Pressetext:
Pädophile werden von der Gesellschaft geächtet, von Kindern und Eltern gefürchtet. Die Wissenschaft versucht zu ergründen, wie die sexuelle Präferenzstörung entsteht und ob sie therapierbar ist. Nicht alle Pädophile werden Täter und Kindesmissbrauch ist nicht immer durch Pädophilie motiviert.  Für eine Therapie der Täter und eine Verhinderung von Übergriffen ist die Ursachenforschung sehr wichtig – für die Opfer nicht.  Sie leiden oft ein Leben lang.
Kinderschänder. Triebtäter. Kranke Kreaturen. In der Umgangssprache gibt es keinen angemessenen Begriff für Erwachsene, die ein sexuelles Interesse an Kindern haben. Sogar Therapeuten haben Vorbehalte. Pädophile Phantasien sind eines der letzten dunklen Kapitel im Bereich der sexuellen Orientierungen. Obwohl es sie in jeder Kultur und zu jeder Zeit gab, sind ihre Ursachen bis heute weitestgehend unerforscht.
Nicht erst seit der Edathy-Affäre und der neuen Gesetzgebung ist eine gesellschaftliche Diskussion über Nacktheit, Eingriffe in die Privatsphäre und den Umgang mit Pädophilen entstanden.  Seit 2005 können sich betroffene Männer im Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ an der Berliner Charité therapieren lassen. Ein pädophiler Patient beschreibt im Film anonym seinen Weg in die Therapie und was die Therapie bei ihm verändert hat. Jetzt, nach zehn Jahren, ziehen die Verantwortlichen ein erstes Fazit – und erweitern ihr Therapieangebot. Seit kurzem können sich auch sexuell auffällige Jugendliche behandeln lassen. Doch es gibt auch kritische Stimmen: die Verhaltenstherapie gehe nicht weit genug und müsse um eine Trauma-Therapie ergänzt werden – so die Meinung mancher Wissenschaftler. Zusätzlich kommen langfristig wirkende triebhemmende Medikamente zum Einsatz. Gründer und Leiter des Präventionsprojektes an der Charité, Professor Klaus Michael Beier, fordert die Pharma-Industrie zudem auf, endlich die Entwicklung kurzfristig wirkender Sprays voranzutreiben, die Pädophile in einer Notsituation von einem Übergriff abhalten könnten.
In Hannover gehen Sexualwissenschaftler den Ursachen für Pädophilie auf den Grund. Die Forscher vertrauen dabei nicht nur den etablierten MRT-Untersuchungen, die in der Diagnostik eingesetzt werden, sondern analysieren auch die Erbmasse der Pädophilen. Sie wollen herausfinden, ob die sexuelle Störung in den Genen der Betroffenen zu erkennen ist – und möglicherweise sogar vererbbar ist.
Bisher ging man davon aus, dass rund ein Prozent der Männer pädophile Neigungen haben. Eine neue Studie der Universität Regensburg, deren Ergebnisse im Herbst 2015 veröffentlicht werden, zeigt jedoch eine weitaus höhere Zahl: demnach geben von 9000 befragten Männern in Deutschland 4,4% an, sexuelle Phantasien mit Kindern bis einschließlich zwölf Jahren zu haben. Etwa die Hälfte davon wird auch zum Täter.

Die Stehauf-Menschen

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„Immer, wenn ich mir die Haare wasche, stelle ich mir vor, wie ich jede einzelne Sorge in Schaumbläschen rein packe und aus dem Kopf raus wasche in den Abfluss rein.“ Diese Strategie hilft Clarissa schon seit ihrer Kindheit. Denn ihre Mutter hatte Krebs und der Tod schwebte jahrelang wie ein Damoklesschwert über ihr. Als die Mutter starb, war Clarissa vierzehn. Inzwischen hat die junge Frau aus Ingolstadt selbst einen lebensbedrohlichen Tumor überstanden: Mit solchen „inneren Bildern“ und ihrem unerschütterlichen Glauben an eine Zukunft.Was unterscheidet Clarissa  von den vielen Menschen, die sich von Schicksalsschlägen nicht so schnell erholen können? Die sich von der Angst unterkriegen lassen? Es ist die Resilienz, eine seelische Widerstandskraft, die uns Menschen hilft, nach einem Unglück, einem Verlust oder einer schweren Krankheit rasch wieder aufzustehen und an dieser Erfahrung vielleicht sogar zu wachsen. Was resiliente Menschen offenbar eint, ist ein grundfröhliches Temperament von frühester Kindheit an. Das hat nicht jeder. Die gute Nachricht: Widerstandskraft kann man trainieren.Pascale hat nicht so Glück wie Clarissa. Die Französin aus Lauf bei Nürnberg hat zwar in den vergangenen Jahren mehrere schwere Erkrankungen überstanden, doch nun hat sie Angst. „Angst, dass der Krebs wieder kommt, Angst der Krankheit ausgeliefert zu sein, Angst zu leiden.“ Ständig malt sie sich aus, was noch Schreckliches passieren kann, und diese Angst lähmt sie und droht, ihr Leben zu bestimmen. Da wünscht sie sich mehr Widerstandskraft und Gelassenheit.Neue Erkenntnisse über diese außerordentliche seelische Kraft und Zähigkeit des Menschen erhofft sich das Deutsche Resilienzzentrum an der Universität Mainz durch Forschung am Gehirn: Studenten werden mit Bildsymbolen und kleinen Stromschlägen einem Stresstest ausgesetzt. Am resilientesten gilt, wer am ehesten lernt, welche Bilder tatsächlich mit einem Schmerzreiz verkoppelt sind und wie man diese Konditionierung wieder auflöst. Solche Menschen, davon geht man aus, geraten nach einem schlimmen Ereignis nicht in einen traumatischen Dauerzustand, sondern sie richten sich bald wieder auf – eben wie Stehauf-Menschen.
So eine ist Iris aus Düsseldorf. Sie sagt von sich selbst, dass sie so schnell nichts mehr umhaut. Und wenn doch, dann hat sie die Fähigkeit, sich rasch wieder aufzurappeln, wie nach dem Burnout vor zehn Jahren. Erste heftige Krisen hat sie in frühester Kindheit erlebt, als ihre Mutter den gewalttätigen Vater verlassen hat und die vierjährige Iris ein paar Tage bei ihm bleiben musste, ohne zu wissen, ob sie je ihre Mutter wiedersehen würde. Zum Glück gab es Mutterersatz: die Oma. Auf sie konnte sich Iris immer verlassen. Nun lässt sich die krisenerprobte Frau selbst zur Resilienztrainerin ausbilden, weil sie gelernt hat, gestärkt aus Krisen heraus zu kommen und Strategien entwickelt hat, mit Schicksalsschlägen umzugehen. Das will sie weiter geben.
Menschen Hautnah zeigt am Beispiel dieser drei Frauen, wie unterschiedlich stark uns die Fähigkeit zur Resilienz in die Wiege gelegt wird, aber wie lohnenswert es sein kann, daran zu arbeiten.

Chef mit Herz

Pressetext:
„Wie viel wollen Sie denn verdienen?“ fragt Klaus Kobjoll, wenn sich jemand um einen Job in seinem Tagungshotel bewirbt. Jedes Mal schaut er in erstaunte Gesichter. Sein Gehalt selbst bestimmen, das kennt man nicht. Die meisten haben anfangs Schwierigkeiten, die eigene Leistung einzuordnen und nennen ein zu geringes Gehalt. Dann legt Kobjoll noch was drauf. „Ich will selbstbewusste Mitarbeiter, die wissen, was sie wert sind.“ Dafür arbeiten seine Angestellten auch gern und viel, sind voller Begeisterung dabei und werden weit seltener krank als üblich. Genau das will Klaus Kobjoll zusammen mit seiner Frau Renate und Tochter Nicole erreichen, denn das Engagement und die Freundlichkeit der Mitarbeiter überträgt sich auf die Gäste des Hotels Schindlerhof bei Nürnberg, so dass sie immer wieder gern kommen. Der Schindlerhof hat sogar eine eigene Herzlichkeitsbeauftragte, die sich um das Wohlbefinden der Gäste, aber vor allem um das der MitarbeiterInnen kümmert. Ein guter Trick des Familienunternehmens, um die Angestellten geschickt auszubeuten? Die vielen Preise, die das Tagungshotel absahnt, sprechen eine andere Sprache, insbesondere der erste Platz als „Great place to work“.
Während die meisten Chefs davon ausgehen, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes und das Wohl der Mitarbeiter widersprechen, zeigen einzelne Unternehmer, wie man Menschen trotz heftiger Stressphasen für ihren Job begeistern und damit hohe Fehlzeiten aufgrund von Krankheiten wie beispielsweise Burnout vermeiden kann. Mit diesem Erfolgskonzept schaffen sie eine hohe Identifikation mit dem Betrieb und steigern obendrein Leistung und Produktion. Wer eine so enge Bindung nicht mag, hat in einem solchen Betrieb allerdings schlechte Karten.
1999 stand die noch junge „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“ kurz vor der Pleite. Da hat einer der Musiker seinen Kontrabass zur Seite gelegt und sich fortan nur noch um die Wirtschaftlichkeit gekümmert. „Das war ein Verzweiflungsakt“, sagt Albert Schmitt, der nun Geschäftsführer ist. Er hat sich Rat geholt bei Marketingexperten, Personalführern, Wirtschafts-strategen und hat die Musiker auf das Unternehmertum eingeschworen. Innerhalb von zwei Jahren waren alle Schulden getilgt, und nun zählt das Orchester weltweit zu den Top Ten und wird mit Preisen überschüttet. Denn mit einer flachen Hierarchie und extrem hoher Mitverantwortung jedes einzelnen Musikers entsteht Höchstleistung. „Risiko ist immer dabei“, sagt Ulrich König, Oboist. „Wir sind weit weg von jeder Routine. Das ist in unseren Orchestergenen nicht enthalten. Deshalb wollten wir auch nicht in ein Staatsorchester gehen, wo alles vorgegeben ist. Wir gestalten selbst.“ Dafür verdienen sie auch weit weniger. Doch alle 40 Musiker sind Gesellschafter und haben das Sagen. Sie  entscheiden im Kollektiv, mit welchen Solisten sie in welchen Konzertsälen der Welt auftreten und von wem sie sich dirigieren lassen. Manchmal zeigen sie, dass sie auch in Eigenregie, also ohne Dirigenten, Höchstleistung erbringen. So ist die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen nicht, wie üblich, von hohen Subventionen abhängig, sondern sie spielt das Geld in Konzerten selbst ein.
Menschen Hautnah-Autorin Liz Wieskerstrauch beobachtet das Zusammenspiel der Musiker nicht nur bei einem Konzert, sondern auch bei den Proben und auf Tour. Sie begleitet das Familienunternehmen Schindlerhof während einer schwierigen Zeit: Die Herzlichkeitsbeauftragte will studieren und verlässt das Tagungshotel, in kurzer Zeit sterben zwei Mitarbeiter, Umstrukturierungen werden notwendig und die rund 70 Mitarbeiter mitsamt der Teamleader müssen sich neu finden.

Wenn Kinder sterben – Weiterleben mit der Trauer

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5 von 1000 Kindern sterben jedes Jahr, bevor sie 18 sind. „Es raubt einem die Zukunft“, sagt Andrea aus Oberhausen, deren Tochter Alena vor drei Jahren an Krebs gestorben ist. Schon von Geburt an hatte Alena eine seltene Knochenstoffwechselerkrankung, und ihre Eltern taten alles, um das Mädchen am Leben zu erhalten. Auf einmal, mit zwölf Jahren, kam die Diagnose Krebs hinzu.
„Nichts wird jemals wieder so, wie es war“, meint auch Petra aus Hamburg, deren 14jähriger Sohn Jan einen plötzlichen Unfalltod erlitt. Er strangulierte sich mit Gürteln im begehbaren Kleiderschrank. Sein Vater fand den Sohn leblos vor. Nach drei Tagen und Nächten starb Jan. 5 Jahre ist das nun her.
Das Umfeld hat oft große Probleme mit der tiefen und vielleicht sogar ewig anhaltenden Trauer der Eltern. Freunde und Verwandte fragen sich, wie man den Trauernden begegnet? Das Gespräch suchen? Praktische Hilfestellung leisten? So tun, als wäre alles normal? Kaum jemand hat eine Antwort, wenn es darum geht, verwaisten Eltern zu helfen. Und doch erwarten viele, dass sie nach einer bestimmten Zeit wieder zurückfinden in ihr Leben vor dem Tod des Kindes. Für die Eltern aber ist das nicht möglich.Auch nicht für Andreas – Alenas Vater. Ihm fällt es schwer, die Stille auszuhalten. Als eine Art Eigentherapie hat er eine Homepage als Gedenkseite für Alena eingerichtet und leitet inzwischen die Facebook-Gruppe für verwaiste Eltern. Manchmal treffen sich diese Eltern auch persönlich und geben sich Schutz und Trost. Es entstehen Ersatzfreundschaften und -familien, weil die ehemaligen Freunde und auch viele Verwandte mit der andauernden Trauer der Eltern nicht umgehen können und sich allmählich zurückziehen. Deshalb fühlen sich verwaiste Eltern oft doppelt bestraft. Es macht sie traurig, wenn niemand mehr mit ihnen den Kindergeburtstag feiern oder sie am Todestag begleiten will.
Bei Petra ist das anders. Sie ist alljährlich an Jans Todestag beinahe glücklich. Denn Jans ehemalige Schulfreunde, heute Abiturienten, begleiten sie zum Grab. Alle gemeinsam tauschen sich immer wieder gern darüber aus, wie Jan gewesen ist und was wohl aus ihm geworden wäre. Und dann weicht die Trauer einer unendlichen Dankbarkeit – einer Dankbarkeit, dass es ihn gegeben hat.

In Frieden sterben dürfen – Der Traum des Michael de Ridder

Pressetext:
Dr. Michael de Ridder ist dem Tod mehr als 1000 Mal begegnet. 15 Jahre fuhr er im Notarztwagen, sieben Jahre war er auf einer Intensiv­station. 18 Jahre leitete er die Rettungsstelle des Vivantes-Krankenhauses in Berlin Kreuzberg, davon die letzten Jahre als Chefarzt. Dr. Michael de Ridder ist heute einer der bekanntesten Mediziner Deutschlands, der sich für ein friedliches Sterben einsetzt. Statt mit jetzt 65 Jahren in Rente zu gehen, baut er nun ein neues Hospiz in Berlin auf. Die Reportage begleitet den unermüdlichen Arzt in den letzten Tagen auf der Rettungsstation sowie bei seiner neuen Herausforderung, bei der er auf das „Retten“ verzichtet zugunsten eines friedlichen Sterbens seiner Patienten.
Der Arzt und Autor des Buches „Wie wollen wir sterben? – Plädoyer für eine neue Sterbekultur“ spricht äußerst engagiert von seiner Vision, Menschen das Sterben zu erlauben und nicht, wie es die Hochleistungsmedizin in den letzten Jahrzehnten möglich gemacht hat, zu verhindern. Er kritisiert offen die vielen Eingriffe, Behandlungen, Beatmungen, Reanima­tionen, Magen­sonden usw., die der Mensch manchmal sinnlos über sich ergehen lassen um, und die vielen Schmer­zen, die Patienten zu ertragen haben, weil Ärzte es heutzutage nicht wagen, auf eine mögliche Verzögerung des Todes zu verzichten. Nun, als Leiter des neuen Berliner Hospizes, kann er vielen Menschen ein friedliches Sterben ermöglichen. De Ridder will lindern, statt behandeln um jeden Preis. Dabei orientiert er sich auch an Skandinavien, wo 60 Prozent der Bevölkerung durch Palliativmedizin versorgt wird, in Deutschland dagegen nur 2,5 Prozent.
Liz Wieskerstrauch und ihr Filmteam haben de Ridder mit verschiedenen Patienten und deren Angehörigen begleitet, um zu erfahren, was genau er meint, wenn er von einem friedlichen Sterben spricht. Ganz nebenbei reflektiert er auch seine Vorstellungen vom eigenen Tod. Die Kamera beobachtet dezent, wie Menschen ihre letzten Tage im Hospiz erleben. Dabei ist der engagierte Arzt äußerst empathisch, geht auf alle Gesprächswünsche ein und fördert selbstbestimmte Entscheidungen seiner Patienten zum Lebensende.

Höchstpersönlich: Jürgen Drews

Pressetext:
Mit 15 hat der Arzt-Sohn und Schüler aus Schleswig-Holstein seinen ersten Preis als Musiker bekommen, damals mit seinem Banjo, das er auch jetzt noch immer mit auf Tour hat. Heute ist er 66 Jahre alt, Jürgen Drews, dem Thomas Gottschalk den Ehrentitel „König von Mallorca“ verliehen hat, weil er in der Sommersaison in jeder Woche mindestens ein Mal die Menschenmassen in dem bekannten „Ballermann“ in Arenal aufpeitscht und beglückt.
Zuerst, Anfang der 70er, hat es Jürgen Drews mit einer internationalen Karriere versucht und war Sänger bei der bunt gemischten Truppe der Les Humphries Singers. In Deutschland wurde er 1976 mit seinem Erfolgsschlager „Ein Bett im Kornfeld“ bekannt. Seit dem hat man ihn auf Schlagermusik festgelegt. Aktuell war er mit „Wenn die Wunderkerzen brennen“ viele Wochen auf Platz 1 der Schlagercharts. Dabei würde er viel lieber auch andere Musik machen.
Dies ermöglicht ihm nun seine Tochter Joelina Drews, die als 15jährige im letzten Jahr ihre erste Platte „Trendsetter“ heraus brachte – englischer Pop. Der Vater hegt viele Hoffnungen in Bezug auf Joelinas Karriere, denn er möchte ihre Musik produzieren. Doch Joelinas Mutter Ramona legt wert darauf, dass die Tochter erst mal ordentlich Abitur macht.
Mit der 27 Jahre jüngeren Ramona ist Jürgen Drews seit über 20 Jahren zusammen, seit 18 Jahren verheiratet, und gerade aktuell möchte er das Eheversprechen wiederholen und bei einer zweiten Hochzeitsfeier nachholen, was ihm damals nicht so wichtig war: eine richtige Familienfeier.
Das Filmteam von „Höchstpersönlich“ erlebt Jürgen Drews auf Mallorca, wo er vor einem Jahr ein Kult-Bistro namens „König von Mallorca“ eröffnet hat, als erstaunlich fähiger Kleindarsteller bei Dreharbeiten zu der ZDF-Serie „Notruf Hafenkante“, in seinem Studio, und zu Hause mit Frau und Tochter, wo die Familie derzeit in ihr neues Domizil umzieht.

Vom Mörder zum Pastor

Pressetext:
1999 wurde in Eschede in einem Gewaltrausch ein Mann zu Tode geprü­gelt, Peter Deutschmann, 44, genannt „Hippie“, Sozialhilfeempfänger, wohnungslos, einsam, offenbar sehr cou­ragiert: Er hat gewagt, den Pa­rolen der Neonazis zu wi­dersprechen. Das musste er mit dem Tod bezah­len, denn zwei jugendliche Skinheads, damals 17 und 18, rasteten aus.
Der Jüngere, Johannes Kneifel, ist jetzt, mit 29, ein anderer Mensch. Nach fünf Jahren Jugendstrafe hat er begonnen, Theologie zu studieren. Bald wird er Pastor sein. Eine Wandlung vom Saulus zum Paulus – wie geht das? Liz Wieskerstrauch begibt sich auf Spurensuche. Wer war dieser Jugendliche damals? Warum fängt ein 13jähriger an, sich besinnungslos zu betrinken? Was hat ihn mit 15 Jahren schon zum Skinhead und überzeugten Neonazi gemacht? Das Kamerateam besucht die Eltern, befragt die Lehrer, das Jugendamt, den damaligen Internatsleiter, schließlich zwei Mitarbeiter aus dem Jugendgefängnis Hameln. Dort galt Johannes Kneifel als extrem gefährlich. Doch der willensstarke und hoch intelligente junge Mann erfährt in diesen schweren Jahren allmählich seine Kehrtwende – die Hinwendung zu Gott.
Johannes Kneifel spricht offen und schonungslos von sich und seiner Tat, von Schuld und Sühne. Inzwischen schreibt er ein Buch darüber. Er will Beispiel sein für die, die sich wie er an anderen Menschen schuldig gemacht haben. Diese spektakuläre Entwicklungsgeschichte erfährt ihren Höhepunkt, als die Filmautorin Johannes Kneifel mit der Tatsache konfrontiert, dass sein Opfer damals eine Tochter hatte, die durch seine Tat den Vater verloren hat. Das hat er bis dato nicht gewusst – und es erschüttert ihn sichtlich, zwölf Jahre nach seiner Tat sich einer noch größeren Schuld bewusst zu werden. Diese Tochter, Stefanie Deutschmann, 33, äußert sich erstmalig über ihren Vater und ihre Sicht auf diese tragische Geschichte. Doch Johannes Kneifels Bitte um Entschuldigung kann sie (noch) nicht annehmen. Johannes Kneifel muss weiter mit dieser Schuld leben.

Von Meisterhand – Traditionsberufe suchen Nachwuchs – Die Bootsbauerin an der Ostsee

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„Wer mir sein Boot zur Restaurierung in die Werft gibt, vertraut mir sein Liebstes an“, sagt Kirsten Dubs augenzwinkernd. Die 43jährige hat ihr Traditionshandwerk in Bremen-Vegesack gelernt und konnte im Jahr 2006 in Freest am Greifswalder Bodden die alte Werft von 1889 übernehmen. Die Frau aus dem Westen wurde erst skeptisch beäugt von den alten Fischern. Inzwischen hat sie sich den Respekt der Dorfbewohner erarbeitet und lebt mit einem jungen einheimischen Fischer zusammen.
Kirsten Dubs Leidenschaft gilt den alten Holzbooten, die liebevoll mit traditionellen Handwerksverfahren restauriert werden müssen. Da liegt zum Beispiel die „Storch“ in ihrer Halle – ein elegant geschwungener Seefahrtkreuzer von 1936, der den Krieg überstanden hat. Zehn Mitarbeiter putzen, schleifen, lackieren das alte Mahagonifurnier in monatelanger Gedulds- und Fleißarbeit mit der Hand. „Wir arbeiten nicht mehr wie die Wikinger“, sagt die Bootsbaumeisterin, dennoch werden Maschinen nur sehr bedacht eingesetzt.
So wird am ersten Tag ihres Praktikums auch Karla Thurm eingewiesen, die „Storch“ mit der Hand zu schleifen, ohne dass Dellen entstehen. Die 21jährige Studienabbrecherin aus Leipzig möchte unbedingt einen Ausbildungsplatz im Bootsbau bekommen. Kirsten Dubs stellt sie auf die Probe: Wird Karla die Geduld für solche, oft stupide Tätigkeiten aufbringen? Wird sie das handwerkliche Geschick haben, eine Werkzeugkiste mit Verzahnungen zu bauen? Und – vor allem – wird sie es aushalten, auch im Winter in der ungeheizten Halle zu arbeiten? Wird sie in dem kleinen Dorf die Großstadt nicht zu sehr vermissen?
Karla Thurm ist sehr motiviert. An sich kommt sie aus einer Bildungsbürgerfamilie. Doch das Studieren liegt ihr nicht. Da ist sie lieber ein Jahr auf einem Traditionssegler mitgesegelt. Nun weiß sie endlich, was sie will: Holzbootsbau, und am liebsten bei Kirsten Dubs!
Der Film von Liz Wieskerstrauch begleitet die junge, moderne Frau, wie sie allmählich mit dem alten, traditionellen Handwerk zusammen wächst. In opulenten Bildern zeigt er, wie schön die Werft liegt, wie hart die Arbeit ist, und wie sich die uralte Werft zwischen Romantik und Realität behaupten muss. Am Ende steht die Entscheidung: Wird Karla als Auszubildende übernommen oder nicht?

Die Heiratswütigen – Wenn Menschen sich immer wieder trauen

Pressetext:
Bernd Wiese, 50, ist verliebt wie ein 13jähriger. Er hat drei Ehen hinter sich und peilt schnurstracks die vierte an. Diesmal ist er sich ganz sicher. Denn seine Zukünftige ist seine Ehemalige, die große Jugendliebe, die er mit 13 in der Schule getroffen hat. Mit ihr, Rosmarie Seidel, hat er vier Jahre lang die Liebe kennen gelernt. Doch dann, nachdem sie schon verlobt waren, ist sie zerbrochen. All die Jahre hat er vergeblich das gesucht, was er mit seiner Rosie erlebt hatte. Nun haben sie sich wieder gefunden und warten auf die Scheidung, um 30 Jahre später als ursprünglich geplant endlich zu heiraten.
Auch Martin Bäte, 42, heiratet das vierte Mal. Als erfolgreicher Unternehmer hat er sich immer hübsche Frauen geleistet und damit eine Bauchlandung nach der anderen hingelegt – mal war sie nicht treu, mal er, da gab es keinen Verlass. Doch nun hat er Heidi Babich getroffen, und mit ihr passt alles, meint er. Die hatte durchaus Gewissensbisse, ihren Mann zu verlassen, um mit Martin durchzubrennen – was sollen auch die halberwachsenen Kinder und die Freunde dazu denken? Doch dann hat Heidi ihren Job aufgegeben, und nun lebt sie nur noch für Martin. Die Freunde drücken dem Hochzeitspaar die Daumen, bleiben aber skeptisch, ob es diesmal wirklich hält.
Bianca Wollenweber, 36, und Marius Schwiebert, 38, heiraten jeweils das zweite Mal. Gemeinsam haben sie eine Tochter, unehelich, er hat fünf Kinder mit seiner Exfrau, und sie einen Sohn mit ihrem Exmann – eine Patchworkfamilie. Bianca wollte ihren Marius schon immer für sich allein haben. Doch er hatte sich zu ihrem Unglück für die andere entschieden. So blieb sie allein mit ihrer Tochter – bis die, mit 8, ihren Vater kennen lernen wollte. Damit brachte sie ihre beiden Eltern wieder zusammen. Was lange währt, wird endlich gut, sagt Bianca, und so wird die Hochzeit zum Happy End.
Trotz der mehrfachen Erfahrung, dass Ehen scheitern, trauen sich diese Paare immer wieder und sind dabei so sicher, als wäre es das erste Mal. Mögliche Zweifel werden hinter einer festen Entschlossenheit verdeckt, denn diesmal muss es einfach klappen! In diesem Film von Liz Wieskerstrauch finden alle drei Paare erneut ihr Glück und vertrauen auf die Zukunft.

Geliebte Nervensägen – Hyperaktive Kinder und ihre Eltern / Dokureihe

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Pressetext:
Der 11jährige Felix aus Hamburg ist hyperaktiv – ein Zappelphilipp, der sich nur schlecht konzen­trieren kann. Ca 5 % aller Kinder in Deutschland haben ADHS („Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperak­tivitätsstörung“). Das fühlt sich an, als würden alle Nerven bloß liegen. Der Junge braucht einerseits viel Ruhe, andererseits be­sonders viel Aufmerksamkeit. Er rastet oft aus. Das macht viel Ärger und hat weitrei­chende Folgen: Drei Mal musste das in­telligente Kind schon die Schule wechseln, jedes Mal ein neuer Anfang, neue Freunde finden, sich neuen Lehrern anpassen – ein langer Auch Kevin aus Ingelheim, 8 Jahre alt, strapaziert die Nerven seiner Eltern und der kleinen Schwester extrem. Schon als 1jähriger hatte er Wutanfälle, die weit über das übliche Maß hinaus gingen. Die Eltern wussten sich oft nicht mehr zu helfen und sind erleichtert, seit dem der Junge Ritalin bekommt. Obendrein sind sie froh, dass jetzt eine Kinderpsychologin mit Kevin arbeitet und sie in der Erziehung berät. Denn ADHS-Kinder brauchen weit mehr als andere klare Regeln, und möglichst Eltern, die sich bewusst nicht auf diesen Teufelskreis einlassen.
Die Eltern von Lea-Sophie in der Nähe von Lüneburg wollen nicht, dass ihre 8jährige Tochter das starke Medikament erhält. Sie halten Leas Impulsivität aus und nehmen Leistungsschwäche und Unkonzentriertheit lieber in Kauf. Dabei sind sie froh, dass die Kleine in der Förderschule einigermaßen zurecht kommt. Mit großer Ge­duld versuchen die Eltern, den Bedürfnissen ihres Kindes gerecht zu werden. Sie leben auf dem Land, wo die Kleine häufig auch alleine raus kann.
Felix ist oft tief traurig über sein Verhalten und will es unbedingt ändern, aber immer wieder bricht etwas in ihm durch. „Ich will so sein, wie alle anderen Kin­der auch“, sagt er. Da ist eine Verzweiflung in ihm, die keinen Ausweg mehr findet. Mit Ritalin und psychologischem Coaching schafft er es jedoch, seine Ausraster in den Griff zu bekommen. Dann klappt es plötzlich auch mit den Noten. Und wieder muss Felix die Schule wechseln, diesmal aber zum Positiven: Er hat es in die Realschule geschafft und ist stolz und glücklich.
Der Film von Liz Wieskerstrauch begleitet diese drei Kinder und deren Eltern in ihren alltäglichen Konfliktsituationen und auf der mühsamen Suche nach Lösungen.

Wie Kinder wieder lachen lernen – Hilfe nach dem Trauma / Dokumentarfilm (von der ARD für den Grimme-Preis vorgeschlagen)

Pressetext:
Der Tag, an dem Lilly den Todessprung eines Mannes vor die U-Bahn miterlebt hat, ist eine Wende in ihrem Leben. Seit dem kann sich die 15jährige in der Schule kaum konzentrieren, wirkt oft völlig abwesend und bekommt plötzlich Panikattacken mit Weinkrämpfen. Obwohl das Schreckensereignis schon zwei Monate her ist, erlebt sie es in einem solchen Flashback, als würde es gerade jetzt geschehen. Am schlimmsten ist es, wenn Lilly mit der U-Bahn fährt. Das traut sie sich inzwischen gar nicht mehr.
Ein solches Trauma kann jedem jederzeit widerfahren. Die Auswirkungen sind ver­heerend. Kinder macht es sprachlos, hilflos, manche gar gefühllos, und einige wer­den extrem aggressiv, wie der 11jährige Nicolas, der als Kleinkind Gewalt erfahren hat und nun oft ausrastet und unkontrolliert um sich schlägt. Ihre kindliche Welt ist auseinander gebrochen. Sie malen immer wieder Fragmente des Unglücks oder spielen die erlittene Situation durch, mit Autos, Legosteinen oder Puppen, wie der 2jährige Lorenz, der im Rollenspiel seine Puppe mit Pflaster versorgt. Wegen einer schlimmen Mittelohrentzündung hat er Infusionen vom Arzt bekommen, die sehr schmerzhaft waren. Die Eltern mussten ihn festhalten. Seit dem hat er eine schwere Posttraumatische Belastungsstörung. Er wirkt häufig in sich gekehrt. Und er lässt sich nicht wickeln, nicht die Nase putzen, nicht hinlegen. Lieber schläft er im Sitzen ein. Ein Drama für das Kleinkind und seine Eltern.
Es gibt nicht viele Traumatherapeuten, die sich auf Kinder spezialisieren. Da haben die kleinen Patienten in Hamburg Glück. Hier arbeitet Dr. Andreas Krüger, selbst Vater von vier Kindern, der die imaginativen Methoden der Traumathe­rapie auf die Heilung von Kindern anwendet. Die Kinder kommen liebend gern zu ihm in die Pra­xis. Dem 2jährigen Lorenz macht der Arzt mit Madruschka-Puppen klar, dass der innere verletzte Anteil in ihm versorgt werden muss. Später lässt sich Lo­renz prob­lemlos schlafen legen, und beim Wickeln schreit er nur noch ausnahms­weise mal. Mit Lilly übt er einen inneren sicheren Ort zum eigenen Schutz ein. Am Ende kann sie mit der Bildschirm-Beobachter-Technik das ganze Schreckensereig­nis mit And­reas Krüger Bild für Bild noch einmal durchgehen, ohne einen Flashback zu er­leiden. Von dem Moment an ist U-Bahn-fahren für Lilly kein Problem mehr. Und Ni­colas erklärt er in einer dem Alter angepassten Sprache, was bei einem Trauma im Gehirn geschieht. So lernt der Junge, sein eigenes ungeliebtes Verhalten zu ver­ste­hen, und er übt, mit Hilfe eines inneren Reglers sich zu zügeln.
Dieser Film von Liz Wieskerstrauch zeigt die lang anhaltenden Auswirkungen trau­matischer Erfahrungen auf die Kinderherzen, und wie dringend notwendig eine kind­gerechte Traumatherapie ist.

Die Liebe, der Bärenjäger und die Taiga – Eine Hamburgerin in Sibirien / Reportage

Pressetext:
Am Anfang  war es die Liebe zu einer Landschaft, die Karin Hass (64) in die Taiga  führte. Dann begegnete sie dort dem attraktiven Pelztierjäger Slava, dem zuliebe sie ihr Zuhause in  Hamburg aufgegeben hat. Seit fünf  Jahren führt sie an der Seite des  zwanzig Jahre jüngeren Jägers quasi ein Leben wie in der Steinzeit.  Das neue Domizil heißt Srednjana Oljokma, ist 9000 Kilometer von Hamburg entfernt – und liegt irgendwo 1700 Kilometer östlich von Irkutsk und dem Baikalsee. Wer dorthin reisen möchte, muss die letzten 300 Kilometer flußaufwärts per Motorboot meistern.
Slava ein Jäger, Karin Hass eine Sammlerin; der Mann  unterwegs auf Jagd und Fischfang, die Ehefrau bei nie enden wollender Pflanz- Ernte- und Einmacharbeit. Das Leben am Fluss – 200 Kilometer von der nächsten richtigen Ortschaft entfernt – ist alles andere als komfortabel. Kein fließendes Wasser, kein Laden um die Ecke ,  kein Arzt weit und breit, Strom nur gelegentlich vom eigenen Aggregat . Karin Hass lebt am „Ende der Welt“.
Kein Wunder, dass sie da schon hin und wieder die Sehnsucht nach ihrer Tochter und den Enkelkindern überkommt.  Einige Wochen im Jahr – meist im Januar und Februar – tauscht die Taigafrau ihr einfaches  Leben  mit der Zivilisation in Deutschland. Sie liebt diesen Kontrast. Doch kaum zurück in ihrer neuen Heimat freut sich die gebürtige Dresdnerin über wilden Schnittlach am Flussufer oder über Slavas Verwandte,  wenn diese  mit 16 Rentieren und Schlitten zu Besuch kommen.  Eine entbehrungsreiche Existenz nimmt Karin Hass gern in Kauf – jedenfalls so lange wie die Liebe sie dort hält.
Die Dokumentarfilmerin und vielfach ausgezeichnete Fernsehjournalistin Liz Wieskerstrauch hat im Sommer 2010 mit einem kleinen Filmteam die weite und zum Teil mühselige Reise  zu Karin Hass unternommen  und die atemberaubende Taiga-Landschaft erlebt. Allein die Hinreise war ein Abenteuer: zwei Tage Transport im offenen Boot, Übernachtungen in maroden Jagdhütten, Zähneputzen im Fluss – dann endlich das Dörfchen ohne Dorfschild. Plumpsklo, keine Dusche (dafür das  mit Holz geheizte Schwitzbad – die „Banja“), für einige Stunden Generatorstrom – ein Leben, wie  man es weitestgehend aus längst vergangenen Zeiten kennt. Sie wollte von Karin Hass und ihrem Mann Slava erfahren, wie das geht: miteinander zu leben und sich zu lieben, auch wenn die äußeren Bedingungen einen so starken Kontrast bilden. Ganz offensichtlich ziehen sich hier sprichwörtlich die Gegensätze an.

In der Taiga / Copyrigt: Ulrich Sucker

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John Langley, der Gartenprofessor / Filmporträt

Pressetext:
Wenn der Rasen nicht wirklich englisch wird, die Hortensie das Wachstum verweigert und die Tulpenzwiebeln in die richtigen Tiefe eingegraben werden müssen, ist er zur Stelle. John Langley, Fernsehgärtner des NDR, hat für jedes Problem eine Lösung. Jeden Dienstag ist seine Kolumne „DAS grünt“ im NDR zu sehen. Im Hauptberuf ist der gelernte Florist Lehrer. Angehenden Floristen bringt er an einer berufsbegleitenden Schule in Hamburg die Kunst des Arrangements bei. Dabei ist der Meister der Floristik nie belehrend. Humorvoll, schlagfertig und mit einer Prise Philosophie geht er Gartenprobleme an. Stunden verbringt der 60jährige am Computer, hilft in unzähligen Foren Gartenfreunden bei Schneckenbefall und der Wahl des richtigen Bodendeckers.
Den grünen Daumen hat er von seinem Vater geerbt. Der war Friedhofsgärtner für die britischen Soldatenfriedhöfe in Norddeutschland. Und trotz seines Namens und walisischer Vorfahren ist John ein echter Hamburger Jung, der als Junge durch den Ohlsdorfer Friedhof streifte und die gepflegten Anlagen bewunderte. 1977, da hatte er den Meister in der Tasche, fiel er einem Team des NDR auf, weil er auf einer Adventsausstellung so frech antwortete. Im selben Jahr trat er in der „Aktuellen Schaubude“ auf und trägt seither seinen Teil dazu bei, dass die norddeutschen Gärten schöner werden.
2010 ist für den „Gartenvater“ ein spannendes Jahr: Er ist frisch verliebt, hat zwei neue Stiefkinder, ein Haus gekauft und baut dies um – seniorengerecht, wie er augenzwinkernd sagt. Und hat nun endlich einen eigenen Garten!

Höchstpersönlich: Sabine Postel / Filmporträt

Pressetext:
Spätestens seit 1997 mit ihrer Rolle als „Bremer Tatort-Kommissarin“ ist Sabine Postel einem breiten Publikum bekannt. Doch schon mit zehn Jahren hatte sie die erste Hauptrolle, damals beim Hörfunk in einer Kindersendung.
Privat hatte Sabine Postel weniger Glück. Nach einigen Beziehungen und Trennun­gen heiratete sie 1991 den Journalisten und Experten für Design Otto Riewoldt und bekam ein Jahr später Sohn Moritz. Doch 2003, mit 54 Jahren, starb Otto Riewoldt einen plötzlichen Krebstod. Ein Schock für Sabine Postel!
Um sich von dem Schmerz abzulenken, spielte sie in all den Jahren unentwegt wei­ter. Ihre Rolle im „Tatort“ und weitere, neue Rollen, zum Beispiel in „Der Dicke“, ge­ben ihr die nötige Struktur fürs Leben. Zum Glück hat sie gute Freunde, zum Beispiel die Schauspielerkollegin Claudia Rieschel, die nicht nur Patentante von Moritz ist, sondern enge Vertraute der Familie.
Sabine Postel engagiert sich zusammen mit Thomas Schaaf von Werder Bremen als Botschafterin für das Bremer Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche. Zudem begleitet Autorin Liz Wieskerstrauch die Schauspielerin zur Leipziger Buchmesse, wo Sabine Postel ihren 80 Jahre alten Vater unterstützt, dessen neues Buch vorzustellen.
Zu Sohn Moritz hat sie ein sehr enges Verhältnis. Inzwischen besucht der 17jährige ein Internat in England. Mutter und Sohn treffen sich oft in London. Das „höchstpersönlich“-Team begleitet die zwei bei einem ausgiebigen Stadtbummel durch die Metropole. Und die Zuschauer können Sabine Postels ureigensten Humor erleben.

Hilfe, wer bin ich? Menschen ohne Erinnerung / Dokumentarfilm

Pressetext:
Martina Kudella aus Hamburg hatte kurz nach der Geburt ihres Wunschkindes eine schwere, lebensgefährliche Gehirnblutung. Die Folge: Sie kann sich an die Ge­burt und die Zeit der Schwangerschaft nicht mehr erinnern, und selbst die Fotos aus dieser Zeit bleiben ihr fremd. Nun muss sie lernen, dennoch eine natürliche Bezie­hung zu ihrem Sohn aufzubauen. Ihr Mann und ihre Mutter unterstützen sie dabei. Und die Tagebücher helfen, die Frau kennen zu lernen, die sie einmal gewesen ist.
Der Student Michael Weiss aus Frankenberg in Sachsen hat durch einen epi­leptischen Anfall komplett das Gedächtnis verloren. Er wusste weder, wer er ist, noch, wie er heißt, und erkannte auch seine Freundin nicht mehr – ein Schock für die junge Frau. Lediglich seine Eltern kamen ihm halbwegs bekannt vor. Doch er lernt rasant alles neu. Nur ein Jahr danach hat er sein Wissen nachgeholt und kann nun sein Studium abschließen. Und in seine Freundin hat er sich neu verliebt.
Der Gedächtnisverlust von Sabine Barthelmes aus Hamburg ist schon zehn Jahre her. Damals lebte sie in Würzburg, war verheiratet und hatte nach einer Ge­hirnhautentzündung eine Totalamnesie. Sie kannte ihren Mann nicht, ihre Tochter nicht, sich selbst nicht und konnte auch mit all den Fotos und Tagebüchern von frü­her nichts anfangen. „Festplatte gelöscht“, sagt sie heute lächelnd, „da ist wieder viel Platz für Neues“. Und tatsächlich: Sabine Barthelmes hat sich die Welt komplett neu angelesen, sich selbst neu ausprobiert, alles neu erfahren: Was interessiert mich? Was schmeckt mir, was nicht? Was kann ich? Was will ich? Zu ihrem Mann kam das Gefühl nicht wieder, also ließ sie sich scheiden und wagte einen Neuanfang in Ham­burg, komplett ohne Altlasten. Hier hat sie auch die Liebe ganz neu ent­deckt.
Dieser Film von Liz Wieskerstrauch fragt im Detail, wie das ist: ein Leben mit Amnesie, ohne Erinnerung an die Vergangenheit, ohne Bezug zu den Menschen, die früher von größter Bedeutung waren, mit gebrochener Identität, aber voller Hoff­nung.

Liebesleid – Wenn die Welt zusammenbricht / Dokumentarfilm

Pressetext:
Liebesleid ist der Schmerz, den wohl jeder irgendwann im Leben durchmacht – ein seelisches Desaster, das man nie wieder erleben möchte. Liebeskranke sind oft unfähig, den ganz normalen Alltag zu meistern. Sie leben im Ausnahmezustand. Manche können zeitweise nicht einmal mehr ihrer Arbeit nachgehen. Sie befinden sich in einer emotionalen Achterbahn zwischen Selbstzweifel und Selbstmitleid, un­bändiger Sehnsucht, Wut und Hass. Oft sind sie nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Für Außenstehende mag die Situation vergleichsweise banal oder gar albern wirken, der Leidende jedoch erlebt eine tiefe Erschütterung seines Selbstwertgefühls. Er fühlt sich unverstanden von seinem Liebesobjekt und von seiner Umgebung, die ihn be­lächelt.
Nils S., Mitte 40, Musiker aus Hannover, hat all diese Torturen hinter sich. Er war geradezu besessen von Tanja, einer 15 Jahre jüngeren Musikerin, doch zu einer richtigen Beziehung kam es nie. Von Anfang an hat sie ihn im Ungewissen gelassen, während er sich nichts sehnlicher wünschte als eine feste Beziehung mit ihr. Schließlich befand er sich in einem Karussell von sinnlosen Eifersuchtsattacken und Reuebekundungen, was ihn geradezu krank machte.
Die Hamburger Werbetexterin und Autorin Conni Lubek, Anfang 40, hat sich in einen Mann verliebt, der ihre Liebe nicht erwidert hat. Freundschaft ja, Sex ja, Liebe nein – das war seine Devise, und sie hat darauf gesetzt, dass sich das sicher ändern wird. Dem war aber nicht so. „Ich habe mich geweigert, zu akzeptieren, dass sein Nichtverliebtsein endgültig ist, fast zwei Jahre lang. Jetzt ist es vorbei. Ich bin zu erschöpft, alles tut weh, und ich fühle, dass es Zeit ist, mich zu entlieben.“ Mit diesen Zeilen hat sie vor mehr als drei Jahren im Internet einen eigenen Blog gegründet, in dem sie sich das Liebesleid von der Seele geschrieben hat – ein reinster Seelenstrip. Und ein Riesenerfolg.
Zwei von mehreren Liebesleid-Betroffenen, die die Autorin Liz Wieskerstrauch für ihre NDR- Dokumentation besucht und gefilmt hat.

Die Seelenflüsterer – Turbo-Coaching gegen Angst und Stress / Doku-Serie, 4 Folgen

Pressetext:
Panische Prüfungsangst, Flashbacks nach einem Hubschrauberabsturz, Angstschweißattacken, eine Phobie – das sind lähmende Stressmomente, die den Alltag belasten und die man möglichst rasch wieder los werden möchte. Aber wie, ohne sich auf langwierige Therapien einlassen zu müssen? Ohne seine ganze Kindheit „auspacken“ zu müssen, bloß weil man beispielsweise eine Präsentationsschwäche oder Lampenfieber oder einfach nur Angst vorm Zahnarzt hat? Wie kann man sein Seelenheil undramatisch und schnell wieder erlangen? Sozusagen ganz nebenbei?
Die außergewöhnliche Coachingmethode des Psychologenehepaars Cora Besser-Siegmund und Harry Siegmund basiert auf einer Kombination eines traumatherapeutischen Verfahrens mit einem Muskeltest der Kinesiologie. Dadurch können solche Probleme oft in nur einer Sitzung gelöst werden. Mit dem einfachen Muskeltest an der Hand lässt sich die Ursache einer Stressreaktion genau finden, denn bei Wörtern, die das Limbische System irritieren, reagiert der Muskeltonus mit einer deutlich spürbaren Schwächereaktion, der kraftvoll gehaltene Ring von Daumen und Zeigefinger geht auf – ein spannendes Unterfangen für Klienten und Psychologen gleichermaßen. Häufig stößt man dabei auf Ereignisse, die Jahre oder Jahrzehnte zurück liegen und die man als längst verarbeitet betrachtet oder gar vergessen hat. Offenbar ist doch noch eine Spur davon hängen geblieben und wirkt dort, als wäre es gerade vor kurzem erst geschehen. Das Ereignis muss also noch vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis „verschoben“ werden. Dazu müssen beide Gehirnhälften gleichzeitig arbeiten, wie in der REM-Phase im Schlaf. Um das zu erreichen, „winken“ die Psychologen vor den Augen des Klienten hin und her, und wenn dieser mit den Augen der schnell winkenden Hand folgt, erfährt er in Sekundenschnelle eine Verbesserung, oft verbunden mit dem Gefühl einer Erleichterung. Der emotionale Druck geht raus.
Diese Coachingmethode ist rasant und voller Leichtigkeit und macht mit vielen überraschenden Erkenntnissen Klienten und Zuschauern Spaß, weil psychologische Zusammenhänge im Sinne von Lebenshilfe alltagsnah und spannend erzählt werden.

Die Seelenflüsterer, 1. Folge

Pressetext:
Die Abiturientin Jana hat panische Prüfungsangst. An sich ist sie eine gute Schülerin, aber ihre Nervosität macht ihr schwer zu schaffen. Am meisten Angst hat sie vor der mündlichen Prüfung. Sie befürchtet, ganz den Kopf zu verlieren und einen Blackout zu erleben. Dann würde sie das Abitur nicht bestehen. Schon bei der Schriftlichen in Biologie ist sie extrem hibbelig. Zu gern würde sie sich all den unnötigen Stress ersparen. Sie erfährt von der neuartigen Coachingmethode und lässt sich schnell einen Termin geben, noch vor der nächsten Prüfung.
Ernst Hölscher war jahrelang nicht beim Zahnarzt, denn er hat schreckliche Angst davor. Warum, das weiß er nicht. Nun wird es Zeit, sein ganzes Gebiss muss saniert werden. Wenn er die Spritzen nur sieht und den Bohrer hört, möchte er vor lauter Panik sofort weg laufen. Sein Zahnarzt schickt ihn zum Coaching.
Der 11jährige Felix ist hyperaktiv. Die Krankheit nennt sich ADHS und fühlt sich an, als würden alle Nerven bloß liegen. Er braucht viel Aufmerksamkeit. Oft rastet er aus und bekommt Wutanfälle. Drei Mal musste das intelligente Kind schon die Schule wechseln, jedes Mal ein neuer Anfang, neue Freunde finden, sich neuen Lehrer anpassen – ein langer Leidensweg. Felix ist oft traurig über sein eigenes Verhalten und will es unbedingt ändern, aber immer wieder bricht etwas in ihm durch. „Ich will so sein, wie alle anderen Kinder auch“, sagt er. Klassische Verhaltenstherapie hat er schon hinter sich. Nun meldet er sich beim Coaching an und hofft, dass er dabei seine Wut im Sinne von Impulskontrolle besser in den Griff bekommt.
Nach nur einer Stunde bei Cora Besser-Siegmund setzt sich Ernst Hölscher entspannt in den Zahnarztstuhl und lässt sich problemlos behandeln.
Jana erfährt beim Coaching, dass ihre Prüfungsangst etwas zutun hat mit dem Satz einer Lehrerin „Kommen Sie bitte mal mit“. Das kann sie sich nicht erklären. Was wirklich dahinter steckt, kommt erst bei der zweiten Coachingstunde zum Vorschein.

Die Seelenflüsterer, 2. Folge

Pressetext:
Vanessa L. hat ihrem Freund zum Geburtstag einen Rundflug geschenkt, sie starten ganz euphorisch, doch plötzlich kommt der Hubschrauber ins Trudeln und stürzt ab. Körperlich kommt sie einigermaßen heil heraus, doch nach ein paar Tagen streikt die Seele: Schlafstörungen, Panikattacken, extreme Schreckhaftigkeit, und eine große innere Leere. Vanessa L. findet aus dem Gefühlswirrwarr nicht mehr heraus. Ärzte und Psychologen vertrösten sie nach dem Motto: Zeit heilt alle Wunden. Dem ist aber nicht so.
Die Abiturientin Jana geht wegen ihrer Prüfungsangst zu Harry Siegmund. Vor allem vor der Mündlichen hat sie große Angst. Beim Coaching kommt heraus, dass sie vor der Aufforderung einer Lehrerin „Kommen Sie mal mit“ deshalb so große Angst hat, weil sie als Kind einmal mit ähnlichen Worten weg gelockt wurde. Nachdem sie dieses frühkindliche Trauma bearbeitet hat, geht sie völlig angstfrei in die mündliche Prüfung und besteht überglücklich das Abitur.
Vanessa L. will nicht, dass sich ihre Symptome verfestigen, sie geht lieber gleich zu Cora Besser-Siegmund. Sekunde für Sekunde arbeitet sie den Hubschrauberabsturz noch einmal durch. Erstaunlicherweise ist es gar nicht so sehr die Panik, die ihr zu schaffen macht, sondern vor allem Trauer, die sie kurz vorm Aufprall empfunden hat – vorweg genommene Trauer um den drohenden Verlust des Lebens. Nachdem sie den Absturz im Coaching bearbeitet hat, geht es ihr sofort und nachhaltig wieder gut. Alle Schreckhaftigkeit ist verflogen.
Der 11jährige Felix lernt bei Harry Siegmund Strategien, wie er seine Wut bewältigen kann. Zuhause schafft er es manchmal, indem er Klavier spielt. Doch in der Schule? Auf dem Schulhof? Sonstwo unterwegs? Der Psychologe übt mit ihm, sich das Klavierspiel im Geiste vorzustellen und sich dabei zu beruhigen. Felix ist begeistert. Und sie entwickeln ein inneres Modell, eine Gestalt für den ungezügelten Felix, das „Rumpelmännchen“. Das hilft dem Jungen, sich mit den eigenen unliebsamen Eigenschaften auseinander zu setzen.

Die Seelenflüsterer, 3. Folge

Pressetext:
Martina Griefahn ist eine hervorragende Golfspielerin. Nach einer längeren Unfallpause trainiert sie nun für die nächste Turniersaison. Sie will an frühere Erfolge anknüpfen. Auch ihr Mann spielt Golf, immer einen Tick besser als sie. Zur Hochzeit vor vielen Jahren hat er im Spaß angekündigt, sich scheiden zu lassen, wenn Martina jemals ein besseres Handicap hätte als er. Das wurmt sie. Nun möchte sie auch mental trainieren und geht zu Cora Besser-Siegmund.
Der Künstler Richard Wistrach ist an sich sehr selbstbewusst und locker. Aber wehe, er soll sich und seine Foto-Kunst verkaufen. Bei Präsentationen steht er völlig neben sich und bekommt Angstschweißattacken, die ihm äußerst unangenehm sind. Die Schweißperlen tropfen ihm von der Stirn über die Nase auf die zu präsentierenden Postkarten. Warum das so ist, weiß er nicht. Er hat von der neuartigen Coachingmethode gehört und will es ausprobieren.
Diesmal kommt der 11jährige Felix mit seiner Mutter zum Coaching. Gemeinsam versuchen sie, ihr Rollenverhalten aufzudröseln. Oft ignoriert er sie, dann wird sie zornig. Morgens, wenn Papa Zeitung liest, ist ihm langweilig. Das provoziert ihn, den Kaspar zu machen und allen auf den Geist zu gehen. Harry Siegmund geht Schritt für Schritt vor.
Die Autorin Gabriele Küter kann ein bestimmtes Wort nicht schreiben und nicht aussprechen: Feder. Das hat mit einer frühkindlichen Erfahrung zutun. Mit fünf Jahren war sie bei einer Pflegefamilie. Die hatten Hühner. Einmal hat sie eines davon gestreichelt, gegen den Strich, seit dem empfindet sie unüberwindbaren Ekel vor allen Vögeln und Federn. Sie rätselt, wie sich daraus eine handfeste Phobie entwickeln konnte, und vermeidet alle Plätze, an denen Vögel sind. So wird jeder Spaziergang zum Stress.
Beim Coaching erfährt Martina Griefahn, dass es ihr peinlich wäre zu Gewinnen, dabei ist es doch ihr größter Wunsch. Sie hätte dann das Gefühl, es sich nicht „verdient“ zu haben. Wie damals, als sie eine hoch anerkannte Ausbildung begonnen hat, obwohl sie gar kein Abitur hatte, wofür sie sich damals schämte. Und den Satz ihres Mannes hat sie immer viel zu ernst genommen. Ihr ganzes Selbstwertgefühl hat sie an ihren Erfolgen beim Golfspiel gemessen. Nach dem Coaching stürzt sie sich mit Begeisterung auf ihre zweite große Leidenschaft, das Malen. Golf ist ihr auf einmal nicht mehr ganz so wichtig. Jetzt fühlt sie sich ausgeglichen, das misst sie nicht mehr allein am Erfolg.

Die Seelenflüsterer, 4. Folge

Pressetext:
Der Künstler Richard Wistrach ist beim Coaching völlig überrascht. Er dachte, seine Präsentationsschwäche mit Angstschweiß hätte mit beruflichen Vorerfahrungen zutun. Stattdessen kommt heraus, dass er als Kind öfter von zwei größeren Jungen verprügelt wurde und mit der Angst reichlich ins Schwitzen kam. Seit dem bekommt er bei Stress immer gleich Schweißanfälle. Bei Präsentationen tropfen ihm dann die Schweißperlen von der Stirn über die Nase auf die zu präsentierenden Postkarten. Nach nur einer Coachingstunde bei Cora Besser-Siegmund ist das weg. Dabei hat er sich jahrzehntelang mit den Angstschweißattacken herumschlagen müssen. Nun präsentiert Richard Wistrach einem Verleger völlig entspannt seine neue Fotoserie. Prompt will der ein Buch daraus machen – ein doppelter Erfolg für den Künstler. 
Gabriele Küter hat ihre Federphobie seit 50 Jahren kultiviert und verfestigt. Obwohl sie nicht an einen Erfolg glaubt, probiert sie das Coaching mal aus. Zuerst vermeidet sie das Wort ganz. Sie spricht nur von ihrer „F-Punkt-Phobie“. Doch nach nur einer Coachingstunde kann sie Worte wie Vogel und Federn problemlos sagen. In einer Konfrontation nähert sie sich sogar dem Kanarienvogel von ihrem Seelencoach Harry Siegmund. Dennoch geht es ihr Tage nach dieser Stunde gar nicht gut, die Vorstellung von fliegenden Federn und das dazu gehörende Ekelgefühl hat sich rasch wieder eingestellt. Sie würde wohl mehrere Stunden brauchen, doch sie gibt auf.
Felix thematisiert bei Harry Siegmund seine unweigerliche Lust zu Machtspielen, vor allem mit seiner Mutter. Die wird inzwischen von Cora Besser-Siegmund gecoacht und setzt sich dabei mit dem „Rumpelmännchen“ auseinander – das Modell einer inneren Gestalt, die für die Wutanfälle von Felix verantwortlich ist. In der Imagination lassen beide auch gewisse Aggressionen gegen den anderen heraus, um sich hinterher in der Wirklichkeit besser zu vertragen denn je. Mutter und Sohn genießen die neue Zweisamkeit. Felix hat zwar weiterhin ADHS, das lässt sich ja nicht wegcoachen, aber der Stress, der sich daraus ergibt, ist deutlich geringer geworden.

Kampf gegen die Krankheit: Brustkrebs / Reportage

Pressetext:
„Krebs – das ist eine Diagnose, die mit Horror verbunden ist und auf einmal spürbar macht, dass das Leben begrenzt ist, dabei möchte ich noch mein Enkelkind aufwachsen sehen“, sagt Karin Buschmann, 59, allein lebend. Nach der Ultraschall­untersuchung, Mammographie, Stanzbiopsie und bangem Warten auf das Ergebnis steht nun fest: Sie hat Brustkrebs! Ob auch die Lymphknoten befallen sind und da­mit das Risiko gegeben ist, dass die Metastasen bereits gestreut haben, wird sich erst bei der Operation heraus stellen.
Für Karin Buschmann ist die Diagnose ein Schock, denn es ist noch kein Jahr her, dass ihre Tochter wegen eines Gehirntumors gestorben ist. Die Mutter hat den schweren, vergeblichen Kampf ums Überleben, mehrere Operationen und ständige Chemotherapie mit all den Nebenwirkungen allzu deutlich vor Augen und ist voller Angst, was nun auf sie zukommen wird.
Andrea Schröder, 35, in Scheidung lebend und Mutter zweier kleiner Kinder, geht anders mit der Diagnose um. Der Arzt diagnostizierte drei Tumore einer sehr aggressiven Krebsart in der linken Brust. Für die Patientin ist klar: „Was mich krank macht, muss weg! Und die anschließende Chemotherapie ist mein Freund!“ Gedan­ken über die Sterblichkeit lässt sie wegen ihrer Kinder gar nicht erst zu. Angst macht ihr einzig der Haarausfall, der mit der Chemotherapie kommen wird. Dem beugt sie gleich vor, in dem sie sich eine Glatze schneiden und eine perfekte Perücke anpas­sen lässt. Ihre Eltern staunen, wie positiv sich ihre Tochter diesem Schicksalsschlag stellt. Doch sie haben Angst um sie.
Beide Frauen werden in Hamburg im größten deutschen Brustzentrum operiert. Der behandelnde Art Prof. Eckhard Goepel, aus einer Ärztedynastie stammend, pflegt einen offenen und herzlichen Umgang mit seinen Patientinnen. Er erinnert sich genau, wie es damals war, als seine Mutter die Diagnose Brustkrebs erfuhr, und weiß, welcher Schock dies für die ganze Familie bedeutet. Heute bekommt beinah jede 8. Frau Brustkrebs, die meisten ab 50, und mit dem demographischen Wandel werden es immer mehr. Aber er weiß auch, dass aufgrund der guten Therapie­me­thoden die Sterblichkeit deutlich gesunken ist. Um die Behandlung für seine Pa­tien­tinnen noch sicherer zu machen, hat er in seiner Klinik gerade die neue Methode der intraoperativen Bestrahlung eingeführt. Und wenn die herkömmliche Diagnostik nicht ausreicht, empfiehlt er eine zusätzliche Kernspintomographie, die heute von den Krankenkassen noch nicht regulär bezahlt wird. Doch je genauer der Krebs er­kannt wird, desto zielgerichteter kann die Behandlung erfolgen, so Goepel.
Auch in der Forschung geht es vor allem um die exakte Diagnose des Tumors, um daraus die bestmögliche Therapie für die Patientinnen zu entwickeln. Professor Tanja Fehm von der Universitätsfrauenklinik Tübingen erforscht die Tumorzellen in Knochenmark und Blut und analysiert Tumorgewebe molekulargenetisch mit Hilfe von „Genchips“. Die Ergebnisse lassen auf das Rückfallrisiko der Patientin schließen und machen deutlich, wo genau eine weiterführende Behandlung ansetzen muss.
Karin Buschmann hatte mehrfach Glück im Unglück: Ihre Brust konnte bei der Operation erhalten bleiben, die Lymphknoten waren nicht befallen, der ab­schließende histologische Befund war frei von Metastasenbildung, und sie brauchte keine Chemotherapie, Bestrahlung mit anschließender medikamentöser Behandlung reichte aus. Ebenso groß wie die Angst am Anfang war die Erleichterung und Dank­barkeit am Ende.
Andrea Schröders Brust musste komplett amputiert werden, ihre Lymphknoten waren jedoch nicht befallen. Die äußerst aggressive Krebsart beinhaltete das sog. Her2-Protein, das heutzutage nach der Chemotherapie mit Antikörpern sehr gut be­handelbar ist, womit die Überlebenschancen deutlich steigen. Inzwischen arbeitet Andrea Schröder sogar wieder. Die gefürchteten Nebenwirkungen spürt sie kaum. Und manchmal, Zuhause, läuft sie auch ohne Perücke herum und staunt, wie schön doch ihre Kopfform ist. Auf jeden Fall will sich die attraktive Frau nach Beendigung der monatelangen Chemotherapie eine neue Brust aufbauen lassen. Und dann hat vielleicht auch ein neuer Mann eine Chance in ihrem Leben.

Flugangst – Katastrophen im Kopf / Reportage

Pressetext:
Etwa jeder Dritte fühlt sich beim Fliegen unwohl, 3 % haben extreme Flugangst, das sind knapp 2 Millionen Deutsche. Zum Beispiel Nadine Grothkopp. Sie erhält den Auftrag, in Ecuador einen Film über den Urwald zu drehen. Eine tolle Chance für die junge Kamerafrau! Vom Thema ist sie begeistert. Wenn da nicht diese unüberwindbare Angst wäre, Flugangst. Sofort hat sie all die Katastrophenfilme im Kopf. Sie spürt die Turbulenzen, fängt an zu zittern, hört sich wimmern, dann schreien, fürchtet den Moment kurz vor dem Absturz. Ja, es ist Todesangst. Das macht Herzrasen, Panik geradezu. Sie ist überzeugt, dass genau das Flugzeug, das sie besteigen muss, abstürzen wird. Sie wird alle mit in den Tod reißen. Also muss sie den verlockenden Auftrag absagen. Dabei hat sie größere Aufträge dringend nötig. – Was in Nadine vor sich geht, ist für angstfreie Menschen kaum vorstellbar.
André Klöpper ist Geschäftsmann in Hamburg. Seine Kunden sind in Süddeutschland, in Italien, in der Türkei, sogar auf den Bermudas. Um sie zu treffen, fährt er stunden-, manchmal tagelang mit dem Auto, wohl wissend, dass das statistisch viel gefährlicher ist. Dem Kunden auf den Bermudas musste er gestehen, dass er Flugangst hat – eine peinliche Angelegenheit. Daraufhin ist der zu ihm nach Deutschland gekommen. Bei André Klöpper schlich sich die Flugangst mit den Jahren ein. Das Fliegen wurde immer beschwerlicher. Irgendwann war die Angst auch mit Alkohol und Beruhigungstabletten nicht mehr zu beherrschen. Und dann wurde mit dem Attentat vom 11. September 2001 das Flugzeug zur Waffe. Seit diesen Fernsehbildern ist er gar nicht mehr in ein Passagierflugzeug eingestiegen.
Die Studentin Ann-Christin Hallfahrt hat seit ihrem ersten Flug als 6jährige unerklärliche Flugangst. Großstreckenflüge vermeidet sie ganz. So sind ihre Eltern ohne sie ein paar Wochen nach China gereist. Dabei wäre sie so gern mitgekommen. Ann-Christin schafft es gerade mal bis Mallorca, allerdings immer voller Tränen, und nur, wenn verständnisvolle Freundinnen dabei sind zum Händchen halten.
Sie alle müssen gegen ihre Flugangst dringend etwas unternehmen. Jeder findet einen anderen Weg: die eine durch ein Flugangst-Seminar, die andere durch eine neue Coachingmethode. Und André Klöpper hat sich in den Kopf gesetzt, einen Privatpilotenschein zu machen und damit seine Angst in den Griff zu bekommen. Nun hat er 30 Flugstunden mit einem Fluglehrer und 160 Starts und Landungen gemacht. Der erste Soloflug steht bevor. Wird er danach auch wieder in eine Passagiermaschine steigen? Werden es alle drei schaffen, wieder angstfrei zu fliegen?

Sterbehilfe – Der Streit um den selbstbestimmten Tod / Dokumentarfilm

Pressetext:
Seit drei Jahren liegt die Mutter von Urs F. nach einem Suizidversuch im Koma. Sie hat einen Abschiedsbrief geschrieben und ausdrücklich alle lebensverlängernden Maßnahmen abgelehnt, doch weil keine Patientenverfügung von ihr vorliegt, wird sie dennoch mit Maschinen am Leben erhalten, vielleicht noch 30 Jahre. Der Sohn ist auf der Suche nach Wegen, der Mutter das Sterben zu ermöglichen, und stößt gegen eine Barriere von Ärzten und Pflegern, für die das tabu ist. Ein 70 jähriges Ehepaar möchte Vorsorge treffen und sucht nach einem Medikament, mit dem sie sich, wann immer es ihnen passt, töten könnten. Ein 60jähriger ALS-Kranker will dem durch Lähmung auftretenden Erstickungstod zuvor kommen und bittet seine Frau, ihm beim Suizid zu helfen. Eine Mutter tötet ihren Sohn, der seit neun Jahren im Wachkoma liegt und nicht mehr leben will.
In all diesen Beispielen geht es um Sterbehilfe, um passive oder aktive, um indirekte oder direkte. Diese Begriffe können oft noch nicht einmal Ärzte und Staatsanwälte unterscheiden, geschweige denn ist ihnen bekannt, was in Deutschland erlaubt ist und was nicht. Dabei ist gesetzlich viel mehr möglich, als es das Tabuthema glauben lässt – das zumindest wird deutlich, wenn man verschiedenen Experten zuhört, die konträr und engagiert darüber diskutieren und den Zuschauer informieren: der Medizinrechtler und Spezialist für Patientenrechte am Lebensende Wolfgang Putz, der Palliativmediziner Prof. Gian Domenico Borasio, der Sterbehilfebefürworter Dr. Winfried Beck, die Sterbehilfebegleiterin Gita Neumann vom Humanistischen Verband Deutschlands, der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Prof. Edzard Schmidt-Jortzig und die Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Niedersachsen Dr. Margot Käßmann. Durch sie alle wird deutlich, wie groß der Mangel an Information ist und wie unnötig am Ende eine Aufweichung des § 216 wäre, wenn ganz im Sinne der Selbstbestimmung jedes Einzelnen all die Möglichkeiten der erlaubten Sterbehilfe gekannt und umgesetzt werden würden. – Ein aufrüttelnder und informativer Film von Liz Wieskerstrauch.

Zivilcourage – Gaffen oder helfen? / Reportage

Pressetext:
In der U-Bahn, in Fußgängerzonen, in Parks und auf offener Straße: In aller Öffentlichkeit, am helllichten Tag passieren in Deutschland täglich Übergriffe und Attacken – vor den Augen zahlreicher Passanten, die taten­los zusehen, wie anderen Menschen Gewalt angetan wird. Viele helfen nicht einmal dann, wenn sie gar kein Risiko eingehen, zum Beispiel indem sie die Polizei rufen.
Liz Wieskerstrauch und ihr Team wollen wissen, warum das so ist. Unsicherheit, Feigheit, Angst vor eigener Gefährdung, Gleichgültigkeit, Unwissenheit – es gibt viele mögliche Gründe, warum so wenige sich einmischen, wenn es darum geht, einem Menschen in einer Notsituation beizustehen, Zivil­courage zu beweisen. 
Mit im Filmteam: Jens Mollenhauer, 44, Polizist, Trainer für Zivilcourage und leidenschaftlicher Familienvater. Mit ihm und seinen Töchtern als „Opfer“ inszeniert das Team an stark belebten und weniger gut besuchten Orten in Hamburg Tests, die täuschend echt verbale und körperliche Attacken simulieren. Versteckte Kameras zeichnen die authentischen Reaktionen der Passanten auf. In den anschließenden Befragungen der Zeugen erhielt das Team einige überaus verblüffende Antworten… Das Ergebnis der Testreihe (die selbstverständlich keinen Anspruch auf statistische Gültigkeit erhebt): Zwei Drittel der Passanten taten nichts.
Parallel zu den Tests schildert der Film reale Geschichten von Opfern und Helfern: Ein türkischer Busfahrer in Berlin wird vor den Augen zahlreicher Fahrgäste erst attackiert und dann brutal niedergestochen, er ist schwer traumatisiert und wird wohl nie wieder Bus fahren können. Ein Mädchen wird in der U-Bahn von einem Betrunkenen beschimpft und mit einer Bierflasche am Kopf so schwer verletzt, dass sie in ärztliche Behandlung muss. Sie und ihre Freundin rufen vergeblich um Hilfe. Ein junger Mann mischt sich mutig in einen Nachbarschaftsstreit ein und wird mit einem Messer so schwer an der Hand verletzt, dass er zwei Wochen im Kranken­haus verbringen muss.
Welche Voraussetzungen begüns­tigen das Einmischen und Helfen? Welchen Einfluss haben Herkunft und Kindheit für couragiertes Handeln? Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Prof. Gerd Meyer von der Universität Tübingen beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit diesen Fragen. Er erläutert aus der Sicht der Forschung, was einen Helfer auszeichnet und warum so viele Menschen wegsehen.
Schwerpunkt des Films sind die Test-Szenen mit den zunächst ahnungs­losen Passanten und ihre Reaktionen auf die gespielten Gewaltattacken, die sich im Laufe des Films steigern: Relativ harmlos noch am Anfang die lautstarke Beschimpfung eines jungen Mädchens durch ihren Vater, dann eine handfeste sexuelle Belästigung, schließlich eine Szene, in der ein Mann ein Kind von einer Parkbank weglockt und am Ende unter einer einsam gelegenen U-Bahn-Brücke eine versuchte Vergewaltigung. Jens Mollenhauer „würgt“ und bedrängt seine Tochter, die laut wimmert und um Hilfe schreit – doch nicht nur ein Passant lässt sich vom Täter beschwichtigen und wegschicken: Momentaufnahmen aus einer deutschen Großstadt.

Aus Liebe töten – Sterbehilfe einer Mutter / Dokumentarfilm

Pressetext:
Brigitte R. hat als Mutter das Allerschlimmste durchgemacht: Mit 19, kurz nach dem Abitur, hat ihr einziger Sohn Riccardo einen Motorradunfall. Er überlebt, ist aber schwer hirngeschädigt, ein Wachkomapatient mit starken Krämpfen, der nicht essen, nicht sprechen, sich kaum bewegen kann, ohne jede Aussicht auf Heilung oder Linderung – gefangen in seinem Körper. Nur mit den Augen kann er sich mitteilen. Von seinem Vater allein gelassen, sorgt die Mutter allein für ihn, kümmert sich um Kliniken, um Rehamaßnahmen, aber sein Zustand bessert sich nicht wirklich. Ihr Ricci leidet, und sie mit ihm. Immer wieder gibt er ihr zu verstehen, dass er so nicht leben will. Neun Jahre kämpft sie für ihn, neun zermürbende, sie gänzlich überfordernde Jahre. Und als sie selbst erkrankt und um ihr eigenes Leben fürchtet, tut sie ihm diesen schwersten Gefallen, sie gibt ihm Schlafmittel in die Magensonde und versucht erfolglos, sich auch selbst zu töten.
Der Film erzählt diese bewegende Geschichte von aktiver Sterbehilfe, vom  Leiden und Sterben Riccardos vorwiegend aus der Perspektive der Mutter. Er erzählt aber auch vom Aufwachen von Brigitte R. im Krankenhaus, Haftrichter und Rechtsanwalt bereits wartend am Bett stehend, von der Anklage wegen Tötung auf Verlangen, und von einem  geradezu salomonischen Urteil durch das Schöffengericht.
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Mein Onkel – der Nazi und Mörder / Dokumentarfilm

Pressetext:
Mireille Horsinga-Renno aus Straßburg wollte für ihren Sohn Philippe ganz ohne Argwohn ein paar Fakten über die Familie zusammenstellen und entdeckte, dass ihr geliebter Onkel ein Naziverbrecher war: Der Psychiater Dr. Georg Renno, stellvertretender Leiter der Euthanasieanstalt Schloss Hartheim. Erst nach und nach kam sie ihm auf die Schliche und fiel darauf ins Bodenlose. Keine Gewissheiten mehr. Das Grundvertrauen gebrochen. Der Familienname „beschmutzt“. Ein überwältigendes Gefühl von Scham überkam sie, und dann setzten Depressionen ein. Schließlich hat sie die Flucht nach vorn angetreten und ein Buch darüber geschrieben, das im Frühjahr 2008 bei Rowohlt erscheint. Bei den Recherchen in Österreich hat sie erfahren müssen, dass ihr geliebter Onkel an der Vergasung von 30.000 Menschen Mitverantwortung trug. Am Feierabend hörte man den mordenden Psychiater Querflöte spielen, während draußen die Schornsteine qualmten!
Liz Wieskerstrauch zeichnet die schmerzhaften Schritte der Auseinandersetzung nach und begleitet Mireille Horsinga-Renno an den Ort des Massenmordes. Dort begegnet ihr ein Journalist, der kurz vor Rennos Tod ein Tonbandinterview mit ihm aufgenommen hat, sowie Angehörige von Opfern, die im Schloss Hartheim ermordet wurden – für Mireille als Angehörige eines Massenmörders ein besonders schamvoller Moment. Aber sie stellt sich der Herausforderung und nimmt es als ihr „Erbe“ an.

Familiengeheimnisse – Wenn die Wahrheit ans Licht kommt / Dokumentarfilm

Pressetext:
„All diese Familiengeheimnisse sind Lug und Trug, immer unter dem Deckmantel, wir wollten das Beste für euch“, sagt Daniel Bäde (29) aus Leipzig, der mit 13 Jah­ren durch einen Zufall erfahren hat, dass sein Vater gar nicht sein leiblicher Vater ist. Der Schock über die Täuschung war so groß, dass damit alle Gewissheiten ins Wanken gerieten. Fortan wurde aus dem guten Schüler ein Schulversager, der seine Umwelt äußerst misstrauisch betrachtet hat, der niemandem mehr etwas glauben wollte und schließlich auf die schiefe Bahn geraten ist. Erst nach erfolgrei­cher Therapie konnte er als Erwachsener seinen Karrieresprung nachholen.
„Wenn Eltern Kindern etwas verheimlichen, lernen die Kinder, ihren Wahrneh­mungen nicht zu trauen“, erklärt die Psychotherapeutin Marianne Sörensen aus Bremen, „dabei wollen die Eltern meist nur sich selbst schützen“. So erging es auch ihrer Klientin Claudia Thoms (32), die von früh an gelernt hat, das Alkoholproblem ihres Vaters möglichst zu übersehen. Dabei hat sie sich unentwegt der durch den Alkoholismus bedingten familiären Situation angepasst und untergeordnet. Seit dem macht ihr ein Schuld- und Schamgefühl schwer zu schaffen. Nun will sie endgültig das Schweigen brechen.
Hinter einer Mauer des Schweigens ist auch André Fleischer (29) aufgewachsen, in einem typischen Vierseitenhof in Sachsen. Niemand im Dorf hat mitbekommen, was hinter den Mauern und im Wald geschah: der Großvater hat das Kleinkind missbraucht. Damit der Junge darüber niemals etwas verlauten lässt, wurde ihm ein Kissen auf den Kopf gedrückt. André, inzwischen glücklich verheiratet und ein liebe­voller Vater, war lange Zeit depressiv und suizidgefährdet. Nun spricht er das erste Mal über diese Gewalterfahrungen. Wie wird seine Familie darauf reagieren?
„Die Macht des Tabus zu brechen und das Schweigen zu beenden ist ein wichti­ger Schritt zur Heilung“, sagt der Psychotherapeut Dr. Ralf Vogt aus Leipzig. Seine Frau Irina Vogt (50), selbst auch Therapeutin, hat in ihrer Familie ein politisch moti­viertes Familiengeheimnis erfahren und noch nicht einmal mit ihrer jüngeren Schwester darüber reden dürfen. Ihr Vater, ein Schriftsteller der DDR, hat für die Staatssicherheit Spionageaufträge in Westdeutschland erledigt. So wurde Irina früh zur Geheimnisträgerin und Mitverschwörerin, was die Angst um ihren geliebten Va­ter noch gesteigert hat.
Die Familiengeheimnisse, die der NDR-Autorin Liz Wieskerstrauch für diesen Film anvertraut wurden, werden mit der Ausstrahlung endgültig beendet.

Neues Glück mit alter Liebe / Reportage

Pressetext:
Werner und Romy, beide 80, sind überaus glücklich, sich wieder gefunden zu ha­ben, nach 67 Jahren! Beide sind verwitwet, waren einsam und sehnten sich zurück nach ihrer Jugendliebe. Die Fotos aus jungen Jahren weckten so viele Erinnerun­gen an damals, 1939, als sie sich mit 13 Jahren auf einem Spielplatz in Hamburg kennen gelernt hatten. Die junge Amerikanerin war gerade mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Mit 14 der erste, nie vergessene Kuss, mit 15 das Ehe­ver­sprechen, bevor auch Werner in den Krieg ziehen musste, mit 16 der Abschied. Als er nach Kriegsende zurück kam, war Romys Elternhaus ausgebombt, niemand wusste etwas von dem Mädchen. Schließlich heiratete er eine andere. 60 Jahre später, nach dem Tod seiner Frau, ließ er Romy durch das Amerikanische Konsulat suchen und fand sie in Florida.
Susanne Schmidt, 47, hat die Berliner Agentur „Wiedersehen macht Freude“ auf ihre Jugendliebe angesetzt. Mit 18 lernte sie in einer Diskothek den neun Jahre älte­ren Punker George kennen. Ein Leben voller Musik, Alkohol, Drogen, und dann die Schwangerschaft. George machte sich aus dem Staub, und Susanne heiratete ein paar Jahre später einen anderen. Nun, nach der Scheidung, sucht sie nicht nach dem Vater ihres Kindes, sondern nach der großen, wilden Liebe von damals. Doch wo ist George geblieben?
Die Suche nach der Jugendliebe wird immer mehr zum Trend. So haben sich auch Hartmut Kötter aus Bielefeld und Ursula Mühring aus Bremen, beide Mitte 60, mehr als 30 Jahre nach ihrer heimlichen Affäre auf Norderney wieder gefunden und sind ein festes Paar geworden.

Der Film lebt von der spannungsreichen Suche nach der Jugendliebe und der na­hen Beobachtung der Paare, die ihr Glück kaum fassen können, vom Schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen und der rührenden Überlegung: Was wäre, wenn wir immer zusammen geblieben wären?

Prinz ohne Land: Asfa-Wossen Asserate / Filmporträt

Pressetext:
Als junger Prinz aus dem fernen Äthiopien ist Asfa-Wossen Asserate 1968 in Deutschland angekommen. Damals, als 20jähriger, stand ihm, dem Großneffen des da­maligen Kaisers Haile Selassie, eine glänzende Zukunft bevor. Er hätte Politiker oder Diplomat werden und wie alle seine Verwandten dem Kaiserreich Äthiopien dienen sollen. Studien in Tübingen, Cambridge und Frank­furt sollten ihn auf diese Laufbahn vorbereiten. Doch aus den hoch fliegenden Plänen wurde nichts. 1974 wurde der Kaiser gestürzt, Asfa-Wossens Vater und 60 weitere Gefolgsmän­ner des Kaisers wurden hingerichtet, seine Mutter und die sechs jünge­ren Ge­schwister auf unbestimmte Zeit in Äthiopien inhaftiert – und er war in Deutschland, fern von seinem Zuhause, seiner Familie, für die er plötzlich, mit 25 Jahren, als Familien­oberhaupt verantwortlich war.
Der junge Asfa-Wossen Asserate musste sich eine ganz neue Zukunft gestalten. Der Film schildert den Weg des jungen Prinzen in Deutschland – ein Weg, der entscheidend geprägt ist von seinem äthiopischen Elternhaus und dem alles verändernden Bruch in seinem Leben. Seine europäisch geprägte Erziehung ermöglichte Asfa-Wossen in Deutschland eine neue Karriere – er wurde Journalist und Publizist. 2003 feierte Asfa-Wossen Asserate mit seinem Buch „Manieren“ große Erfolge.
Doch sein eigentliches Thema ist und bleibt Äthiopien, seine Heimat, die derzeit wieder wegen Unruhen, Inhaftierungen und Erschießungen Schlagzeilen macht und die in einen Vielvölkerstaat zu zerfallen droht. In öffentlichen Reden, in Zeitungsartikeln und in seiner Autobiographie „Ein Prinz aus dem Hause David“ engagiert sich Asfa-Wossen Asserate für sein Heimatland – und bleibt stets ein Reisender zwischen zwei Welten.

Mama, sind wir arm? Kinder am Rande der Gesellschaft / Reportage

Pressetext:
Celina, 6 Jahre alt und kindlich verträumt, lebt mit ihrer arbeitslosen Mutter in bit­teren Verhältnissen: Die Wohnung in Hamburg-Altona ist leer: keine Möbel, keine Bilder, kein Schrank, kein Teppich, kein Geschirr und keine Töpfe, lediglich eine Matratze für das Kind und ein geliehenes Zweisitzersofa, auf dem die Mutter zu­sammenge­krümmt schlafen muss. Sie hat mit ihrem Kind halsüberkopf die Woh­nung ihres Freundes mitsamt dem Hausstand verlassen müssen, denn er wurde gewalttätig. Das Sozialamt hat den Antrag auf Erstausstattung abgelehnt mit der Begründung, sie müsste längst alles Nötige besitzen. Doch die Realität sieht anders aus: Celina hat noch nicht einmal eine dicke Winterjacke. Und nur ein einziges Paar Schuhe. Mangels Küchengeräte gibt es nichts außer belegte Brote.
1,8 Millionen Kinder sind nach Schätzungen des Kinderschutzbundes in Deutschland arm, etwa 50.000 allein in Hamburg – jedes sechste Kind! Sie brau­chen nicht zu hungern und nicht zu frieren, aber sie müssen doch vieles entbehren, was für andere selbstverständlich ist.
Claudio, 11, bräuchte dringend einen Computer für die Hausaufgaben. Wenn er schwer bepackt mit seinem ge­schenkten Roller durch St. Pauli düst, sieht man ihm die Armut nicht an. Doch er schleppt gespendete Lebensmittel nach Hause, wo seine Familie zu fünft in einer 3-Zimmer-Wohnung lebt. Seine Mutter ist alleinerzie­hend, arbeitslos und lebt von Hartz IV.
Alleinerziehende Mütter und ihre Kinder sind besonders häufig von Armut be­droht. Auch Fabio, 9, und seine Mutter. Nach Abzug der festen Kosten bleiben für beide 11 € täglich. Für die notwendigsten Lebensmittel und einfache Kleidung reicht es gerade, doch für Freizeit bleibt nichts übrig. Kein Fußballverein, kein Kino, kein Zoo, kein Schwimmbad. Und Klassenreisen sind nur mit Unterstützung der Schule möglich. Als Fabios Vater die Familie verließ, reagierte der Junge mit starken Ag­gressionen und Schulproblemen. Einmal wollte er sich sogar das Leben nehmen.
Zum Glück finden diese Kinder ein wenig Unterstützung im Jesuscenter, einer Einrichtung des Diakonischen Werkes: Nachhilfestunden, eine warme Mahlzeit, Gi­tarrenunterricht, gemeinsame Spiele, und die notwendige Aufmerksamkeit. So kann verhindert werden, dass die Familien mit ihren Problemen allein bleiben und Gewalt oder Verwahrlosung überhand nehmen.
Dieser Film von Liz Wieskerstrauch hat durch seine sensible und zugleich aufrüt­telnde Art zahlreiche Zuschauer zu Sach- und Geldspenden für die Kinder animiert.

Der letzte Umzug: Mutter geht ins Heim / Reportage

Pressetext:
„Alten Baum verpflanzt man nicht“ heißt es. Und doch ziehen viele ältere Menschen noch einmal um ins Altersheim. Fast immer müssen sie  –  weil sie sich nicht mehr selbst versorgen können und weil sie von Angehörigen gedrängt werden. Mit diesem Umzug sind oft enorme Ängste verbunden: Die Eigenständigkeit aufgeben, sich fremden Men­schen und unbekannten Bedingungen ausliefern, ein Dasein nur noch unter Alten und Kranken und schließlich das Heim als Endstation. Aber nicht alle Umzüge ins Heim sind von Hoffnungslosigkeit begleitet. Dazu zeigt dieser Film einige Beispiele.
Die 79jährige  Helga Merbitz etwa musste wegen eines längeren Krankenhausaufenthaltes ihre Katze abgeben und fühlte sich seitdem sehr einsam. Sie fand einen Platz in einem Alten- und Pflegeheim mitten in Hamburg-Altona. Nach 52 Jahren in einer engen Zwei-Zimmer-Wohnung hat sie jetzt das erste Mal im Leben einen Balkon und wieder Kontakte, Gespräche und sie besucht einen Malkurs. Endlich fühlt sie sich nicht mehr allein.
Die 89jährige Witwe Irmgard Höppner besitzt eine große Wohnung direkt an der Ems in Emden. Sie schafft es kaum noch, ihre Wohnung zu verlassen. Dennoch hält sie stur an ihrem Heim fest, denn es ist seit Jahrzehnten der Mittelpunkt der großen Familie mit Kindern, Enkeln und Großenkeln. Noch kann sie selbständig wirtschaften. Doch wenn das nicht mehr klappen sollte, geht auch sie ins Heim.
Der Film erzählt an insgesamt vier Beispielen von Paaren, Männern und Frauen und deren Angehörigen von der schwerwiegenden Entscheidung, in ein Altersheim zu gehen.

Ich bring mich um!? / Dokumentarfilm

Pressetext:
Was bringt einen in den besten Lebensjahren dazu, sich umbringen zu wollen? Gesunde Menschen, beruflich erfolgreich, familiär verankert, und dennoch so verzweifelt, den Tod dem Leben vorzuziehen – warum? Dieser Frage geht Liz Wieskerstrauch in ihrer Filmdokumentation nach, und sie erhält erstaunlich of­fene Antworten von Menschen, die einen oder mehrere Selbsttö­tungsversuche unternommen haben oder permanent von Suizidgedanken ge­quält werden.
Über die tieferen Gründe von Claudia Webel, die sich mit 40 Jah­ren vom zwölften Stock eines Hochhauses gestürzt hat, können Mutter und Schwester nur speku­lieren. Offenbar hat die attraktive Frau ihren Ehrgeiz durch Kaufsucht und Betrug kompensiert. Für die Hinterbliebenen bleibt dieser gewalt­same Tod unfassbar, ein anhaltender Schock, der Schuldgefühle auslöst und Fragen aufwirft, die nie mehr zu beantworten sind.
Claudia Webel ist eines von 69 Suizidopfern der Stadt Dortmund im Jahr 2004, eines von jährlich ca 11000 Menschen bundesweit – damit sterben weit mehr Menschen durch Selbsttötung als durch Unfälle. Etwa zwei Drittel davon sind Männer. Z. B. Marc Kiwitt, 39, an sich ein lebensvergnügter Mann, selbstbe­wusst, sportlich, glücklich verheiratet, ein sunnyboy, der durch eine Le­benskrise in unüberwindbar erscheinende Depressionen gerutscht ist und – neun Jahre nach dem Suizid seiner Mutter – zwei Mal versucht hat, sich umzubrin­gen. „Man fühlt sich klein, spricht sich jede Existenzberechtigung ab und hofft nur noch, dass es bald vorbei ist.“ Dank therapeutischer Hilfe packt er sein Leben jetzt wieder aktiv an.
Als sich ihr nach einer Trennung alle möglichen Variationen von Selbsttötungs­gedanken aufdrängten, hat sich Birgit Penk, 40, sofort Unter­stüt­zung im Krisen­zentrum Dortmund geholt, so konnte sie einen Selbsttötungs­ver­such vermeiden. Ihre Psychotherapeutin Ingrid Israel erklärt: „Den meisten Men­schen geht es nicht um den Tod, sondern darum, dass eine unerträgliche Situa­tion aufhört. Das sind Ziele, die im Leben stehen.“ Vielen solcher Men­schen kann geholfen werden.

Pressereaktion, Süddeutsche Zeitung, 20. 11. 2006: Liz Wieskerstrauch dringt tief in Abgründe vor, und sie tut es auf eine derart sensible Weise, dass man vergisst, wie Medien sonst oft mit Menschen umgehen, denen derart viel Leid widerfahren ist. Was die Protagonisten von Ich bring mich um!? zu ertragen hatten, ist eigentlich kaum zu ertragen. Deshalb ist, manchmal, auch der Film nicht zu ertragen – in diesem Fall ein Beleg für Qualität.
Mittelbayerische Zeitung, 22. 11. 2006: Liz Wieskerstrauch hat bereits in mehreren preisgekrönten Filmen die Schattenseiten der menschlichen Psyche ausgelotet. Die Doku „Ich bring mich um!?“ ist kein zorniger Film geworden. Im Gegenteil: In leisen Bildern und mit einer ruhigen, eindringlichen Erzählweise schildert die Filmemacherin das Schicksal von Suizidopfern und ihrer Angehörigen, die sich vor der Kamera äußern in einer Offenheit, die zugleich erstaunt und schockiert.

Niedergestochen – Das zweite Leben der Claudia Becker / Dokumentarfilm

Pressetext:
Der Hochzeitstermin stand schon fast, da passierte das Schreckliche: Im Frühjahr 2004 wird die 25jährige Erzieherin Claudia Becker bei der Nachtschicht von einem Jugendlichen mit dem Messer hinterrücks niedergestochen. Zwei Tage schwebt sie in Lebensgefahr und muss mehrfach operiert werden. Ihr Verlobter Patrick, die Mutter, die Schwester, ihre Freunde – sie alle bangen um ihr Leben. Nach der Freude, doch überlebt zu haben, kommt bei Claudia der Schock: Wie kann sie existieren mit dem Bewusstsein, dass ein 13jähriger ihren Tod zumindest billigend in Kauf genommen, wenn nicht absichtlich ver­schuldet hat und mehr oder weniger ungestraft davon kommt? An das Geschehen selbst, das Messerattentat, kann sie sich nicht erinnern, das macht sie nur noch hilfloser. Die bis dato willensstarke junge Frau erkennt sich selbst nicht wieder. Angstzustände, Albträume, Panikattacken, ein Gefühl, als würde sie neben sich stehen, Unkonzentriertheit, Wut und unbegründete Schuldgefühle, alles das bringt sie aus ihrer bislang geradlinigen Bahn.
Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es, aber das stimmt nicht immer. Solche schwerwie­genden Angriffe auf Körper und Seele können langanhaltende Folgen haben. Deshalb hat sich Claudia Becker rechtzeitig Unterstützung von einem Psychotherapeuten geholt. Dr. Georg Pieper hat ihr sachte geholfen, sich an das verdrängte, vergessene Schreckge­schehen zu erinnern und es nach und nach in mehreren höchstspannenden traumathera­peutischen Schritten zu verarbeiten. Nach einem knappen halben Jahr traut sie sich sogar wieder zum Tatort. Und zwei Jahre später sind alle Ängste weg, die jung Verheiratete ist in gewisser Weise selbstbewusster denn je, und ob und wie der jugendliche Tä­ter zur Verantwortung gezogen wird, ist ihr inzwischen egal – von Rache- oder Versöh­nungsgedanken hat sie sich längst frei gemacht.

Pressereaktion, Osnabrücker Zeitung, 19. 7. 2006: Liz Wieskerstrauch ist eine eindringliche Dokumentation fernab jedes Voyeurismus gelungen…

Kriegstrauma – Wie Menschen mit dem Zweiten Weltkrieg leben / Dokumentarfilm

Pressetext:
60 Jahre liegt der Zweite Weltkrieg zurück. Täglich präsent sind heute noch die schweren psychischen und seelischen Belastun­gen für die Kriegsgeneration. Nach jahrzehntelangem Schweigen und Verdrängen kehren die detaillierten Erinnerungen an das Erlittene meist erst im Alter zurück, massiv und quälend – wenn das Berufsleben abgeschlossen ist. So hat auch Heinz Vetter erst, als er 80 wurde, be­gonnen, von seinen Erlebnissen auf dem Schlachtfeld zu erzählen. Vor allem die Erinnerung an den Tag, als er als 18jähriger vor der Entscheidung stand, zu töten oder getötet zu werden, lässt ihn nicht los. Jahrzehntelang hat seine Frau zwar gewusst, dass ihn der Krieg nervlich zerrüttet hatte, aber ihr Mann sprach nicht darüber. 
Ursula Wieneke aus Ostpreußen war kurz vor Kriegsende ge­rade 20 Jahre alt. Sie hat ihre Heimat verloren, Demütigungen und Vergewaltigungen erlebt und wurde nach Sibirien ver­schleppt. Auch Jahrzehnte nach dem Krieg plagten sie immer noch Albträume. Doch ihr Mann wollte nichts davon wissen und ihre Söhne bis heute nicht.
Wer­ner Leuschners Kriegskindheit in Breslau hat sein ganzes Leben bestimmt. An sei­nem sechsten Geburtstag fiel sein Vater, mit acht wurde er auf dem Land einquartiert. Kurz bevor die Dorfbe­wohner vor den Russen fliehen wollten, hat er den letzten Zug nach Hause verpasst und musste mit wildfremden Leuten ins Un­gewisse fliehen. All das hatte er erfolgreich verdrängt, sich aber zeitlebens über das Gefühl gewundert, nie und nirgendwo angekommen zu sein – das Gefühl der totalen Verlorenheit holt ihn bis heute ein. Jetzt schreibt er alles auf und erzählt manches davon sogar den Enkelkindern.
In der Dokumentation reden die Betroffenen erstmals in aller Deutlichkeit über ihre Traumatisierungen und das späte Verar­beiten des Erlebten, das ihr gesamtes Leben und das ihrer Fa­milien geprägt hat. Für die Traumatherapeutin Astrid von Friesen steht fest, dass ohne das Verdrängen die Menschen nach 1945 nicht arbeitsfähig und der Wieder­aufbau nicht möglich gewe­sen wäre.

TV-Rückblick, Der Spiegel 20/2006:
Wie Menschen mit den psychischen Folgen des Zweiten Weltkriegs umgehen, schildert dieser Film von Liz Wieskerstrauch unaufgeregt und leise. Alles lebte von historischen Bildern, die Berichte der Traumatisierten, ihrer Angehörigen und der Therapeuten machten das Elend der seelischen Verwundungen klar. Wie konnte ein Tischlermeister seine Erinnerungen an seine Kindheit voller kriegsbedingter Verlassenheit jahrzehntelang verschweigen? Wieso musste eine Familie auf die extreme schmerz- und geräuschempfindliche Genervtheit ihres Vaters Rücksicht nehmen, ohne von der Ursache zu erfahren, den Fronterlebnissen? Jetzt, nach dem Ende des Arbeitslebens, brechen die Verdrängungswälle zusammen. Man sah in dem Film weinende Großväter, alte Damen, die bis heute den Schrecken des Krieges (von Vergewaltigung bis Gefangenschaft in Russland) nicht verarbeitet haben…

Stiller Schrei – Leben nach dem Albtraum / Dokumentarfilm

Pressetext:
Sog. Großschadenereignisse, Krieg, die übermächtige Gewalt von Naturkatast­rophen, Terrorattentate, aber auch individuelle Katastrophen – wie hält die Seele das aus?
Die Erzieherin Claudia Becker wird im Frühjahr 2004 von einem Jugendlichen mit dem Messer niederge­stochen. Zwei Tage lang schwebt sie in Lebensgefahr. Sie muss mehr­fach operiert wer­den. Nachdem die körperlichen Wunden langsam vernarben, brechen die seelischen auf: ein Gefühl, als würde sie plötzlich neben sich stehen, Angstzustände, Alb­träume, Hilflo­sigkeit. Die bis dato willensstarke junge Frau erkennt sich selbst nicht wieder. Trau­matherapeut Dr. Georg Pieper hilft ihr, das traumatische Ereignis zu bearbeiten und in wenigen Wochen die Angst zu überwinden. Am Ende traut sie sich sogar wieder zum Tatort.
Der Krankenpfleger Jürgen Frommelt überlebt einen schweren Autounfall, doch seine Freundin und seine beiden Kinder sterben am Unfallort. Das wirft ihn vollkommen aus der Bahn. Er kündigt die Wohnung, gibt seinen Job auf und reist von Ort zu Ort, immer auf der Flucht vor sich selbst. Doch die Flashbacks verfolgen ihn überall hin: Er sieht das bren­nende Auto, eine Kinderhand, spürt die eigenen Schmerzen, bekommt Schweißausbrüche und Herzrasen, und alles fühlt sich so an, als würde es gerade jetzt geschehen. Nach zwei Selbstmordversuchen nimmt er endlich psychotherapeutische Hilfe an.
Die an sich lebenstüchtige Marlies Rooch bekommt Mitte 40 einen Schlaganfall, und danach quälende Panikattacken. Die Ärzte wissen nicht weiter. In einer psychotherapeuti­schen Klinik stellt man fest, dass mit der medizinischen Ursache uralte Ängste wieder ak­tiviert wurden – Ängste nach einer Kindheit voller Vernachlässigung, Gewalt, sexuellem Missbrauch. In einer Traumastation wird ihr mit den neuesten therapeutischen Methoden geholfen.
Der Film von Liz Wieskerstrauch erzählt in einer sensiblen Bildsprache von diesen Menschen, ihren Ängsten und Albträumen, und zeigt, wie posttraumatische Belastungs­störungen in ambulanter wie klinischer Traumatherapie behandelt werden.

Reaktionen:
Prof. Dr. Ulrich Sachsse:
Eine Art Elegie oder Hommage, wie ein Gemälde… Der Film macht Hoffnung und vermittelt: Es gibt eine Traumatherapielandschaft, ein Netzwerk, viele Zentren, das ist gut so, denn es entlastet die einzelnen Anbieter. Es normalisiert diese Therapieform…

Feuerwehr Seelsorge Wesel: Ihr Film zeigt sehr leise, nicht reißerisch, und sehr gut verständlich die Situation der Menschen, die ein solches traumatisches Ereignis erlebt haben…
Auszeichnung >>

Pendler-Liebe – Leben zwischen Lust und Frust / Reportage

Pressetext:
In Zeiten knapper Arbeit ist Mobilität gefordert. Immer mehr berufstätige Paare arbeiten an weit auseinander liegenden Orten, so dass ein gemeinsamer Alltag kaum noch möglich ist. „Vorteil ist, sich immer wieder neu entdecken, Nachtteil ist, die Spontaneität fällt weg“, sagt Britta Nagel. Sie ist Journalistin, hat zwei Kinder und arbeitet in Hamburg, ihr Mann ist Architekt mit eigenem Büro in Köln. Er bemüht sich, die Arbeitszeit dort auf drei Tage pro Woche zu beschränken und nutzt selbst die lange Fahrzeit zum Arbeiten.
Aber nicht jede Beziehung hält die Pendelei aus. Stefan Reim wohnt in Süddeutschland und arbeitet in der Flugzeugbranche überwiegend in Hamburg. Als seine Freundin ihn während der Schwangerschaft dringend brauchte, war er nur ab und zu an den Wochenenden zu Hause. Die Verletzungen, die daraus entstanden sind, waren selbst durch eine Paartherapie nicht mehr zu heilen. „Wenn du nicht pendeln würdest…“, das sei bei jedem Konflikt die letzte Trumpfkarte gewesen, erzählt Stefan.
Liz Wieskerstrauch schildert in ihrem Film „Pendler-Liebe“ das Leben von drei Paaren, die versuchen, Arbeit und Beziehung unter einen Hut zu bekommen.

Benimm ist in – Manieren zwischen Lässigkeit und Etikette / Dokumentarfilm

Pressetext:
Lange waren sie out – nun scheinen sie wieder in zu sein: Benimmregeln. Ein Buch mit dem Titel „Manieren“ erobert die Bestsellerlisten. Offenbar gibt es einen großen Bedarf, zumindest aber großes Interesse. Bedarf gibt es sicherlich auch – weniger, was den richtigen Gebrauch von Messer und Gabel betrifft, wohl aber für den angemessenen sozialen Umgang miteinander.
Rücksichtsvoller Umgang und gar Hilfsbereitschaft sind im Alltag wahrlich nicht gang und gäbe. Nur so ist es zu erklären, dass ein Bremer Lehrer seinen Schülerinnen und Schülern per Extra-Unterricht gute Umgangsformen eintrichtert und damit enorme Resonanz in den Medien erhält. Auch in diesem Film ist er vertreten. Dabei ist es eigentlich Sache der Eltern, bereits in der Kinderstube höfliches Verhalten zu lehren. Wie man das macht, zeigt eine Familie mit zwei Kindern.
Allerdings liegen auch Benimm-Apostel und Etikette-Prediger nicht immer richtig. Vielleicht kommt es beim Thema „Gutes Benehmen“ einfach nur darauf an, den Mitmenschen überhaupt erst einmal wahrzunehmen und ihn dann so zu behandeln, wie man es selbst gerne hätte.

Verliebt im Alter / Reportage

Zahlreiche Wiederholungen
Pressetext:
In ihrem neuen Film erzählt Liz Wieskerstrauch („Höllenleben“) vom großen Glück der letzten Liebe: Helga Albers begegnet mit 79 Jahren ihrem früheren Verehrer Hans Wolters, 80. Und es funkt gewaltig. Beide erinnern sich an ihre erste Begegnung auf der „Bremer Flanier- und Poussiermeile“, er in Ausgehuniform, sie im Kostüm, und das Flirten von damals lässt sie heute noch erröten. Doch die letzten 60 Jahre mit Ehe, Kinder, Beruf haben jeden anders geprägt. Werden sie dennoch zueinander finden? Helga Albers‘ Erwartungen sind hoch. Sie hat das Alleinsein satt. Ihr fehlt nicht nur Zärtlichkeit, auch Sex, sagt sie. Hans Wolters freut sich, „seiner Helga“ seine Stadt, seine Wohnung, die ganze Umgebung zu zeigen. Ihm fehlt vor allem das Gespräch, sagt er.
Alfred Hoffmeister, 96, ganz Grandseigneur und Charmeur, und Sigrid Madsen, 82, eine Dame mit Herz und sozialer Verantwortung, sind seit drei Jahren verlobt. Sie leben beide in einem Seniorenstift, noch immer in zwei getrennten Wohnungen, aber eigentlich sind sie fast immer zusammen, inzwischen auch nachts. Zwei Jahre lang hat Alfred Hoffmeister beharrlich um sie geworben. Doch Sigrid Madsen, die in ihrem bisherigen Leben in keiner festen Beziehung gelebt hat, ließ sich durch keine Einladung, kein Geschenk gewinnen. Doch eines Tages gab er ihr einfach einen Kuss.
Auch Werner Tonne, 90, und Lucie Buchholz, 85, leben in einem Seniorenwohnheim. Der Zufall hatte ergeben, dass sie am selben Tag in zwei Wohneinheiten nebeneinander eingezogen sind. Es war Liebe auf den ersten Blick, darin sind sie sich einig. Wenn er sie umarmt, hat er Herzklopfen. Sie beschenken sich mit gegenseitiger Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit und mit Komplimenten: „Du bist so lieb“. „Du bist so klug“. „Du bist schön“. Wenn nur die Angst nicht wäre, einer könnte den anderen verlieren.

Eine Woche auf Station 14 – Alltag im Krankenhaus / Dokumentarfilm

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Pressetext Nordmedia:
Die Krankenschwester Angela leitet eine chirurgische Station in einer großen Klinik in Bremen. Sie und der Krankenpfleger Matthias werden in diesem Film bei ihrer anstrengenden Arbeit begleitet. Manchmal geht es dabei auch um Leben und Tod, da auf dieser Station auch Krebspatienten betreut werden. Für Schwester Angela und den Pfleger Matthias ist der gute Kontakt zu den leidgeprüften Kranken das Wichtigste an ihrem Beruf – auch wenn ihnen dafür nicht genug Zeit bleibt. Das Mitfühlen und Hoffen für die Patienten begleitet die beiden ständig. Vor und nach einer Operation ist die Bertreuung, die emotionale Zuwendung wichtig. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen lassen hier niemanden kalt.
Filmförderung >>

Die verrückten Wechseljahre / Dokumentarfilm

Pressetext:
„Midlifecrisis klingt viel besser als Wechseljahre. Wechseljahre klingt wie Todesurteil“, sagt eine der Betroffenen, und die Aussagen vieler anderer bestätigen dies. Manche finden aber auch, „dass die Wechseljahre das beste sind, was mir passieren konnte.“
Lebenserfahrene Frauen um die 50, deren Körper plötzlich dicker, schlaffer, in jeder Hinsicht anfälliger werden, die unter ständigen Hitzewallungen, oft unter Schlafstörungen leiden. Sie schlucken Hormone, um der gefürchteten Osteoporose zu entkommen oder ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu finden. Oder verzichten aus Angst vor Krebs auf die Hormone und probieren tausend andere Mittel gegen die Qualen der Wechseljahre. Sie alle leben in einer Umbruchphase, bis Körper, Geist und Seele wieder im Einklang sind.
Nicht immer ist klar, ob es wirklich die Wechseljahre sind, die einem zu schaffen machen, oder eher die Lebensumstände: Die Kinder gehen aus dem Haus, die Eltern werden krank oder sterben, langjährige Beziehungen gehen zu Ende, das sexuelle Empfinden verändert sich, das Alter wird sichtbar, der Tod rückt spürbar näher. Doch der Tunnel hat irgendwann ein Ende, und die Frauen ziehen Bilanz, entdecken neu gewonnene Freiräume, entwickeln Perspektiven für den letzten Lebensabschnitt. So manche stürzt sich jetzt erst wild ins Berufsleben oder erfährt eine neue Liebe.
In diesem Film berichten Frauen von ihren Erfahrungen mit diesen verrückten Jahren. Jede erlebt die Wechseljahre anders und viele versuchen, dieses Wechselbad der Gefühle zu nutzen für neue Erfahrungen und neue Anfänge.
Nominierung>>

Höllenleben – Der Kampf der Opfer
Ritueller Missbrauch in Deutschland / Dokumentarfilm

Der Radio Bremen – Tatort „Abschaum“ bezieht sich auf die beiden „Höllenleben“-Dokumentationen.
Der Filmregisseur Leander Haußmann arbeitet an einem Kinofilm zum Thema.
ARD Pressetext:
Sandra und Antje sind beide aufgewachsen in satanistischen Zirkeln, sind als Kinder missbraucht und gefoltert worden. In dem Film „Höllenleben – Der Kampf der Opfer“ erzählen sie von schwarzen Messen in einer Kirche, Ritualen auf dem Friedhof, Folter und Kindstötungen. Seit mehr als zehn Jahren hatten die Geschwister keinen Kontakt zueinander. Jetzt haben beide unabhängig voneinander den Mut gefunden, Anzeige zu erstatten gegen Unbekannt und – gegen ihre eigenen Eltern. Und ihre Aussagen sind identisch.
Den Entschluss dazu haben sie nach der Ausstrahlung des Films „Höllenleben“ im Dezember 2001 im Ersten gefasst. Ein Film, der erzählte, wie Nicki, eine durch rituellen Missbrauch schwer traumatisierte Frau, sich auf die Spurensuche nach Tätern und Tatorten gemacht hat. „Höllenleben – Der Kampf der Opfer“ zeigt, wie es weiterging mit Nicki, stellt einen erneuten Versuch dar, sich dem Thema „ritueller Missbrauch in Deutschland“ zu nähern. Etliche Frauen, die sich gemeldet haben, bestätigen Nickis Geschichte. Z. B. Karin, die wie Nicki Opfertötungen miterlebte, oder Katharina, die Nicki im Film wiedererkannte und darüber hinaus noch Nickis Erinnerung an einen Täternamen bestätigt. Auch sie hat Anzeige erstattet. Fast alle Opfer werden früher oder später selbst zu Tätern gemacht. Sie werden gezwungen, sich selbst schuldig zu machen, damit sie niemals aussagen. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, hat Annette Selbstanzeige erstattet, sich bezichtigt, einen Menschen getötet zu haben. Sie ist, wie Karin, wie Sandra, nicht multipel, also nicht, wie viele andere Opfer, als Folge der erlittenen Qualen in mehrere Identitäten gespalten. Das erhöht zum einen die Glaubwürdigkeit aller und zum anderen die Chancen für tatsächliche Ermittlungen.
Wie in diesen Fällen ermittelt wird und warum in anderen Fällen die Opfer zwar keine Anzeige erstatten, aber anonym aussagen wollen, davon erzählt diese weitere Filmdokumentation. Autorin Liz Wieskerstrauch hat für ihren ersten Film zum Thema „Die Seele brennt – Annäherung an eine multiple Persönlichkeit“ (HR/WDR 2001) den Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes erhalten und wurde für ihren zweiten Film zum Thema „Höllenleben – eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche“ für den Adolf Grimme-Preis nominiert.

Pressereaktionen:
WAZ:
Autorin Liz Wieskerstrauch blättert in ihrer sehenswerten Reportage noch weitere Fälle von rituellem Missbrauch in Deutschland auf, die als direkte Reaktion auf ihren Film „Höllenleben“ aktenkundig wurden. Was sie an Material und Aussagen zusammenträgt, fügt sich auch in der Fortsetzung „Höllenleben – Der Kampf der Opfer“ zu einem erschütternden Porträt, zumal Wieskerstrauch auch die Arbeit der ermittelnden Behörden kritisch beleuchtet…

Kurier, 26. 6. 2003: 18 Monate hat die Filmemacherin recherchiert – und dabei erschütternde Details ans Tageslicht befördert…

Süddeutsche Zeitung, 24. 6. 2003: Nach diesem äußerst drastischen Film kann Satanismus von niemandem mehr guten Gewissens verharmlost werden, weder in seiner Verbreitung noch in seiner widerlichen Brutalität…

Thüringer Allgemeine, 25. 6. 2003: Liz Wieskerstrauch ringt klug und nützlich für die Opfer. Sie verfällt nicht einmal in Aufklärungseifer, sie hält sich zurück, bleibt sachlich, beinahe unterkühlt. Dadurch bekommen die schrechklichen Erlebnisberichte starkes Gewicht. Die richtigen Fragen an die richtigen Leute offenbaren Ohnmacht und Unwillen des Staates. Die Opfer habe keine Lobby…

Gezeichnete Erinnerungen einer Kindheit voller Gewaltrituale

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Höllenleben – Eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche / Dokumentarfilm

Hohe Einschaltquote, zahlreiche Zuschauerreaktionen und Presseberichte, u. a.:
Frankfurter Rundschau, 12.12.2001, von Bettina Schulz
Die 40-jährige Nicki teilt sich ihren Körper mit zahlreichen anderen Personen: Frauen, Männern und Kindern. Ein ärztliches Gutachten bescheinigt ihr eine multiple Persönlichkeit. Wie die meisten Betroffenen wurde auch Nicki als Kleinkind traumatisiert. Die Spaltung eines Menschen in unterschiedliche Personen wird durch schwerste körperliche und seelische Gewalterfahrungen ausgelöst.
Eine Person allein kann die Gewalt nicht ertragen. Nach zehn Jahren Therapie fassen Nicki und ihre „Innenpersonen“ einen mutigen Entschluss: Sie wollen aufdecken, aufklären und nehmen Kontakt mit der Bremer Filmemacherin Liz Wieskerstrauch auf.
In ihrem ersten Film-Porträt einer multiplen Frau, „Die Seele brennt“, hat Liz Wieskerstrauch den Alltag einer Multiplen gezeigt. Ihr neuestes Projekt „Höllenleben“ geht einen Schritt weiter. Das Filmteam begleitet mit laufender Kamera Nicki und ihre Innenpersonen auf der Täter- und Spurensuche. Die Reise führt zurück an die Orte ihrer Kindheit – Tatorte in Wäldern, Burgen und Ruinen, auf Friedhöfen und an Flüssen. Präzise erinnern sich Nicki und unterschiedliche Innenpersonen an die seelischen und körperlichen Grausamkeiten, die ihnen im Kindesalter angetan wurden: Folter, Vergewaltigung und ritueller Missbrauch durch eine satanistische Sekte. Nur zwei der zahlreichen Täter sind Nicki bekannt: die inzwischen verstorbene Mutter und der Stiefvater. Die anderen Satanisten blieben hinter rituellen Masken und schwarzen Umhängen verborgen.
Einfühlsam nähert sich die Autorin den verschiedenen Innenpersonen. Und diejenigen, die hervortreten, gehen in ihrer Erinnerung und unter großen Schmerzen ein weiteres Mal durch die Hölle. Der Autorin ist ein bewegender Film gelungen, der das Thema ritueller Missbrauch an Kindern in radikaler Deutlichkeit an die Öffentlichkeit bringt. „Wir wollen aufklären, ohne zu schocken“, so Liz Wieskerstrauch, „doch das gelingt nicht, denn der Inhalt, der erzählt wird, ist schlicht schockierend.“ Am Ende des Films erstattet Nicki Anzeige bei der Polizei. Nach der Ausstrahlung am heutigen Mittwoch werden die Ermittlungen aufgenommen.

Der Spiegel, 50/2001: Eine verstörende Dokumentation, nichts für schwache Nerven. Und leider eine wahre Geschichte. Die Polizei ermittelt…

Neue Westfälische, 14. 12. 2001: Die Schilderungen der Frau, am Mittwoch in der ARD ausgestrahlt, haben mehrere Staatsanwaltschaften veranlasst, Ermittlungen aufzunehmen…

Die Glocke, 14. 12. 2001: Schwierige Ermittlungen nach „Höllenleben“-Film…

Westfalenblatt, 14. 12. 2001: Polizei nimmt Vorwürfe ernst, Ermittlungen eingeleitet…

Südwestpresse, 11. 12. 2001: Eine außergewöhnliche und spannende Reportage über eine multiple Persönlichkeit…

taz bremen, 12. 12. 2001: Die Filmdokumentation der Bremer Autorin Liz Wieskerstrauch ist sehr überzeugend…

WAZ, 11. 12. 2001: Eindrucksvolle Dokumentation…

Bremer: Ein bewegender Film…
Nominierung für den Adolf Grimme-Preis >>

Wo die Liebe hinfällt – Paare mit großem Altersunterschied / Dokumentarfilm

Pressetext:
Sie ist 30, er 66. Diese Meldung sorgte für Schlagzeilen. Kein Wunder: Denn er ist Rudi Carrell, einer der populärsten Showmaster des deutschen Fernsehens. 36 Jahre Altersunterschied – kann diese Ehe gut gehen?
Immer mehr Deutsche werfen Vorurteile und Traditionen über Bord und tun es einfach. Was macht diese Menschen trotz ihres Altersunterschieds und ihrer unterschiedlichen Lebenserfahrungen zu Paaren? Rundum alle bestreiten, dass die Altersdifferenz in ihrer Beziehung irgend eine Bedeutung hätte. Spürbar wird sie trotzdem. Und natürlich stehen die Eheleute besondere Konflikte und Krisen miteinander durch, bis sie ihre Wege und Rollen gefunden haben – oft quer zur üblichen Geschlechterrollenverteilung.
Richtig ist aber auch die Feststellung, dass sie sich sehr viel Mühe miteinander geben und den anderen in seinem Anderssein respektieren. Vielleicht ist das das Geheimnis der Paare mit großem Altersunterschied.
Liz Wieskerstrauch hat drei Paare begleitet und befragt – und hinreißende Einblicke erhalten: Er, 83, erfolgreicher Maler mit großen Kunstausstellungen, in sechster Ehe seit zwei Jahren verheiratet mit ihr, 22, bäuerlicher Herkunft, seine Assistentin, Schülerin, Pflegerin, Muse, Nachlassverwalterin in spé.
Sie, 47, Fotografin und Filmcutterin mit drei Kindern aus der früheren Ehe, seit sechs Jahren liiert mit ihm, 30, Physikstudent aus Indien, getrennt wohnend, ein intellektuelles Paar ohne Scheu vor Auseinandersetzungen.
Er, 50, Finanzbeamter, für den das Leben immer seine Ordnung hatte, frisch verheiratet mit ihr, 27, einen Kopf größer als er, Krankenschwester in der Ausbildung, streitlustige Lebenschaotin mit zwei Kindern, die fern von ihr beim Vater wohnen.

Das neue Leben der Hera Lind / Filmporträt

Pressetext:
Vor einem Jahr – strahlendes Glück auf den Titelblättern der Boulevard-Presse: Die Erfolgsautorin Hera Lind („Das Superweib“) hatte die Liebe ihres Lebens gefunden. Sie verließ ihren langjährigen Lebensgefährten und zog mit zwei ihrer vier Kinder zu ihrer neuen Liebe nach Österreich. Seitdem lebt sie mit dem ehemaligen Hotelmanager des Traumschiffs „MS Deutschland“ Engelbert Lainer zusammen. Die beiden wollen heiraten. Ihr erstes gemeinsames Projekt – ein Hotel in landschaftlich reizvoller Region – haben sie aufgegeben. Die beiden kleinen Töchter Hera Linds wohnen nun bei der Mutter, die beiden Söhne kommen in den Ferien zu Besuch.
Das neue Leben der Hera Lind steht unter einem selbsterzeugten öffentlichen Glückszwang. Jahrelang galt sie als erfolgreiche Karrierefrau und patente Mutter, die bravourös beides unter einen Hut bekommt. Ein „Superweib“ eben. Durch die unerwartete Trennung vom Vater ihrer Kinder und von den beiden Söhnen ist sie vom Sockel gestürzt und öffentlich als treulose Rabenmutter beschimpft worden. Sie habe damals ihr angeblich harmonisches Familienleben vermarktet und versuche dies nun auch mit ihrer neuen Liebe, wird ihr vorgeworfen.
Ihr Leben hat sich radikal verändert. Kann Hera Lind ihre – mediengerecht präsentierte – Verliebtheit in den Alltag retten mit einem Mann, der von ihr finanziell abhängig ist? Wie erlebt sie die Trennung von ihrem Leben in altgewohnter Umgebung, von ihren Söhnen? „Menschen hautnah“ beobachtet das neue Leben der Hera Lind und wirft einem Blick hinter die Fassade einer erfolgreichen „öffentlichen Frau“ und ehemaligen Parademutter.

Die Seele brennt – Annäherung an eine multiple Persönlichkeit / Dokumentarfilm

Pressearchiv WDR „Menschen hautnah“:
Sie ist 23 Jahre alt und hat eine dreijährige Tochter. Sie ist eine junge Frau – und sie ist auch ein kleiner Junge, ein Mädchen, ein Kleinkind sogar, dann wieder ein cooler Typ, eine Traurige, eine Verängstigte, ein Kämpfer und Verteidiger, eine exakt Analysierende, Reflektierende, mal weiblich, mal männlich identifiziert. Robin ist eine multiple Persönlichkeit infolge einer tiefen Traumatisierung als Kind. Sie hat gelernt, damit zu leben, dass in unterschiedlichen Situationen verschiedene Innenpersonen auftauchen und die Regie übernehmen. Sie weiß, dass sie schon als Baby und Kleinkind systematisch gequält und missbraucht wurde. Um diese Situationen organisierter Gewalt seelisch zu überleben, hat sich ihre Psyche in mehrere Persönlichkeiten aufgespaltet. Eines dieser Innenkinder, die „kleine Prinzessin“, hängt noch immer an ihrem Peiniger, obwohl andere Innenpersonen ihn den Haupttäter nennen, der sie bei satanischen Messen foltern ließ.
Mit Hilfe einer Therapie hat Robin einen besseren Einblick in ihr kompliziertes Innenleben gewonnen und weiß die verschiedenen Persönlichkeiten mit ihren unterschiedlichen Charakteren, Neigungen und Begabungen zu schätzen. Sie hat gelernt, Menschen zu vertrauen. Ihre Tochter liebt sie über alles – und beschützt sie, so gut es geht, vor ihren abgründigen Personenwechseln.
Ein Film mit tiefen Einblicken in eine schwer verletzte Seele, ein aufrüttelndes Dokument über die Folgen frühkindlichen Missbrauchs.

Filmkritik aus „Bremer“: Das Besondere an diesem Porträt ist, dass es der Filmemacherin und ihrem Team, das nur aus Frauen bestand, gelungen ist, im Laufe der Dreharbeiten das Vertrauen von Robin zu gewinnen, und dass sie deshalb alle Innenpersonen kennen lernen und filmen durfte…
Film- und Fernsehpreis >>

Mitten im Film / Roman

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Umschlagtext:
Die ehrgeizige Journalistin Maike und den Kameramann Christopher verbindet mehr als eine Arbeitsbeziehung. Maike fühlt sich vor allem durch die Geschichten angesprochen, die Christopher ihr anvertraut und zumutet, Geschichten von gegenwärtigen Affären und vergangenen Lieben. Ihm hingegen wird erst während gemeinsamer Dreharbeiten im Bürgerkriegschaos von Sarajewo klar, dass sie mehr für ihn ist als einfach eine nette Kollegin. Doch immer wieder gelingt es der Schauspielerin Sara, den Kameramann um den Finger zu wickeln, während Maike ehrlich bemüht ist, auch in quälender Eifersucht nicht in die üblichen Verhaltensmuster zu verfallen. Christopher ist nicht nur bezaubert von Sara, sondern das durch sie in ihm erneut zum Leben erweckte Bild seiner ersten Freundin und großen Liebe, das trotz seiner – mittlerweile geschiedenen – Ehe und seiner Tochter nicht ausgelöscht werden konnte, schlägt ihn abermals in Bann. In dieser ungeheuren Kollision der Gefühle sucht und findet er immer wieder ein Refugium in den Songs von Bob Dylan. Da Sara ebenso attraktiv wie unnahbar ist, spürt Maike im Filmarchiv ihrer Vergangenheit nach und stößt auf deren Engagement als Atomkraftgegnerin in Gorleben. Bei einem Besuch im Wendland erfährt Christopher, wie Sara auch als Mutter mit den nicht immer gefahrlosen Protesten ihres heranwachsenden Sohnes gegen die Castor-Transporte konfrontiert ist. Schließlich ist es so weit, Sara kann ihren eigenen Spiellfilm realisieren und sie beauftragt Christopher mit der Kameraführung. Doch dieser Job wird für ihn zur Tortur.
Liz Wieskerstrauch erzählt eine Dreiecksgeschichte, bei der bis zum Ende offen bleibt, wie sie ausgeht, eine Geschichte von der Faszination des Erzählten, eine Erzählung aus der Perspektive der Kamera, die die Ereignisse Mitte der 90er Jahre pointiert und in kraftvoller Sprache wiedergibt, bis hin zu erotischen, voyeuristischen Momenten.
Stipendium >>

In den Mohnfeldern / Roman

Umschlagtext:
Liz Wieskerstrauch verarbeitet das Thema Heimatverlust aus einer neuen Perspektive: aus der Sicht der Nachgeborenen. Beschrieben wird die Geschichte einer oberschlesischen Großfamilie von der Jahrhundertwende über zwei Kriege bis heute. Es ist eine äußerlich heile, innerlich jedoch zerrüttete Familie. Dies ist vor und während des Krieges kaum spürbar, führt dann aber mit dem Verlust des Großgrundbesitzes und allen dazugehörenden Privilegien zum familiären Desaster. Für die älteren Familienmitglieder ist der Heimatverlust unüberwindbar. Die Jüngeren nehmen den Zusammenbruch letztlich doch als Chance zu einem Neubeginn.
Erzählerin ist Madeleine-Luise, genannt Malu, die die einzelnen Schicksale hinterfragt und die Folgen der weiteren Entwicklung zu verstehen sucht. Erzählung und Analyse greifen ineinander. „Du treibst Schindluder mit unserer Geschichte“, wirft man ihr vor, weil sie zu fragen wagt und mit ihren Spekulationen nicht immer nur das trifft, was als angenehme Wahrheit festgeschrieben wurde. Malu empfiehlt die überlieferte Erinnerung als Täuschung und erfindet gegen das Verschweigen Geschichten: von ritterlichen Vorfahren, vom Tod, vom Begehren, von Überlebenden, Mitläufern und Widerstehenden – vom kollektiven Selbstmord polnischer Offiziere beim Tangotanzen. „So muß es gewesen sein“, behauptet Malu. „Das Erbe der Heimatvertriebenen lastet schwerer als drei Schlösser, ein Gutshaus und Tausende Hektar drumherum“, stellt sie schließlich fest und reist nach Schlesien, um zu sehen, wie die Polen sich das Land zur Heimat gemacht haben. Erst dort erfährt sie die eigentliche Wahrheit: „Womöglich war alles anders.“

Pressereaktionen:
Wilhelmshavener Zeitung:
Mit ihrer straffen Sprache malt die Schriftstellerin mit wenigen Strichen beeindruckende, oft beklemmende Bilder, mit denen man zugleich die gestaltende Hand der versierten Filmemacherin spürt. Da fesselt die scheinbar lapidare Schilderung von Verfolgung, Mord und Totschlag, um im nächsten Augenblick die unauslöschliche Szene vom Tod als letzter Würde einzubrennen, wo sich polnische Offiziere durch kollektiven Selbstmord der „Entehrung“ entziehen…

Jeversches Wochenblatt: Das Besondere an dem Roman der gebürtigen Nürnbergerin ist die Sichtweise. Nicht eigenes Erleben prägt die Geschichte, in der die Flucht aus Schlesien und der Zweite Weltkrieg einen zentralen Raum einnehmen, sondern der Blickwinkel der Nachgeborenen. Imaginationen vermischen sich mit Tatsächlichem, ohne die Erzählungen mit verschnörkelter Phantasie zu überladen. Die distanzierte Herangehensweise schützt die Erzählerin vor Ausschweifungen, läßt die Familiengeschichte als das erscheinen, was sie im Nacherleben der Nachfahrin nur sein kann: eine Interpretation, aber eine, die weder an Wahrheit noch emotionaler Lebendigkeit entbehrt…

Nordwest-Zeitung: Worte verwandeln sich in Bilder und Sätze in Landschaften…

Hugo Dittberner: Viel Aroma und Stimmung einer Zeit, die schon ganz entfernt zu sein schien. Ein solider Erzählstrom mit vielen schönen sensualistischen Einfärbungen. Und wie aufregend und nützlich ist ein genealogisches Lesezeichen…

Dieter Wellershoff: Es ist ein heute ungewohntes und deshalb auch kühnes Unterfangen, im Rahmen einer Familiengeschichte die größere Geschichte einer Landschaft und einer untergegangenen Gesellschaftsform zu erzählen und Gegenwart und vergegenwärtigte Vergangenheit miteinander zu verschränken, so daß man dieselben Menschen fast simultan in verschiedenen Lebensaltern sieht. Sehr gelungen und anschaulich auch das gutsherrliche Leben in Schlesien…

Erika von Hornstein: Was für eine kraftvolle Sprache…
Literaturpreis >>

Schreiben zwischen Unbehagen und Aufklärung – Literarische Portraits der Gegenwart / Schriftstellerporträts

Schriftstellerportraits: Erich Loest, Jutta Heinrich, Eva Demski, F. C. Delius, Hannelies Taschau, Gert Heidenreich, Grete Weil, Katja Behrens, Lothar Baier, Ingeborg Drewitz

Aus dem Vorwort: Wenn Worte gegen das Vergessen eingesetzt werden, wenn sie der Zukunft vorauseilen und sie zu bestimmen versuchen, wirken sie friedensstiftend. Literatur also verändert die Welt kraft ihrer Imagination… Gegen atomare Sprengkörper anzuschreiben, die beiden Machtblöcke mit Worten überzeugen zu wollen – beides kann sich dem Vorwurf des Anachronismus kaum entziehen. Was übrig bleibt ist das Schreiben gegen die Vergeblichkeit… Wie korrespondiert die politische Situation mit der individuellen Entwicklung? Wie verändert die äußere Wirklichkeit persönliche Träume und Entscheidungen? Inwieweit greift die Politik in die Biogrpahie des Einzelnen ein? In den Portraits werden Standpunkte diskutiert, die um diesen Punkt kreisen, schon um denjenigen Paroli zu bieten, die noch immer die Meinung vertreten, engagierte Literatur könne gar keine literarische Qualität aufweisen, um diesen Besserwissern, nach denen jede Begabung ein Sichaussetzen automatisch verbiete, das Gegenteil vorzuführen: Schließlich kann nur notwendige Literatur authentisch sein…

Wetzlaer Zeitung:
Schreiben als Widerstand, Schreiben um zu verarbeiten, Schreiben um zu überleben… Gute Portraits deutscher Autoren und Autorinnen… Liz Wieskerstrauch ist es gelungen, ein anschauliches Bild vom Leben und Schreiben zeitgenössischer Autoren zu vermitteln…

Spurensuche / Roman

Aus dem Buchcover: Vorliegender Roman ist eine Synthese aus fiktiven Alltagsgeschichten und der politischen Chronik des Jahres 1977…

Inge Zenker-Baltes: In ihrem ersten Roman „Spurensuche“ gelingt Liz Wieskerstrauch beklemmend genau die Schilderung einer in den späten 70er Jahren herrschende Stimmung allgemeiner Unsicherheit. Die Furcht vor Denunziation, die Scheu vor Parteinahme, das Erschrecken vor Rechts- und Linksradikalismus lassen den politischen Bereich massiv auf den privaten übergreifen… Ein spannendes, flüssig geschriebenes Buch, das zum Nachdenken anregt und Handlungsimpulse vermittelt, ohne schlichte Lösungen anzubieten…
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